Berthold Felber
„Es ist gefährlich geworden, Doskozil zu widersprechen“

Berthold Felber möchte SPÖ-Bundesparteiobmann werden. | Foto: Uchann
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  • Berthold Felber möchte SPÖ-Bundesparteiobmann werden.
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Im Rennen um den SPÖ-Parteivorsitz gibt es neben Hans Peter Doskozil einen zweiten Kandidaten aus dem Burgenland. Der 69-jährige Unternehmer Berthold Felber stellt sich der Mitgliederbefragung, die zwischen 2. April und 10. Mai stattfinden soll. Felber ist seit 1971 SPÖ-Mitglied und betreibt ein Unternehmen, das Kabelkonfektionen herstellt, mit Standorten in Serbien und Neckenmarkt. Im RegionalMedien Burgenland-Interview spricht Felber über seine Beweggründe für die Kandidatur. Maßnahmen, wie den Mindestlohn im Burgenland oder die Baulandmobilisierungsabgabe bewertet er äußerst kritisch.

Herr Felber, warum bewerben Sie sich für den SPÖ-Parteivorsitz?
BERTHOLD FELBER: Der Hauptbeweggrund war, dass ich seit Jahrzehnten die negative Entwicklung der SPÖ beobachte. Und ich möchte mir nicht irgendwann den Vorwurf machen, nichts dagegen getan zu haben. Nur zu kritisieren, ist zu wenig.

Was läuft in der SPÖ schief?

Das hat bereits in den 1970er-Jahren begonnen, als die SPÖ unter Bruno Kreisky ein Wachstum vollzogen hat, für das sie zum Teil nicht die Strukturen hatte. Und danach hat es so viel Veränderungen in der Gesellschaft gegeben, während die SPÖ es nicht geschafft hat, die ganze Parteistruktur an die Bedürfnisse der jetzigen Zeit anzupassen.
Aber der allerschlimmste Fehler ist, dass es keine interne Meinungsfindung gibt und bei wichtigen Problemen nicht zuerst einmal parteiintern entschieden wird, wie die Position der SPÖ ist.
Vielmehr sagt jedes Parteimitglied und jeder Funktionär, sobald ein Mikrofon in der Nähe ist, seine eigene private Meinung. Das wirkt in der Öffentlichkeit so, als würde es in der Partei eine Vielzahl an Meinungen geben, die sich diametral widersprechen.

Können Sie dazu ein Beispiel geben?
Ganz schlimm ist es in der Migrationspolitik. Wenn man sich Meldungen von Spitzenfunktionären anhört, dann deckt die SPÖ ein breites Meinungsspektrum ab. Da gibt es Positionen, die sich zu 100 Prozent mit denen der FPÖ decken. Auf der anderen Seite gibt es Funktionäre, die unser Land mit Migranten überfluten wollen.

Wie stehen Sie persönlich zum Thema Migration?
Ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass Österreich Zuwanderung braucht, weil sonst auf Dauer unser Pensionssystem nicht funktioniert. Außerdem benötigen die Wirtschaft sowie das Gesundheitssystem und der Pflegebereich dringend Arbeitskräfte.
Was ich aber ablehne ist, dass nur wenige Länder die gesamte Migration tragen. Es braucht eine geordnete Zuwanderung.
Was ich auch ablehne, sind Zuwanderer, die der Meinung sind, sie könnten ihre Kultur hierher mitnehmen. Es kann doch nicht sein, dass ein 12-jähriger Schüler eine Lehrerin ablehnt, weil sie eine Frau ist. Wenn man nach Österreich einwandert, dann muss man sich an unsere Regeln, Gepflogenheiten, Gesetze, Sitten und Kultur anpassen. Ansonsten soll man zuhause bleiben.

