Integration ist Bereicherung auf beiden Seiten

OSTERMIETHING (ebba). FAIRnetzung fördert den interkulturellen Dialog in der Region, aufbauend auf gegenseitiger Wertschätzung und einer respektvollen Kultur des Miteinander. "Es gibt uns jetzt seit einem Jahr. Damals hätten wird uns nie gedacht, was Tolles daraus werden würde", erzählt Obfrau Martina Fischer. Eine Gruppe engagierter Menschen wollte gemeinsam aktiv werden, die meisten stammen aus dem katholischen Bildungswerk und dem FAIR-Trade-Arbeitskreis der Gemeinde Ostermiething, wodurch sich auch der Name "FAIRnetzung" ergab.

Aufgrund der derzeitigen Flüchtlingssituation liegt der Schwerpunkt auf der Unterstützung der in Ernsting wohnenden 50 Asylgäste. Gemeinsam werden Angebote entwickelt, die eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben erleichtern sollen. "Wir wollen die lange Wartezeit auf Erledigung der Asylanträge für die Flüchtlinge sinnvoll gestalten und sie auf die Zeit danach – als "anerkannter Flüchtling" – vorbereiten", so Fischer.

Die Vereinsarbeit baut auf drei Säulen auf: Deutsch lernen, kultureller Austausch und Aufbau von persönlichen Kontakten in der Region durch ein wöchentliches Weltcafé. Dieses ist ein Treffpunkt für weltoffene Menschen, die an einem interkulturellen Dialog interessiert sind. In ungezwungener Atmosphäre werden Kontakte geknüpft und Fragen gestellt. Es wird musiziert und diskutiert. Sprachliche Barrieren werden durch Übersetzungen überbrückt. "Die unterschiedlichen Kulturen und Religionen werden als Bereicherung gesehen. Gegenseitiger Respekt ist uns wichtig. Wir suchen nach Dingen, die uns alle verbinden. Es geht darum, voneinander zu lernen und aufeinander zuzugehen. So werden Brücken gebaut und Vorurteile ausgeräumt. Erfahrungsgemäß verlieren Menschen mit Berührungsängsten diese spätestens nach dem zweiten Treffen."

Der Verein organisiert auch interkulturelle Veranstaltungen und Bildungsangebote in Bereichen wie Musik, Kunst, Fotografie oder Kulinarik. "Wir kümmern uns – unabhängig von der Grundversorgung– um die geistige Nahrung der Flüchtlinge", erklärt die Vereinsobfrau.
Im Vorstand des Vereines sitzen auch drei Syrer, welche die Asylwerber mit ihrer Stimme vertreten. Auch die Homepage www.fairnetzung.at wird unter anderem von zwei engagierten Syrern betreut.

Ort der Begegnung

Das Weltcafé hat sich längst zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt, zu dem auch immer wieder Gäste aus Nachbarortschaften kommen. Die Asylwerber äußern sich in diesem Rahmen auch über ihre Anschauungen, distanzieren sich von Terrorismus und Krieg: "Terrorism has no religion. We escaped from people like those. We pay the price with the souls of our friends and relatives, because such crazy people exist in this world", so ein Statement des Syrers Said Al Issa, der in seiner Heimat als Englischlehrer tätig war.

In Ostermiething herrscht laut Fischer eine positive Grundeinstellung zu den Flüchtlingen. "Wir versuchen ihnen unsere Werte zu erklären, geben aber auch ihnen die Chance dazu. Wenn man merkt, dass einer zurückschreckt, wenn eine Frau ihm zum Gruß die Hand hinstreckt, kann man sich darüber aufregen, oder aber man fragt nach. Dann erfährt man, dass der Asylwerber dies nicht aus Verachtung macht, sondern weil er es aus seinem Kulturkreis her gewohnt ist, nur im engsten Familienkreis Frauen so berühren zu dürfen", erklärt Fischer. "Wer bei uns mitwirken möchte, ist herzlich zum Weltcafé, immer freitags von 17 bis 19 Uhr, im Pfarrheim Ostermiething eingeladen."

Foto: Verein FAIRnetzung