LH Doskozil zu Spitälern
"Die Zahl der Betten alleine sagt nichts aus"

LH Doskozil: "Aus meiner Sicht ist es längst an der Zeit, dass auch der Bund endlich etwas gegen den Ärztemangel unternimmt." | Foto: Tscheinig
  • LH Doskozil: "Aus meiner Sicht ist es längst an der Zeit, dass auch der Bund endlich etwas gegen den Ärztemangel unternimmt."
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Landeshauptmann Hans Peter Doskozil spricht im Interview mit den RegionalMedien Burgenland über neue Spitäler, den Ärztemangel und die Herausforderungen im Pflegebereich

REGIONALMEDIEN BURGENLAND: Kürzlich präsentierten Sie den „Regionalen Strukturplan Gesundheit 2025“. Die Kritik der Opposition bezog sich vor allem auf die Reduzierung der Bettenkapazität in den Spitälern. Wie ist diese zu erklären?
DOSKOZIL: Der RSG besteht aus einem ganzen Maßnahmenpaket, das eine flächendeckende, wohnortnahe und qualitativ hochwertige medizinische Versorgung im Burgenland garantiert. Was die Bettenkapazität angeht, muss vorab angemerkt werden, dass sich die Zählweise verändert hat: Was früher ein Stationsbett war, gilt heute oft als ambulanter und tagesklinischer Behandlungsplatz – etwa in der Chemotherapie. Das wichtigste ist: Wir können garantieren, dass der RSG so viele Betten vorsieht, wie wir heutzutage benötigen, um die Menschen an fünf Standorten optimal zu behandeln. Fakt ist, dass der tatsächliche Bettenbedarf heute geringer ist, vor allem weil die Patientenverweildauer dank dem medizinischen Fortschritt immer kürzer wird. Ein Beispiel: Seit kurzem kommt im Krankenhaus Oberwart bei diversen Operationen der Da-Vinci-Roboter zum Einsatz, damit sind wir auf dem neuesten Stand der Technik. Diese Roboter-Operationen sind um vieles genauer und schonender, dadurch müssen PatientInnen nur halb so lang wie davor im Spital bleiben – bei gleichzeitig besseren Ergebnissen. Das heißt, die Zahl der Betten alleine sagt nichts aus. Viel wichtiger ist, dass wir mit dem RSG optimale medizinische Versorgung garantieren, indem wir Spitzenkräfte in den Spitälern haben und Spitzentechnologie einsetzen.

Das aktuell größte Projekt im Gesundheitsbereich ist der Neubau des KH Oberwart. Wann wird es dort die ersten Operationen geben?
Am 17. März haben wir in Oberwart die Gleichenfeier. Das heißt, die Rohbauphase ist abgeschlossen – und zwar exakt im Plan, zeitlich wie auch finanziell. Das Neubau-Projektteam leistet wirklich hervorragende Arbeit. Die ersten PatientInnen werden 2024 aufgenommen, aber einige Leistungen haben wir bereits vorgezogen. So bieten wir jetzt schon den zuvor erwähnten OP-Roboter, aber auch das Herzkatheter-Labor im derzeitigen Haus an.

Die Investitionskosten von maximal 235 Millionen Euro können eingehalten werden?
Ja.

Wie ist der aktuelle Planungsstand beim neu zu errichtenden KH Gols?
Auch hier liegen wir gut im Plan, es braucht noch Aufsichtsratsbeschlüsse. Fix ist, dass sich das Krankenhaus in Gols inhaltlich eng mit dem Spital der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt abstimmen wird. Auf jeden Fall werden die Leistungen, die derzeit in Kittsee angeboten werden, nach Errichtung in Gols zur Verfügung stehen, hinzu kommen Zusatzleistungen entsprechend des Bedarfs im Bezirk Neusiedl am See.

Hier gibt es Kritik am geplanten Standort „Wiesäcker“. Könnte es diesbezüglich noch zu einer Änderung kommen?
Der Standort ist optimal, weil er von überall im Bezirk Neusiedl in 30 Minuten erreicht werden kann. Die Kritik daran ist zum Teil parteipolitisch begründet. Ich kann garantieren, dass umfassende Gutachten erstellt worden sind, vor allem was den Natur-, Pflanzen- und Tierschutz betrifft. Beim Neubau werden wir selbstverständlich auch darauf achten, dass sich das Spital gut in die Umgebung einfügt – das war auch in Oberwart so.

Ein großes Problem ist der Ärztemangel, der durch die Pensionierungswelle noch verschärft wird. Wie kann hier die Politik entgegenwirken?
Bei der Versorgung mit Allgemeinmedizin geht das Burgenland ganz neue Wege und zeigt vor, wie die Politik dem Ärztemangel entgegenwirken kann. Es gibt Förderungspakete für die Ansiedelung von ÄrztInnen bei der Übernahme einer Ordination. Außerdem unterstützen wir Studierende, die sich verpflichten, nach dem Abschluss im Burgenland zu arbeiten und wir vergeben Stipendien an der DPU (Danube Private University) – ebenfalls unter der Prämisse, dass die angehenden ÄrztInnen fünf Jahre im Burgenland praktizieren. Aus meiner Sicht ist es längst an der Zeit, dass auch der Bund endlich etwas gegen den Ärztemangel unternimmt. Es kann nicht sein, dass wir zusehen, dass ein Drittel aller frisch in Österreich promovierten MedizinerInnen sofort nach dem Abschluss ins Ausland geht, während Österreich die Ausbildung finanziert und gleichzeitig seit Jahren über den Ärztemangel klagt. Wir müssen Maßnahmen setzen, um künftige ÄrztInnen in Österreich zu binden.

Laut Studien fehlen österreichweit im Pflegebereich bis 2030 rund 100.000 Arbeitskräfte. Davon ist natürlich auch das Burgenland betroffen. Was plant hier das Burgenland?
In Burgenland ist die Situation in den Spitälern so, dass die Pflegestellen besetzt sind. Wir haben bereits vor über einem Jahr eine konkrete Personalbedarfsanalyse in Auftrag gegeben, die uns unter anderem die Problemfelder im Bereich der Pflege und Betreuung älterer Menschen aufgezeigt hat. Zu wenige steigen derzeit in den Pflege-, Betreuungs- und Gesundheitssektor ein. Hier muss mit einer Attraktivierung des Berufs und guten Ausbildungsformen entgegengewirkt werden. Sie können sich darauf verlassen, dass wir die Pflegeausbildung im Burgenland noch besser aufstellen werden, in Abstimmung mit der schulischen Ausbildung und dem Pflegestudium an der Fachhochschule. Um den Pflegebereich personell zusätzlich abzusichern, haben wir bereits vor Jahren ein Vorreitermodell geschaffen, das europaweit Anerkennung findet: das Anstellungsmodell für pflegende Angehörige, das wir vor kurzem auf Pflegeeltern erweitert haben. Die Vorteile dieses Modells – für die Angehörigen, für die zu Pflegenden und auch für das Land Burgenland sind hinreichend bekannt. Ich stelle mir außerdem schon lange ein gutes Schnittstellenmanagement zwischen betreuten Wohnformen, mobilen Diensten, den Gemeinden und pflegenden Angehörigen vor, das nun bald zur Umsetzung kommt. Mit den rund 70 Pflegeregionen, die aktuell in Ausarbeitung sind, soll eine flächendeckende und adäquate Betreuung in allen Bezirken garantiert sein.

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