„Die Wege, die Hans Peter Doskozil beschreitet, kosten sehr viel Geld. Es ist sehr einfach, dieses Geld einfach aus einem Budget zu nehmen.“

Kommen wir zur burgenländischen SPÖ. Wie ist ihre Meinung zum burgenländischen Weg der Sozialdemokratie, wie er von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil vorangetrieben wird. Stichwort Mindestlohn oder Baulandmobilisierungsabgabe?
Ich lehne es ab, die Vorgehensweise von Hans Peter Doskozil als burgenländischen Weg zu bezeichnen. Das Burgenland besteht aus über 300.000 Einwohnern und sehr vielen Meinungen. Und grundsätzlich kosten die Wege, die Hans Peter Doskozil beschreitet, sehr viel Geld. Es ist sehr einfach, dieses Geld einfach aus einem Budget zu nehmen.

Berthold Felber übt Kritik am Mindestlohn im Burgenland, der für die Privatwirtschaft nicht tragbar wäre. | Foto: Uchann
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Sie lehnen also Maßnahmen wie den Mindestlohn ab?
Der Mindestlohn in dieser Form – und ich bin Unternehmer – ist für private Firmen untragbar. Wenn ich in meiner Firma einen Mindestlohn von 2.000 Euro zahle, dann muss ich natürlich die Lohnhierarchie im Unternehmen bestehen lassen. Ich habe mir das von der Lohnverrechnung nachrechnen lassen. Das Ergebnis wäre, dass der gesamte Ertrag weg wäre. Das heißt, ich müsste dann eigentlich zusperren.

Sehen Sie die Baulandmobilisierungsabgabe auch so kritisch?

Ich habe mir vor circa zwölf Jahren einen Bauplatz gekauft. Und zwar deshalb, weil es fast keine Zinsen gab. Bin ich deshalb ein Spekulant? Ich glaube nicht.
Und jetzt werde ich eigentlich enteignet. Wenn ich diese Baulandsteuer zahlen muss und die Inflation mitberechne, bin ich in 27 Jahren enteignet.

„Wenn es Probleme zu bewältigen gibt, dann krempelt Pamela Rendi-Wagner nicht die Ärmel auf, um diese Probleme zu bewältigen. Vielmehr taucht sie unter und man hört nichts von ihr.“

Ihre Meinung zur Parteichefin Pamela Rendi-Wagner?
Sie ist eine sehr bemühte, aufrichtige und ehrliche Person. Prinzipiell muss man ihr dankbar sein, dass sie die Partei übernommen hat, als Christian Kern sich Hals über Kopf verabschiedet und ein Chaos hinterlassen hat. Aber jetzt ist sie aufgrund der parteiinternen Auseinandersetzung so beschädigt, dass sie nicht mehr tragbar ist.
Ich finde es auch total unangebracht, wie Hans Peter Doskozil mit ihr umgeht. Das ist menschenverachtend und alles andere als sozial.
Und sie hat auch eine große Schwäche: Wenn es Probleme zu bewältigen gibt, dann krempelt sie nicht die Ärmel hoch, um diese Probleme zu bewältigen. Vielmehr taucht sie unter und man hört nichts von ihr. Oder sie meint, wie im Fall der Migration im vergangenen Sommer, dass dies kein Thema sei. Sie soll doch einmal nach Neckenmarkt kommen.

Es fällt auf, dass sie doch sehr kritische Worte zu Hans Peter Doskozil finden…
Im Burgenland ist eines sehr gefährlich geworden: Doskozil zu widersprechen. Da können Sie von Jennersdorf bis Kittsee Leute dazu interviewen, die ihnen das bestätigen werden. Es hat auch noch keinen neuen Landeshauptmann oder Parteiobmann gegeben, der in allen sieben Bezirken die wichtigen Personen sofort wegschickt und alles mit seinen Leuten besetzt.

Bei der Wahl treten nun doch einige prominente Kandidaten an. Welches Ergebnis erwarten Sie sich?
Ich erwarte, dass ich SPÖ-Bundesparteiobmann werde.

SPÖ legt Fahrplan für Mitgliederbefragung fest
Berthold Felber möchte SPÖ-Bundesparteiobmann werden. | Foto: Uchann
Berthold Felber übt Kritik am Mindestlohn im Burgenland, der für die Privatwirtschaft nicht tragbar wäre. | Foto: Uchann

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