Wie jene, die mittendrin waren, die Flut erlebten

Das Buch trägt den Titel "Es wird scho wieder werden?".
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Das Buch von Ingrid Wild über die Simbacher Flutkatastrophe zeichnet ein authentisches Bild der Geschehnisse.

SIMBACH, BRAUNAU (ebba). "Am Morgen des 2. Juni 2016 wollte ich unser Haus verlassen. Es gab keinen Strom, also kein Festnetztelefon. Nicht einmal das Handy funktionierte. Ich wollte unbedingt versuchen, meine Familie telefonisch zu erreichen. Ich musste meine Angehörigen, die 16 Stunden nichts von uns gehört hatten und wahrscheinlich im Fernsehen gesehen hatten, was in Simbach Schreckliches geschehen war, unbedingt sagen: Es geht uns gut!" (Auszug aus dem Buch) ...

Ingrid Wild aus Simbach hat ein Buch über die Flutkatastrophe geschrieben. Das Besondere an ihrem Werk: Die Protagonisten, die darin vorkommen, schildern die schicksalhaften Ereignisse vom 1. Juni 2016 selbst. 44 Menschen erzählen aus ihrer Sicht, was sich damals in Simbach zutrug. Die Autorin hat mit 34 Betroffenen und zehn Einsatzleitern von Hilfsorganisationen – auch aus Braunau – gesprochen und lässt sie in ihrem Buch zu Wort kommen. Zu diesen Erfahrungsberichten hat die Autorin, die sich auch als Malerin einen Namen gemacht hat, passende Aquarelle gemalt, die sich auch im Buch wiederfinden.

Erschütternd und rührend

„Bei den Gesprächen kam, wie erwartet, sehr viel Erschütterndes, aber auch Rührendes zutage.“ Besonders stolz macht die gebürtige Linzerin, dass damals so viele Helfer aus ihrem Vaterland nach Simbach kamen, um bei den Aufräumarbeiten mitanzupacken, was anfangs vielen Simbachern gar nicht so bewusst gewesen sei. „Als – dem Himmel sei Dank – nur finanziell Betroffene, stiefelte ich auch tagelang traumatisiert in unserer zerstörten Stadt herum, ohne auf Autokennzeichen oder andere Details zu achten, an denen man die aberhundert Helfer der Region Braunau zuordnen hätte können“, erzählt sie.

Neben den Aquarellen hat Wild auch Fotos im Buch veröffentlicht, die sie von ihrem Balkon aus aufgenommen hatte. So zum Beispiel von einem Hubschrauber, der einen Mann rettete, der bereits vier Stunden an einem Baum hing und kurz davor war, dass ihn seine Kräfte verließen. „Er hing dort so unglücklich, dass man ihn vom Helikopter aus nicht sofort sehen konnte“, erzählt Wild.

Ihre Wohnung lag damals im Epizentrum des Geschehens und wurde durch die Wucht von heran schwimmenden Baumstämmen zerstört. „Man denkt sich, die Welt geht unter“, erinnert sich die Autorin und Malerin. Auch heute noch schmerzt sie immer wieder der Verlust von wertvollen Erinnerungsstücken. „Der ganze von meinem Vater selbstgeblasene Christbaumschmuck ist für immer verloren.“

Entgegen aller Widerstände

Der Autorin half die Arbeit an dem Buch dabei, die traumatischen Ereignisse selbst verarbeiten zu können. Obgleich es nicht immer einfach war, an dem Buch zu arbeiten. „Die Familie war dagegen und meinte, ich solle die Dinge lieber ruhen lassen. Aber trotz der Widerstände, war es mir wichtig, dieses Projekt durchzuziehen. Und ich bin froh darüber, dass es mir gelungen ist“, so Wild, die seit 36 Jahren in Simbach lebt. „Es gibt so viele Menschen, denen ich danken möchte, natürlich allen, die mir ihre Erlebnisse geschildert haben. Vor allem aber Herrn Franz Mayer von der Polizei in Simbach, der mir wertvolle Kontakte vermittelt hat, etwa zu einem Hubschrauberpiloten.“ Bei der Kontaktaufnahme zu den vielen Hilfskräften von Braunauer Seite habe ihr vor allem Braunaus Bürgermeister Johannes Waidbacher sehr geholfen.

Ein Jahr nahm die Arbeit an dem Buch in Anspruch, die „mit sehr viel Recherche verbunden war“, so Wild. Das Buch „Es wird scho wieder werden?“ erscheint am 18. Mai 2018 und ist um 25 Euro bei der Druckerei Seidl in Simbach (Innstraße 17) erhältlich.

Bilder: Ingrid Wild

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