Alles besser in Finnland?

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BADEN/FINNLAND. Das EU-Programm Erasmus+ gibt Lehrkräften jedes Jahr die Möglichkeit, Schulen anderer EU-Staaten kennenzulernen. Die Badener Pädagogin Mag.a Beate Jorda, die an der BHAK/BHAS Baden Englisch und Geschichte unterrichtet, nutzte die Einladung des Bildungsministeriums und bewarb sich um einen 14-tägigen Pädagogischen Aufenthalt in Tampere, Finnland.

Nach einem recht langwierigen Anmelde- und Auswahlverfahren erhielt Beate Jorda die Möglichkeit, an einem finnischen Gymnasium mit technischem Schwerpunkt (in Österreich wäre das ein Oberstufengymnasium; die Langform des Gymnasiums wurde in Finnland schon in den 1970-er Jahren abgeschafft) zu unterrichten und Lehrerinnen und Lehrer in den verschiedensten Gegenständen im Unterricht zu begleiten, um einen umfassenden Eindruck vom finnischen Schulwesen zu bekommen.

Was ist nun das Geheimnis des PISA-Siegers? „Nun, in Finnland gibt es im Gymnasium und auch in den Fachschulen keine Klassen, sondern 8-wöchige Kurse, auf die eine einwöchige Prüfungszeit folgt“, so Beate Jorda. „Die Schülerinnen und Schüler können sich innerhalb eines bestimmten Rahmens ihren eigenen Stundenplan je nach Interessen zusammenstellen. Wer beispielsweise in Mathematik schwach ist, kann in diesem Fach weniger Kurse besuchen und die Matura im Pflichtfach Mathematik auf einem leichteren Level abschließen. Alles ist relativ einfach und klar strukturiert. Es ist außerdem ein Mythos, dass finnische Schülerinnen und Schüler keine Hausübungen bekommen und zu Hause nichts mehr lernen müssen. Das gilt nur für die ganztägige Grundschule, eine Gesamtschule für alle 7- bis 16-Jährigen.“
Wie sieht nun ein typischer Schultag in Finnland aus? Unterrichtsbeginn ist meist um 8:15 Uhr oder später. Am Vormittag gibt es zwei Unterrichtseinheiten zu je 75 Minuten, dann folgt das gemeinsame Mittagessen, das für Schülerinnen und Schüler gratis ist und für die Lehrkräfte 4,75 Euro kostet. Das Mittagessen wird also zur Verfügung gestellt, die Unterrichtsbücher für die alle zwei Monate wechselnden Kurse müssen die Eltern aber kaufen. Um 11:45 Uhr stehen zwei weitere Unterrichtseinheiten auf dem Stundenplan. Beate Jorda: „Die Pausen dauern übrigens mindestens 15 Minuten, die Unterrichtsstunden beginnen alle pünktlich, alle sind ruhig und relaxed: keine Hektik, kein Stress.“
Der Sprachenunterricht in Finnland ist im Vergleich zu Österreich relativ unspektakulär: viel Grammatik, es wird relativ wenig Englisch gesprochen und relativ viel auf Finnisch erklärt, was der Qualität der Fremdsprachenkenntnisse aber keinerlei Abbruch tut.
Welches Resümee zieht Beate Jorda? „Eine faszinierende Erfahrung, ich gehe voll Energie und von guten Ideen inspiriert ins neue Schuljahr. Ich würde mir wirklich wünschen, dass wir einige Dinge vom finnischen Schulsystem übernehmen. Das Hauptübel in Österreich in einem Satz zusammengefasst: Wir pressen neue Inhalte in alte Schläuche und wundern uns dann, dass alle stöhnen. Dass wir jetzt ein Modulsystem für die Oberstufe bekommen, das das sogenannte Sitzenbleiben abschafft, ist im Prinzip richtig und gut, aber warum haben wir nicht das bewährte finnische Kurssystem übernommen, das individuellen Stärken gerecht wird? Das Modulsystem, wie es hierzulande inkrafttreten soll, ist äußerst kompliziert und bringt unzumutbare bürokratische Mehrbelastungen mit sich, die meiner Ansicht nach keine Vorteile für unsere Schülerinnen und Schüler bringen.“
Was hat Beate Jorda am meisten beeindruckt? „Dass Lehrkräfte einen mit einem Computer ausgestatteten Arbeitsplatz, Kästen und Regale an der Schule haben, einen Laptop und ein iPad zur Verfügung gestellt bekommen, sei nur nebenbei erwähnt. Worum ich die finnischen Kolleginnen und Kollegen wirklich beneide, ist die Dokumentenkamera auf dem Lehrerarbeitsplatz in jedem Klassenzimmer. Damit kann man Dokumente bzw. Bilder direkt vom Schreibtisch aus für alle in der Klasse sichtbar machen.“

Foto
01_SJ17_Finnland_Jorda: Das Technische Gymnasium Tampere ( Tampereen teknillinen lukio)
02_SJ17_Finnland_Jorda: Mag.a Beate Jorda

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