Doskozil sieht keinen Änderungsbedarf
Debatte um burgenländische Hymne
IG Autorinnen Autoren fordert in einem offenen Brief eine neue Landeshymne für das Burgenland. Zuvor gab es bereits Kritik an den Landeshymnen von Ober- und Niederösterreich, Kärnten und Salzburg.
BURGENLAND. Die Schriftsteller-Interessensgemeinschaft fordert in einem offenen Brief auch eine neue Hymne für das Burgenland. Zur Verfügung gestellte, aktuelle Quellen würden belegen, dass der Komponist der Hymne des Burgenlandes, Peter Zauner, NSDAP-Mitglied war. „Und das durchaus aktiv". Laut Historiker Herbert Brettl bewarb sich Zauner im Jahr 1938 um die NSDAP-Parteimitgliedschaft, nachdem er bereits im März 1938 an einer Kraft durch Freude-Fahrt für Arbeiter und Aktivisten der NSDP aus dem Nordburgenland mitsamt seiner Kapelle nach Leipzig zur Messe teilgenommen hatte.
"Ungeeignet als Repräsentant eines Bundeslandes"
„Peter Zauner dürfte zwar kein künstlerischer NS-Propagandist gewesen sein wie der Salzburger Hymnen-Komponist, Ernst Sompek, sondern eher ein NS-Landwirtschaftsfunktionär, er hat aber seine Musik bzw. die seiner Kapelle in den Dienst der NS-Propaganda gestellt", so die IG Autorinnen und Autoren. Für Zauner gelte, was auf alle anderen Hymnenkomponisten zutrifft, ihr Werk könne sich weiter nach ihrem Wert behaupten. Als Repräsentant eines Bundeslandes der demokratischen Republik Österreich, sei es jedoch ungeeignet.
Neue Landeshymne sei eine Chance
Die Ablöse der bisherigen burgenländischen Landeshymne durch eine neue sollte laut IG Autorinnen Autoren leicht fallen, da diese auf ausdrücklichen Wunsch der österreichischen autoritären Ständestaatsregierung zustande gekommen sei und ihre Wiedereinsetzung 1949 mehr ihrer Abschaffung durch den NS-Staat als ihrer demokratischen Unanzweifelbarkeit geschuldet gewesen sei. Die Suche nach einer neuen Landeshymne würde dem Burgenland die Chance bieten, ein demokratisches, heutiges und zukunftsorientiertes Bild des Bundeslandes abzugeben, hieß es weiter.
„Es wäre ein großes, beispielgebendes Signal, wenn Sie sich zu diesem Schritt entschließen könnten, die Suche nach einer neuen burgenländischen Landeshymne zu starten, nach einer Hymne, die dem Geist und Wirken heutiger im Burgenland geborener und aufgewachsener Generationen und Künstler wie Christian Kolonovits oder dem leider schon verstorbenen Willi Resetarits Rechnung trägt", heißt es im offenen Brief.
Dosozil sieht keinen Änderungsbedarf
Im Büro von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil wird betont, dass man den offenen Brief sehr ernst nehme – ihm sei ein sensibler und verantwortungsvoller Umgang mit der Zeitgeschichte und vor allem mit der Schreckenszeit des Nationalsozialismus generell ein großes Anliegen. „Es gilt daher, die wissenschaftliche Aufarbeitung der Biographie Peter Zauners zu intensivieren. Es besteht aber keinerlei Notwendigkeit, die Landeshymne selbst in Frage zu stellen – sie war bisher ein Bestandteil der burgenländischen Identität, und sie soll es auch bleiben“, so das Büro des Landeshauptmannes. Man habe umgehend Kontakt mit dem Historiker Herbert Brettl aufgenommen, der mit seinen Recherchen die aktuelle Diskussion mit angestoßen hat.
Wissenschaftliche Auseinandersetzung
Der Historiker empfehle eine Kontextualisierung der Landeshymne, vor allem durch Ergänzung der Urheber-Biographien, sehe aber auch selbst keine Veranlassung zu einer Änderung oder Streichung. Auch den Text bewerte er als „zeitgebunden“, aber nicht belastet. „Wir werden diese Empfehlung ernst nehmen und in einem ersten Schritt die Einträge auf unserer Landeshomepage durch Herbert Brettl selbst ergänzen lassen. Auch eine weitere wissenschaftliche, kulturelle und künstlerische Auseinandersetzung wird von uns begrüßt und unterstützt“, heißt es aus dem Doskozil-Büro.
Sagartz: "Kein politischer Spielball"
Die Volkspartei Burgenland erteilt der Forderung nach einer Neufassung der burgenländischen Landeshymne eine deutliche Absage. „Die burgenländische Landeshymne ist kein politischer Spielball, sondern ein wichtiges kulturelles Erbe. Daher geben wir ein klares Bekenntnis ab, die Hymne muss bleiben“, sagt ÖVP-Landesparteiobmann Christian Sagartz in einer ersten Reaktion zur aktuellen Debatte.
Petrik für neue Hymne
Die Grünen schließen sich der Meinung der IG Autorinnen an. „Eine neue Hymne ist auch eine Chance, um zu zeigen, dass sich das Burgenland in 100 Jahren sehr viel weiter entwickelt hat. Das Burgenland hat noch einige braune Flecken und wenn diese in Zusammenhang mit der Landeshymne stehen, dann müssen diese Flecken entfernt werden“, fordert die Grüne Klubobfrau Regina Petrik
FPÖ gegen Änderung der Hymne
Dem Versuch, die traditionelle burgenländische Landeshymne ‚mit Gewalt‘ um zutexten und umzuinterpretieren, erteilt FPÖ-Landesparteiobmann Alexander Petschnig eine klare Absage: „Mit uns wird es sicher keinen symbolischen Bildersturm Jahrzehnte nach der Einführung unserer Landeshymne geben!“
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