Munderfing bindet Bürger stärker mit ein, um Konflikte zu vermeiden
Mit "Systemischem Konsensprinzip" wird Akzeptanz von Vorschlägen ermittelt
MUNDERFING (ebba). In der Gemeinde Munderfing geht man neue Wege. Mit einer innovativen Form der Bürgerbeteiligung will man verhindern, dass es nach Beschlüssen zu Konflikten und Beschwerden aus der Bevölkerung kommt. Die Bürger werden schon zuvor in Überlegungen miteingebunden, um am Ende besser nachvollziehen zu können, wie es zu Beschlüssen kommt und dass es sich dann auch tatsächlich um das für die Bürger "bestmögliche Ergebnis" handelt.
Mit dem „Systemischen Konsensprinzip“ (SK-Prinzip®) kann die Akzeptanz von Vorschlägen ermittelt werden. Dadurch können beliebig viele Lösungsvorschläge miteinander verglichen werden. Mit großer Genauigkeit lässt sich feststellen, welcher Vorschlag dem Konsens (einer Einigung) aller Beteiligten am nächsten kommt und möglichst keine Konflikte auslöst.
Die Arbeitsgruppe Entscheidungsfindung besteht aus 30 interessierten Bürgern. Sie hat sich in mehreren Workshops mit der Methode des konsensnahen Entscheidens auseinandergesetzt. Die Gruppe erarbeitet im Rahmen des Agenda-21-Projektes „Innovative Bürgerbeteiligung in Munderfing“ anhand erster Projekterfahrungen eine passende Richtlinie für kooperative Bürgerbeteiligung aus.
Neues Tool bereits erprobt
Eines der ersten Projekte betraf die Entscheidung über die Schließung von Eisenbahnkreuzungen in Munderfing. Zirka 50 Bürger kamen zu einer Bürgerversammlung, um mittels „Systemischem Konsensierens“ eine Entscheidungsempfehlung an den Gemeinderat abzugeben.
Der Gemeinderat könnte natürlich alleine beschließen, welche Bahnübergänge zu schließen sind, ohne dies mit den Betroffenen abzuklären. Indem nun aber die Betroffenen selbst nach einer Lösung suchen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass das Ergebnis akzeptiert wird.
Der Vorschlag, die Eisenbahnkreuzung Waldstraße zu belassen, die bestehende Katztaler Eisenbahnkreuzung aufzulassen und den Katztaler Verkehr auf einer neuen Verbindungsstraße Richtung Süden im Bereich der Eisenbahnkreuzung in die Bundesstraße einzubinden, fand bei der Abstimmung mit 61 Prozent die höchste Akzeptanz. Da nach rechtlicher und technischer Prüfung der Vorschlag jedoch nicht umsetzbar ist, wird dem Gemeinderat der mit 60 % ganz knapp hinter dem ersten Vorschlag liegende zur Entscheidung empfohlen. Er sieht vor, dass die Bewohner der Waldstraße künftig über die zu errichtenden Verbindungsstraße zur Eisenbahnkreuzung im Katztal erschlossen werden. Für Fußgänger und Radfahrer besteht ein Geh- und Radweg, der im Bereich des Gasthauses Weiß durch einen Bahndurchlass führt. Geprüft wird auch die Möglichkeit einer Verbindung der Waldstraße mit der Brunnfeldstraße für Fußgänger und Radfahrer.
Mit dem neuen Werkzeug zur Entscheidungsfindung spürten die Teilnehmer der Infoveranstaltung, dass alle Bedürfnisse bestmöglich berücksichtigt wurden, heißt es vonseiten der Gemeinde.
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