Land beteiligt sich an Bewässerungskanal-Bau
Donau-Wasser soll Neusiedler See und Seewinkel speisen

- Der Kanal soll nicht direkt in den See, sondern in den Seewinkel münden. Dadurch soll das Grundwasser und in weiterer Folge auch der Neusiedler See mit dem Donau-Wasser gespeist werden.
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Das Burgenland beteiligt sich mit drei Millionen Euro am Bau eines Bewässerungskanals der Donau auf ungarischer Seite. Das gab das Land am Donnerstag bekannt. Der Baubeginn soll im Frühjahr 2022 erfolgen. Die Grünen mahnen zu "höchster Vorsicht"
NEUSIEDLER SEE. Um eine Austrocknung des Neusiedler Sees zu verhindern, nahm vor rund zehn Monaten eine Task Force für den Gesamtraum Neusiedler See/Seewinkel unter der Leitung von DI Christian Sailer ihre Arbeit auf (die Bezirksblätter berichteten). Nun wurde eine Zwischenbilanz gezogen und der weitere Fahrplan präsentiert: Das Burgenland wird sich am Bau eines Bewässerungskanals von der Donau auf ungarischer Seite beteiligen. Der Kanal soll aber nicht direkt in den See, sondern in den Seewinkel münden. Dadurch soll das Grundwasser und in weiterer Folge auch der Neusiedler See mit dem Donau-Wasser gespeist werden.
"Sitzen mit Ungarn im selben Boot"
Letztes Jahr verzeichnete der See einen historischen Niedrigwasserstand, hinzu kommen immer länger anhaltende Hitze- und Trockenperioden. „Wir sitzen hier sprichwörtlich mit Ungarn im selben Boot“, sagt Landesrat Dorner. Die Folgen des anhaltenden Wassermangels würden die Landwirtschaft ebenso wie den Tourismus und das sensible Ökosystem der Region betreffen. Eines sei bereits jetzt erkennbar: „Der Wasserbedarf in der Gesamtregion Ostösterreich, Slowakei, Ungarn wird weiter steigen."

- Der in Ungarn bestehende 10 km lange Bewässerungskanal in Richtung Hanság, der Wasser aus der Moson-Donau zur landwirtschaftlichen Bewässerung Richtung Westen bringt, soll um ca. 12 km verlängert werden. Ein weiterer Kilometer wird vom Land Burgenland finanziert.
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Wunsch nach Lösung, die machbar ist
Die zentrale Maßnahme zur langfristigen Absicherung des Naturraums Neusiedler See-Seewinkel sei eine Wasserzufuhr. Dorner wünscht sich „eine Lösung, die machbar ist und historische Eingriffe reparieren kann“. In Abstimmung mit allen Interessensgruppen seien alle Erwartungen und Anforderungen erhoben sowie vorhandene Studien nochmals durchgearbeitet worden.
Zwei Lösungsansätze verfolgt
Zwei Lösungsansätze habe man bei der Machbarkeitsstudie verfolgt, erklärt Sailer: Zum einen soll das abgeleitete Wasser so lange wie möglich im Seewinkel gehalten werden. „Dazu müssen wir die Entwässerungsgräben und Dränagen steuer- und regelbar machen“. Ein entsprechender Antrag für ein Life-Projekt sei bereits unter Federführung des Nationalparks ausgearbeitet und eingereicht worden. Man erhoffe sich eine positive Beurteilung, weil damit EU-finanzierte Maßnahmen im Seewinkel umgesetzt werden könnten.
Man sei aber auch zum Schluss gekommen, dass es im Hinblick auf den Klimawandel nicht zu schaffen sei, ohne zusätzliche Wasserzufuhr eine ausgeglichene Bilanz für den Seewinkel zustande zu bringen. Deshalb habe man die Chance ergriffen und das Angebot Ungarns einer Wasserzuleitung von der Mosoni-Donau für die Dotierung und die Grundwasseranreicherung des Seewinkels anzunehmen. Beide Lösungsansätze seien in der Machbarkeitsstudie behandelt und gemeinsam mit Ungarn ein zusammenhängender Wasserbewirtschaftungsplan erarbeitet worden.

- Präsentierten eine erste Zwischenbilanz der Task Force für den Naturraum Neusiedler See und den weiteren Fahrplan: v.l.: DI Alexander Mechtler, Ziviltechnikergesellschaft für Wasserwirtschaft GmbH, LR Mag. Heinrich Dorner, DI Christian Sailer, Leiter der Task Force Neusiedler See und Hauptreferatsleiter Wasserwirtschaft, und Mag. Dr. Georg Wolfram, DWS Hydro-Ökologie GmbH
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"Einmalige Chance für das Burgenland"
Der in Ungarn bestehende 10 km lange Bewässerungskanal in Richtung Hanság, der Wasser aus der Moson-Donau zur landwirtschaftlichen Bewässerung Richtung Westen bringt, werde um ca. 12 km weiter westlich verlängert, weil auch dort die Trockenheit ein Problem sei. „Hier bietet sich für das Burgenland eine einmalige Chance“, betont Dorner. Im Rahmen der Österreichisch-Ungarischen Gewässerkommission habe man nun eine Zusammenarbeit vereinbart. „Wir beteiligen uns am Bau dieses Kanals mit drei Millionen Euro und sichern uns damit für zukünftige Schritte eine mögliche Übernahme des Wassers aus der Moson Donau“.
"Wasser aus der Donau ist geeignet"
Bei der Umsetzung gelte es einerseits, die Siedlungsgebiete vor Überflutungen zu schützen und dem Tourismus und der Landwirtschaft genügend Spielraum zu geben. Zum anderen soll das Ökosystem erhalten bleiben. Für die Zuleitung von Wasser aus der Donau sei in erster Linie dessen Qualität ausschlaggebend. Experte Georg Wolfram von der DWS Hydro-Ökologie GmbH hält nach Untersuchung der chemischen Eigenheiten „das Wasser für geeignet und eine Zufuhr unter Einhaltung bestimmter Bedingungen und des Ausmaßes der Dotation für möglich“.
Baubeginn im Frühjahr 2022
Derzeit läuft die Ausschreibung für den Bau des Kanals auf ungarischer Seite, mit dem Bau kann voraussichtlich im Frühjahr 2022 begonnen werden, schätzt Sailer. Für die weitere Detailplanung werde im Frühjahr die Österreich-Ungarische Gewässerkommission zusammentreten. Für die Unterzeichnung der Vereinbarung seien zudem noch vertragliche Punkte abzuklären.
Grüne: "Höchste Vorsicht"
Die Grünen begrüßen Konzepte, die darauf abzielen, das Wasser in der Region zu halten, so Regina Petrik in einer Aussendung. "Höchste Vorsicht und Umsicht" mahnen sie aber hinsichtlich zusätzlicher künstlicher Zuleitungen zum Seewasser ein. „Die Chemie des Neusiedler Sees ist höchst sensibel. Daher fordern wir ein laufendes Monitoring, das als höchste Priorität die Aufrechterhaltung dieser spezifischen Steppensee-Beschaffenheit im Auge hat.“



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