Halb Braunau war in den 20ern "blau"

Die Marineakademie in Braunau. | Foto: Rachbauer
6Bilder
  • Die Marineakademie in Braunau.
  • Foto: Rachbauer
  • hochgeladen von Barbara Ebner

Noch gezeichnet vom Krieg, hatten die Braunauer um 1918 vor allem unter dem Hunger und der spanischen Grippe zu leiden.

BEZIRK BRAUNAU (ebba). Das Jahr 1918 steht für viele bedeutende Momente: Das Ende des Ersten Weltkrieges, das Ausrufen der neuen Staatsform "Republik" und damit das Ende der Kaiserzeit, die Einführung des Frauenwahlrechts in Österreich und tragischerweise auch für den Ausbruch der spanischen Grippe, die zahlreiche Todesopfer forderte.

Hunger und Pandemie

Doch was trug sich vor genau 100 Jahren im Bezirk Braunau zu? Manfred Rachbauer, Autor und Museumswart in der Herzogsburg in Braunau, weiß: "In unserer Region waren die Auswirkungen des Krieges deutlich zu spüren. Die Folgen für die Bevölkerung: extreme Belastungen durch Hunger und Krankheiten. Die gefürchtete spanische Grippe forderte zahlreiche Todesopfer. Maikäfer wurden zur Tierfütterung und als Öllieferanten verwendet", fasst Rachbauer die damalige Lage zusammen.

Ein Kuriosum dieser Zeit stellt gewiss die Marineakademie in Braunau dar. Braunau war zwar nicht mit einem Meer gesegnet, dennoch war die Marineakademie von 1915 bis Ende des Ersten Weltkrieges in der Stadt am Inn beheimatet. Obwohl sich der Inn mit seinen gefährlichen Strömungen und Untiefen als völlig ungeeignet für jegliche Art maritimer Übungen erwies und die Marinekadetten daher während der Sommermonate in einer Marineübungsstätte am Wolfgangsee ausgebildet wurden.

Die Akademie betrieb "Auf der Haiden" im Bereich des heutigen Freizeitzentrums in Braunau eine eigene Schweinezucht. Im Oktober brach unter den Schweinen, deren Pflege Russen anvertraut war, die Schweinepest aus. Alle Tiere, vom Spanferkel angefangen bis zum Schlachtschwein, mussten sofort geschlachtet werden. 40 Schweine wurden getötet. Der Schaden betrug damals 30.000 Kronen.

Monturmagazin gestürmt

Mit Ende des Ersten Weltkrieges wurde das Monturmagazin der Marineakademie geplündert. Dabei hatte man es auf die Lagerbestände an Marinetuch abgesehen. Teils mit Messer und Bajonett in der Hand, wurde das Magazin von den Bürgern gewaltsam aufgebrochen und beraubt. Selbst die Androhung empfindlicher Strafen konnte die Braunauer Bevölkerung nicht zur Rückgabe der entwendete Stoffballen bewegen. Alte Erzählungen sprechen davon, dass in den 20er-Jahren halb Braunau in Marineblau gekleidet war.

Lager einst und heute

Am 9. November 1918 verließen alle italienischen Kriegsgefangenen das Flüchtlings- und Kriegsgefangenenlager Braunau am Inn. Das einzig gebliebene Bauwerk des Lagers ist das Schlachthaus. Dieses wurde am 3. September 1923 an die Salzburger Brauerei verkauft. Heute ist dort die Trattoria-Pizzeria "Da Michele" untergebracht. Baulich hat sich das Gebäude jedoch seit damals kaum verändert.

Vom Kriegshelden zum Pazifisten

1918 war auch das Jahr, als Egon Ranshofen Wertheimer sein Manifest gegen den Krieg schrieb, das aber niemals veröffentlicht wurde. Der gebürtige Ranshofner war 1914 als Kriegsfreiwilliger ins Heer eingetreten und wurde mit zahlreichen Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet. Später begann er immer mehr daran zu zweifeln, noch für eine gerechte Sache zu kämpfen. Die Grauen des Krieges machten einen überzeugten Kriegsgegner aus ihm. Über 20 Jahre seines Lebens bemühte er sich auf der weltpolitischen Bühne um die Erhaltung des Weltfriedens.

* Kein Anspruch auf Vollständigkeit!

Zur Sache:Fotos von damals und heute
In der JubiläumsRundschau am 24./25. Oktober zeigt die BezirksRundschau Ansichten von anno dazumal. Wenn auch Sie altes Fotomaterial (in Schwarz-weiß) aus den vergangenen 100 Jahren besitzen und noch wissen, was darauf abgebildet ist, dann senden Sie uns doch die eingescannten Bilder an braunau.red@bezirksrundschau.com oder stellen Sie sie am besten gleich selbst – als Regionaut – auf unserer Homepage meinbezirk.at/braunau online. Für uns von Interesse sind vor allem Fotos von damals und heute, prägende Momente in Schwarz-weiß, auf Bild festgehaltene geschichtliche Ereignisse in der Region.

Anzeige
Foto: amixstudio/stock.adobe.com
2

Frauen in der Berufswelt
AMS: An der Seite der Frauen – vom Einstieg bis zur Weiterbildung

Das Arbeitsmarktservice (AMS) unterstützt alle bei der Jobsuche und beim Finden des passenden Berufs. Für Frauen gibt es besondere Angebote – und zwar in allen Lebenssituationen: Vom Einstieg ins Berufsleben, bei einer Neuorientierung, beim Wiedereinstieg nach der Babypause und bei Aus- und Weiterbildungen. Die AMS-Frauenberufszentren stehen insbesondere Frauen in jeder Situation bei allen Fragen zu Beruf und Ausbildung zur Seite. Für technische Berufe begeisternGegen Ende der Pflichtschulzeit...

2 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Braunau auf MeinBezirk.at/Braunau

Neuigkeiten aus Braunau als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Braunau auf Facebook: MeinBezirk.at/Braunau - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Braunau und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.