Kaiserlinde-Wirtin feiert 101. Geburtstag
POLLING (fech). Die bereits weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannte „Kaiserlinde-Wirtin“ Frieda Stranzinger feiert ihren 101. Geburtstag. Und sie ist noch immer fit, trägt Stöckelschuhe und gibt ihrem berühmten Kalbsbraten die ganz besondere Note.
Am 31. Jänner 1918 wurde Frieda Stranzinger in Polling im Innkreis geboren. Aufgewachsen ist sie in Hörsching, hat aber durch den Besuch der Großeltern in Polling nie den Kontakt und die Liebe zu ihrem Geburtsort verloren.
Die Liebe hat sie wieder nach Polling zurück gebracht. Im Jahr 1947 heiratete sie ihren Mann Walter, der neben der Anstellung als Lehrer auch den Gasthof "Zur Kaiserlinde" in Polling führte.
Der Liebe wegen Wirtin
„Ich heiratete nicht nur meinen Mann, sondern auch den Gasthof“, berichtet die rüstige Senior-Chefin mit einem Lächeln auf den Lippen. Wirtin wollte sie eigentlich nie werden, aber ihr Mann und sie waren sich einig – zusammenhelfen war für die damals junge Frieda selbstverständlich. Sie packten im Wirtshaus an und gründeten ihre eigene Familie. Die jungen Wirtsleute erfreuten sich über die Geburt eines Sohnes und einer Tochter. Beide traten in die Fußstapfen der Eltern – die Tochter Elfi als ebenso umtriebige und fesche Wirtin der Kaiserlinde, der Sohn als erfolgreicher Lehrer und Pädagoge.
Auch im Ruhestand nicht ruhig
Eigentlich ist Frieda Stranzinger schon im wohlverdienten Ruhestand, doch auch mit 101 Jahren will sie sich nicht einfach zur Ruhe setzen und "nichts tun". „Die Arbeit hält mich fit – bis heute“, berichtet Stranzinger von ihrem "Jungbrunnen". Mittags- oder Nachmittagsschläfchen kennt sie nicht.
Früher wurde mehr getanzt
„Im Saal unseres Gasthofs wurde früher noch mehr aufgespielt und getanzt. Und zu später Stunde tanzten die Zechen noch in der Küche und im Gastzimmer, wenn noch keine Zeit war zum Heim gehen“, erinnert sich Frau Stranzinger, wie sie von den meisten im Wirtshaus und im Ort respektvoll gerufen wird.
„Freilich hat sich viel geändert – früher war das Wirtshaus der Treffpunkt für Jung und Alt. Die jungen Leute haben sich zum Fortgehen getroffen und die älteren haben Pfeife geraucht und die aktuellen Vorkommnisse besprochen“, weiß sie von früher. Sie selbst hat nie geraucht und auch keinen Alkohol getrunken. Aber sie hat es gemocht, wenn die Männer am Stammtisch Pfeife rauchten. Das gehört für Frieda Stranzinger zum Wirtshaus dazu.
„Ich habe viel erlebt mit unseren Gästen, das stimmt. Schönes und weniger schönes, das ist ganz normal. Jeder Gast war und ist für mich etwas Besonderes und ich freue mich, wenn wir unseren Gästen ein paar schöne Stunden in unserem Gasthof bescheren können“, erzählt Stranzinger. „Früher, da ist auch schon mal gerauft worden, danach war aber auch wieder alles ausgemacht. Einmal, erinnere ich mich, da gab’s so eine frische, resche, junge Frau, die hat den Männern eine gedrückt, weil’s zum raufen geworden wär. Da war dann gleich Schluss mit lustig“, erzählt die Wirtin von früher – und muss lachen.
Das Fernsehen zu Gast bei der Kaiserlinde-Wirtin
Der 100. Geburtstag war schon ein großes Fest mit vielen Gratulanten, doch zum 101. Geburtstag wird ein Bericht gedreht, der auf ServusTV am Freitag, 29. März um 21.15 Uhr, zu sehen sein wird. Unter dem Titel "Wirtshaus G’schichten" wird Frieda Stranzinger, der Gasthof Zur Kaiserlinde und die Gemeinde Polling vorgestellt.
Der Bürgermeister ist selbstverständlich auch unter den Gästen. Mit 44 Jahren ist er nicht nur ein junger Ortschef, sondern ein richtiger "Jungspund" neben Frau Stranzinger, die den heutigen Bürgermeister schon als kleinen Jungen kannte. So, wie viele ihrer Gäste.
Die Feier zum 101. Geburtstag
Das Kamera-Team war auch bei den Feierlichkeiten am vergangenen Samstag mit von der Partie. Verwandte, Freunde des Hauses und viele Wegbegleiter stellten sich als Gratulanten ein. Das Gastzimmer war festlich gedeckt. Schlichte, edle, weiße Servietten und auf jedem Tisch ein kleiner Blumenstrauß in Pink, Violett und Grün. Keineswegs alt und verstaubt, sondern frisch, bunt und voller Lebenslust. Wie auch Frau Stranzinger selbst. Zum Mittagstisch wurde eingeladen und das Geburtstags-Menü war ein Kalbsbraten, wie könnte es anders sein! Bei den Vorbereitungen hat die Senior-Chefin selbst die Kochlöffel geschwungen und die letzten Kostproben vorgenommen. Danach wurde köstliche, selbstgemachte Schwarzwälder-Kirsch-Torte serviert.
Der Kalbsbraten und die Stöckelschuhe
Der Kalbsbraten im Gasthof Zur Kaiserlinde ist legendär. „Die Leute rufen oft am Samstag schon an, ob es am Sonntag zu Mittag eh wieder einen Kalbsbraten gibt. Den gibt es bei uns immer“, bestätigt dann Tochter Elfi am Telefon und die Gäste reservieren dann gleich einen Tisch.
Frau Stranzinger ist inzwischen in der Küche und gibt ihren fleißigen Damen, die beim Kochen helfen, die letzten Anweisungen und schmeckt die Beilagen ab. In Stöckelschuhen steht sie in der Küche, denn auf gepflegtes Aussehen und schöne Schuhe hat sie schon immer Wert gelegt – und das bis heute.
Die Pflichten und das Reisen
Tochter Elfi, die mittlerweile auch bald ihren 70. Geburtstag feiern wird, hat die guten Gene ihrer Mutter vererbt bekommen. Beiden Damen sieht man das Alter nicht an. Die Arbeit hält sie scheinbar fit. „Ich würde gerne noch viel verreisen, aber wir können ja nicht einfach für zwei Wochen zusperren. Dann heißt‘s gleich ‚die brauchen eh kein G’schäft mehr‘“, berichtet Frieda Stranzinger. Ab und zu wird aber schon Urlaub gemacht und dann fährt sie mit ihrer Tochter Elfi nach Mallorca, da ist sie am liebsten. Pflichtbewusstsein und die Liebe zum Wirtin-Sein ist im Gasthof Kaiserlinde sichtbar und spürbar. Jeder Gast ist willkommen und viele Stammgäste kommen immer gerne zu Frieda und Elfi Stranzinger.
In 101 Jahren hat Frieda Stranzinger viel erlebt. Es ist bewundernswert, mit welch einer Freude und geistiger Fitness sie noch immer im Gasthof Zur Kaiserlinde für das Wohl der Gäste sorgt und dadurch "ihrem" Wirtshaus das ganz besondere Ambiente verleiht.
Fotos: Feköhrer, ServusTV/Markus Christ
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