Wenn sich der Jäger vors Rotwild stellt
Besorgte Jäger schließen sich zusammen, um Artenvielfalt in den Innviertler Wäldern zu erhalten.
BEZIRK (ebba). Das Image der Jäger ist oft nicht das beste. Dass sich Jäger aber immer mehr auch dem Tierschutz verschreiben, zeigt ein neu gegründeter Verein aus St. Peter am Hart: der "Verein zur Erhaltung des Rotwild- und Raufußhuhn-Bestandes im Innviertel". "Wir sehen es als unsere Aufgabe, die letzten freilebenden Rotwildbestände im Innviertel vor der Ausrottung zu bewahren und Lebensräume für die Raufußhühner zu schaffen", erklärt Obmann Alois Weinberger.
"In unseren Wäldern gibt es nur mehr sehr wenige dieser Tiere. Die Bundesforste setzen intervallmäßig Jäger ein, um die Tiere auszurotten, da sie Verbiss und Schälschäden am Holz anrichten. Ich vermute sogar, dass hin und wieder auch tragende Tiere erschossen werden", kritisiert Weinberger. "Der ursprüngliche Bewohner ist auf einmal der Schädling. Aber das Wild macht den Wald nicht kaputt, es formt ihn. Daher wollen wir eine Diskussion anregen, um die Ausrottung der Tiere zu verhindern."
Der Wald sei heutzutage nur mehr Mittel zur Geldgewinnung. "Dabei ist der Schaden, den die Bundesforste mit ihren Harvestern anrichten, 100-fach so groß, als jener, den die Tiere anrichten", meint Weinberger.
Mit der Sichtweise des Vereins konfrontiert, äußert sich Andreas Gruber, Betriebsleiter der Forstbetriebe Traun-Innviertel, so: "Ausrottung ist überhaupt kein Thema. Das setzen sich die Bundesforste nicht auf die Agenda. Das Auerhuhn wird im Kobernaußerwald nicht bejagt und wir sind erfreut, dass es aufgrund der Windwurffreiflächen wieder sichtbarer wird. Auf tragende Tiere wird schon gar nicht geschossen. Wonach wir bestrebt sind, ist ein ökonomisch und ökologisch sinnvoller Wildbestand. Es stimmt schon, dass das Rotwild vermehrt Schälschäden im Kobernaußerwald verursacht und wir in diesen Schadensbereichen jagdliche Schwerpunkte setzen. Dabei halten wir uns aber streng an die Bestimmungen des Oö. Jagdgesetzes und des Tierschutzgesetzes. In den letzten elf Jahren sind pro Jahr durchschnittlich 0,11 Stück pro 100 Hektar erlegt worden. Da kann von Ausrottung nicht die Rede sein. Für die Erhaltung der genetischen Vielfalt ist weniger die Bestandesdichte, als vielmehr die Vernetzung von Lebensräumen wichtig, dahingehend arbeiten wir österreichweit in einigen Projekten mit dem Naturschutz zusammen."
Bei den Schäden, die das Rotwild anrichtet, handelt es sich hauptsächlich um Verbiss und Schälschäden: Das Wild beißt in die Baumrinde, reißt an und schält die Rinde. Bis die Verletzung des Baumes mit Harz geschlossen ist, können Bakterien und Pilze eintreten. Das Holz ist dann entwertet und die Bäume anfälliger für Wind- und Schneebruch. Laut Gruber leben geschätzt 100 bis 150 Stück Rotwild im Kobernaußerwald. Das sind zwischen ein bis zwei Tiere pro 100 Hektar.
Abschuss verhindern
Die Forderungen des St. Peterer Vereins gehen dahin, einen Wildmanagementplan zu erstellen und eine Feststellung der Populationsgröße bei Rotwild und Raufußhühnern vorzunehmen. "Bis zur Feststellung der genetischen Vielfalt im Bestand sollte jeglicher Abschuss von Rotwild untersagt werden", insistiert Weinberger. Zudem sollen Biotope verbessert, Äsungsflächen geschaffen und Ruhezonen eingerichtet werden.
Wer sich für eine Mitgliedschaft im "Verein zur Erhaltung des Rotwild- und Raufußhuhn-Bestandes im Innviertel" interessiert oder den Verein in irgend einer Form unterstützen möchte, wendet sich bitte an Obmann Alois Weinberger:
Tel.: 0664/4300467
E-Mail: lois.weinberger@gmx.at
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