"Angst ist nicht angebracht"
Legia Warschau gegen SV Ried. David gegen Goliath? "Nein", sagt Radoslaw Zak, Redakteur des Fußballmagazins Ballesterer und Kenner des polnischen Fußballs. Warschau habe sich in der vergangenen Saison in der Meisterschaft gegen vermeintlich kleinere Gegner schwer getan. Dass es zu Fan-Ausschreitungen kommen wird, glaubt Zak, der den SV Ried-Fans eine Reise zum Auswärtsmatch in Warschau sehr empfiehlt, nicht.
BezirksRundschau: Wie schätzen Sie grundsätzlich die Chancen der SV Ried ein?
Zak: Prinzipiell hat Legia Warschau natürlich den besseren Kader. Ich glaube aber trotzdem, dass Ried durchaus eine Chance hat. In Polen hat die Meisterschaft noch nicht begonnen - das ist sicher ein Vorteil für Ried, zumal die Mannschaft von Legia noch nicht eingespielt ist. Was ich bisher von der Vorbereitung und von der Euro-League Qualifikation gegen Liepajas Metalurgs gesehen habe, lässt den Schluss zu, dass der Spielfluss noch nicht so funktioniert wie gewünscht.
Mit welchem System erwarten Sie Legia Warschau?
In Polen wird vermutet, dass Trainer Jan Urban mit einem 4-5-1 spielen wird.
Was wissen Sie über die Mannschaft von Legia?
Mit Dusan Kuciak verfügt das Team über einen exzellenten Torhüter, der in der vergangenen Saison von den Fans ganz klar zum Spieler der Saison gewählt wurde. In der Verteidigung gelten Artur Jedrzejczyk (RV), Jakub Wawrzyniak (LV) und der 36-jährige Kapitän Michal Zewlakow (IV) als gesetzt. Die Frage, wer als zweiter Innenverteidiger aufläuft, wird sich wohl zwischen dem Slowenen Marko Suler und dem Spanier Astiz Inaki entscheiden.
Im Mittelfeld kann der Trainer zwischen Jakub Kosecki, Michal Zyro, Daniel Kukasik, Janusz Gol, Miroslav Radovic, Ivica Vrdoljak und Daniel Ljuboja auswählen. Es wird vermutet, dass Ljuboja hinter der einzigen Spitze Saganowski spielen wird. Das große Talent Rafal Wolski, der auch im EM-Kader der Polen war, wird nicht fit und ist daher nicht im Kader.
Wo sehen Sie die Schwächen bei Legia?
Einer der Schwachpunkte könnte Innenverteidiger Suler sein, der neu im Team ist und in der Vorbereitung Schwächen zeigte. Der zweite Innenverteidiger, Zewlakow, ist zwar Polens Rekordnationalspieler, aber der 36-jährige Routinier ist in die Jahre gekommen und nicht mehr der Schnellste. Er hat nach wie vor viel Übersicht, aber mit schnellen und wendigen Gegenspielern hat er seine Probleme.
Die Stärken?
Torhüter Kuciak, der bereits bei West Ham United spielte, ist ein großer Rückhalt für die Mannschaft und nur schwer zu bezwingen. Ansonsten ist die Mannschaft physisch sehr stark und kompakt.
Was erwartet die SV Ried beim Rückspiel in Warschau?
Ich glaube, das Stadion wird wohl mit knapp 30.000 Besuchern ausverkauft sein. Europacup-Spiele gelten in Warschau als wahre "Festtage". Die Rieder müssen sich auf ein sehr lautstarkes und emotionales Publikum gefasst machen. Ich war vergangene Saison beim Derby zwischen Legia und Polonia Warschau im Stadion. Die Atmosphäre war beeindruckend. Das ganze Stadion stand und jeder sang lautstark mit. Ich kann den SV Ried Fans nur empfehlen, sich das Rückspiel in Warschau anzusehen, um die einzigartige Atmosphäre zu erleben.
Angst ist vor einer Reise nach Warschau also nicht angebracht?
Nein, Angst ist fehl am Platz. Es ist kein Problem, mit einem Trikot einer anderen Mannschaft herumzulaufen. Ich bin sicher, es wird nichts passieren.
Die Polizei rechnet in Ried mit bis zu 1500 Legia-Fans. Ist diese Zahl überhaupt realistisch?
Ja, das kann ich mir durchaus vorstellen. Die Legia Fans sind dafür bekannt, gerne und viel zu reisen. In der 2. Quali-Runde gegen Liepajas Metalurgs waren auch sehr viele Anhänger aus Warschau beim Auswärtsspiel mit dabei.
Viele befürchten, dass es in Ried zu Ausschreitungen kommen könnte. Teilen Sie diese Ängste?
Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass die Legia-Fans das ganze Innviertel zerstören werden. Nein, im Ernst: Angst ist nicht angebracht. Bei den Anhängern überragt die Freude, im internationalen Bewerb dabei zu sein. Außerdem wird im Zuge des Europacup-Spieles dem Warschauer Aufstand gegen die Nationalsozialisten, der am 1. August 1944 begann, gedacht. In den Fan-Foren wurde ausdrücklich aufgefordert, sich zu benehmen und aufgrund des Gedenkens ganz in weiß mit dem Symbol der Heimatarmee zu kleiden."
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