Arbeitslos in der Karrieremitte
BEZIRK. Das Thema Altersarbeitslosigkeit ist auch im Bezirk durchaus ein Thema. Wie die Juli-Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) belegen, waren 2510 Personen Ende Juli ohne Job. Die größte Gruppe bildete dabei die 40- bis 49-jährigen mit 593 Beschäftigungslosen. Für Walter Moser, Geschäftsstellenleiter beim AMS Braunau, wenig verwunderlich. Diese Gruppe stelle die Haupterwerbsquote dar. Überrascht habe ihn aber der prozentuelle Anstieg zum Vorjahr. Dieser liegt nämlich bei 17,89 Prozent. Wird die Gruppe der 50- bis 59-jährigen dazugezählt, sogar bei 26,56 Prozent. In Summe sind es 131 Personen mehr, als noch im Juli 2013. Gründe ortet Moser auch darin, dass der Zugang zur Frühpension erschwert wurde. Das Antrittsalter bei der Hacklerregelung, die eine abschlagsfreie Pension nach 45 Beitragsjahren erlaubt, wurde auf 62 Jahre angehoben, der Zugang zur Invaliditätspension verschärft. Durch das steigende Pensionseintrittsalter wird die Altersarbeitslosigkeit weiter steigen. „Die Menschen können nicht in Pension gehen, die gesundheitlichen Einschränkungen werden aber größer. Es wird für ältere Arbeitnehmer nicht leichter“, weiß Moser. Für ältere Arbeitslose mit gesundheitlichen Problemen ist es nahezu unmöglich, einen neuen Job zu finden. Hier springt der Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung (FAB) ein. In diesem Beschäftigungsprojekt für Langzeitarbeitslose gibt es keine Kurse und Schulungen, sondern es wird gearbeitet. „Diese Leute helfen etwa bei der Sperrmüllbewirtschaftung. Es besteht ein echtes Dienstverhältnis“, erzählt Moser. Ziel sei es, dass sich diese Menschen wieder im normalen Arbeitsalltag zu Recht finden um sie dann wieder auf dem Regelarbeitsmarkt vermitteln zu können.
Lohnnebenkosten senken
Der AMS-CHEF vertritt die Meinung, dass grundsätzlich die Lohnnebenkosten gesenkt werden müssten. Das AMS bietet hier mit der Eingliederungshilfe „50plus“ einen entsprechenden Ansatz. Diese Förderung gibt es seit Mai und können alle Arbeitgeber beantragen. Dabei übernimmt das AMS für die ersten drei Monate sämtliche Lohn- und Lohnnebenkosten, für die weiteren drei Monate die Hälfte. „Diese Unterstützung haben bereits über 100 Firmen bei uns genutzt“, so Moser. Die Firmen kommen so zu sehr günstigen Arbeitskräften mit viel Erfahrung.
Wichtig: Ständig weiterentwickeln
Die Arbeitslosigkeit ist im Bezirk mit Stand Juli von 5,5 Prozent auf 5,9 Prozent gestiegen. Moser rechnet nicht mit einem weiteren wesentlichen Anstieg. „Wir haben keine Krise im Bezirk, es gibt keine Kurzarbeit“. Natürlich könne er nicht vorhersagen, ob sich nicht die Schuldenkrise im Euro-Raum verschärft und sich andere geopolitische Unsicherheiten, wie die Russlandkrise, entwickeln. „Wir hängen stark von Deutschland ab. Gehen dort die Aufträge zurück, hat das auch für uns Auswirkungen“. Grundsätzlich sollte man sich nicht auf seinen Ausbildungsstand verlassen. Das könne gefährlich werden. Es gelte sich immer weiter zu entwickeln, um bestmöglich für den Arbeitsmarkt gerüstet zu sein. Ein Beispiel: Dort, wo im Unternehmensalltag keine Fremdsprache benötigt wird, lassen Angestellte ihre Sprachkenntnisse verkümmern. Finden sie sich dann aber in der Position als Bewerber wieder, wird solides Englisch plötzlich zu einer Basisvoraussetzung. Da immer länger zu arbeiten sei, sollte man unbedingt auch sehr auf seine Gesundheit achten, rät Moser.
ZUR SACHE:
Während seit Anfang des Jahres die Arbeitslosigkeit bei den bis 19-jährigen um 8,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen ist, ist sie bei der Gruppe 45+ um 17,5 Prozent gestiegen. In der Altersgruppe 60+ sogar um 30,2 Prozent. Ausländer sind generell mehr von Arbeitslosigkeit betroffen (17,7 Prozent) als Inländer (8,1 Prozent). Auch sind Frauen mit 15,4 Prozent um mehr als den doppelten Wert als Männer (6 Prozent) betroffen.
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