Trendsport Freitauchen/Freediving:
Badenerin Christin Gerstorfer zur Freitaucherin des Jahres 2023 gekürt
Keine Österreicherin ist ohne Hilfsmittel bisher tiefer getaucht als Christin Gerstorfer. Die 24-jährige Badenerin hält mit 46 Metern den österreichischen Nationalrekord im Freediving (Freitauchen). Sie erreichte diese Rekordtiefe ohne Sauerstoffflasche und ohne Flossen, mit nur einem einzigen Atemzug. Im Apnoe-Tauchen, Freediving oder Freitauchen gilt diese Disziplin als die Königsdisziplin. Insgesamt ist Christin bereits vierfache Rekordhalterin im Freitauchen.
BADEN. Ein Rekordversuch muss bei einem Wettbewerb stattfinden oder vorher angemeldet werden. Dann wird ein Seil in das Wasser gehängt. Es dient zur Orientierung beim Abtauchen und zum Markieren des Ziels.
Ein tiefer Atemzug und dann geht's ab in die Tiefe. Erreicht die Freitaucherin das gesetzte Ziel, reißt Sie ein Stück Klettband, einen sogenannten Tag, ab. Dieses wird nach der Rückkehr nach oben als Beweis vorgezeigt, dass man tatsächlich unten war.
In rund 2 Minuten in 46 Meter Tiefe
Christin benötigte für diesen Rekord-Tauchgang rund 2 Minuten. "Der schönste Teil beginnt ca. ab 30 Metern Tiefe", schwärmt Christin. "Da bin ich im freien Fall, schwerelos, für mich fühlt es sich an wie eine Art Reset, die totale Entspannung." Das hat biologisch-physikalische Hintergründe, denn beim Freediving - und nur dabei - werden die Gefäße im Gehirn und in den Extremitäten trainiert. Freilich ist es auch anstrengend, sehr sogar. "Wasser im See, das oben 20 Grad hat, hat ab 12 Metern Tiefe noch 14 Grad und ab 30 Metern nur noch 4 Grad. Anstrengend ist aber vor allem das Auftauchen", sagt Christin. "Man arbeitet sich nach dem Motto "drei Schritte vor und zwei zurück" nach oben. Damit nichts passiert, kommt dir ein Buddy entgegen. Schließlich macht man das alles mit nur einem Atemzug." Damit der Versuch schlussendlich gewertet wird, muss die Freitaucherin oben mit einem "Protokoll" zeigen, dass sie alles gut überstanden hat. "Innerhalb von 15 Sekunden muss ich die Maske abnehmen, dann den Nasenclip. Dann muss ich das Okay-Zeichen geben und I'm okay rufen - genau in dieser Reihenfolge. Und dann noch 30 Sekunden warten."
Die größte Gefahr beim Freediving ist es, über seine Grenzen zu gehen und sich zu sehr zu verausgaben. Das kann in einem "Blackout" (Ohnmacht) enden. Auch Christin hat das schon einmal erlebt, es passierte ihr nach dem Auftauchen. "Es hat mir gezeigt, dass ich vorsichtiger sein muss!"
Nichts desto trotz hält sie auch noch einen zweiten nationalen Rekord - 60 Meter Tiefe mit Bifins (jeweils eine lange Flosse pro Fuß), wobei sie zweimal ihre eigenen Rekorde gebrochen hat, also bereits vier Rekorde aufgestellt hat. Ihr größtes sportliches Ziel: "In ca. zehn Jahren, wenn Freitauchen olympische Disziplin sein wird, will ich für Österreich dabei sein. Meine besten Jahre kommen gerade.“
Zur Person
Seit ihrer Kindheit ist die sportliche junge Frau vom Wasser und vor allem vom Unterwasser fasziniert. Dass Freitauchen auch ein Sport ist, erkannte sie mit 16, während eines Urlaubs in der Karibik. Bei einem Freediving-Kurs erlernte sie innerhalb von drei Tagen die Basics, die sie fast alle schon instinktiv konnte, und tauchte bereits in 30 Meter Tiefe. "Es war faszinierend und ich beschloss, weiterzutrainieren."
Ihr Lungenvolumen umfasste damals ca. 4,5 Liter, heute sind es 6,2 Liter. Doch nicht nur körperliche Voraussetzungen sind für Rekorde hilfreich, sondern auch eine große mentale Stärke. Für Angsthasen ist dieser immer beliebtere faszinierende Sport nichts. Denn "da unten" kann es Überraschungen geben, in Form von Schiffswracks oder Tieren, und das alles oft in absoluter Dunkelheit.
"Körper und Geist sind bei diesem Sport in einem extremen Bereich gemeinsam gefordert wie sonst nirgends."
Christin Gerstorfer (24) stammt ursprünglich aus Horn und zog mit ihren Eltern nach Baden, wo sie heute noch lebt. Ihre Eltern sind beide Anästhesisten. Neben der Faszination fürs Wasser fand Christin auch an vielen andere Sportarten und Tätigkeiten Gefallen. Sie maturierte an der HLA Baden und absolvierte das Tourismusmanagement-Studium an der FHWien, das sie im Vorjahr mit dem Bachelor abschloss. Alle Prüfungen von der Matura bis zum Bachelor absolvierte sie mit Sehr gut. Und das alles neben ihrem Freediving-Training. Ihr sportliches Ziel:
"Wenn Freediving oder Freitauchen als olympische Disziplin zugelassen wird, der Antrag läuft gerade, möchte ich in zehn Jahren bei Olympia mit dabei sein!".
Sie trainiert beim Club Divestyle in Wien, dem größten österreichischen Apnoe-Verein. Apnoe bedeutet Nicht-Atmen.
Neben dem 46 Meter-Tiefenrekord ohne jedes Hilfsmittel hält Christin Gerstorfer auch noch den nationalen Rekord im Freitauchen in die Tiefe mit zwei Flossen (Bifins) - 60 Meter
Christin erhielt im Februar den Austrian Apnea Award als Freitaucherin des Jahres 2023.
Ihr nächstes großes Ziel winkt im Mai 2024: Da wird sie als Vertreterin des österreichischen Nationalteams im Freitauchen am CMAS World Cup Depth auf den Philippinen teilnehmen. "Ich will dort alle bestehenden CMAS-Nationalrekorde brechen!"
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