„Für Reichersberg sind 25 Plätze vertretbar“
Bald möchte die Caritas das Asylwerberheim in Reichersberg eröffnen. Die Aufregung ist noch immer groß.
REICHERSBERG (tst). Für viele Reichersberger ziehen, trotz der ersten Frühlingstage, immer dunkler werdende Gewitterwolken über ihrer beschaulichen Gemeinde auf. Die Vorbereitungen der Caritas für die Eröffnung des Asylwerberheimes laufen auf Hochtouren, die Büros der Sozialbetreuer werden bereits eingerichtet. Anfang April sollen die ersten Bewohner in das ehemalige Gästehaus Hildegard einziehen.
Politischer Gegenwind kommt vor allem von der FPÖ. „Dieses Drüberfahren über die Reichersberger lehnen wir entschieden ab“, wettert FPÖ-Landtagsabgeordneter Alexander Nerat und kritisiert Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl. „Ackerl sind die Sorgen und Befürchtungen der Bürger egal.“ Demokratie finde für ihn nur bei Bedarf statt. Der oberösterreichische SPÖ-Chef lässt sich davon nur wenig beeindrucken: Oberösterreich sei verpflichtet, 150 Asylwerber aufzunehmen, da das Land derzeit die Quote der aufzunehmenden Asylwerber nur zu 80 Prozent erfülle. „Im gesamten Bezirk Ried gibt es seit längerer Zeit kein Grundquartier. Die 25 Plätze sind für eine Gemeinde wie Reichersberg vertretbar.“ Spätestens dann, wenn die Menschen in Reichersberg merken würden, dass die Asylwerber in Ordnung seien, werde sich die Propaganda, die in Bewegung gesetzt wurde, als haltlos erweisen, so Ackerl bei einer Sitzung des OÖ. Landtages.
Georg Schwarzmayr-Lindinger, Rechtsanwalt der Gemeinde und einiger Anrainer, betonte bereits vor einigen Wochen, dass ein Asylwerberheim in dieser Wohngegend nicht zulässig sei. Auf Anfrage der BezirksRundschau sagte Schwarzmayr-Lindinger, dass sehr zeitnah mit einer Entscheidung zu rechnen sei, mehr könne er dazu derzeit nicht sagen. Über die wasserrechtlichen Probleme konnte Schwarzmayr-Lindinger aber mehr Auskunft geben. „Es liegt keine wasserrechtliche Bewilligung vor.“
Brisant ist, dass der Brunnen auf einem Grundstück eines Anrainers steht. Dieser werde, so der Anwalt, alle rechtlichen Schritte in die Wege leiten, um das Heim zu verhindern. Die Angst von Ackerl hält sich jedoch in Grenzen: „Sollte es zu einem Rechtsstreit kommen, dann werde man diesen einfach austragen, denn es gebe kein Problem mit der Widmung“.
Pfarrgemeinderat will helfen, die Ängste abzubauen
„Wenn dieses Asylwerberheim kommt, ist es Aufgabe von uns allen, diesen Menschen behilflich zu sein. Die Aufgabe einer Pfarre muss sein, die Menschen so gut wie möglich zu integrieren“, so Reichersbergs Pfarrer Markus Grasl, der hinzufügt: „Wir müssen uns überlegen, wie ein gutes Miteinander möglich ist.“ Es sei klar, dass die Reichersberger vor einer Herausforderung stehen würden, aber man müsse sich dieser stellen und dürfe keinesfalls Fronten aufbauen. „Wir haben eine Verpflichtung gegenüber diesen Menschen.“
Zur Sache:
Seit bekannt wurde, dass in der Gemeinde Reichersberg ein Heim für Asylwerber entstehen soll, nehmen die Diskussionen kein Ende. In der ehemaligen Pension Hildegard, die sich im Besitz des deutschen Immobilienmaklers Helmut Antesberger befindet, sollen bis zu 25 Asylwerber Platz finden.
Das Personal der Caritas-Flüchtlingshilfe soll von Montag bis Freitag im Haus anwesend sein und sich um die Anliegen der Asylwerber kümmern.
Am Abend und an den Wochenenden wird es eine Rufbereitschaft für Notfälle geben.
Die Unterkunft soll als Selbstversorgungsquartier geführt werden.
Nach der Grundversorgungsvereinbarung ist das Land Oberösterreich dazu verpflichtet, in den nächsten Monaten rund 150 Asylwerber aufzunehmen.
Im Bezirk Ried sind derzeit keine Asylwerber untergebracht.
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