Photovoltaik-Ausbau im Burgenland
"Dachflächen decken nur zehn Prozent des Bedarfs"
Das Burgenland will bereits 2030 – also zehn Jahre vor dem Bund – klimaneutral sein. Geschafft werden soll das mit dem massiven Ausbau der Photovoltaik sowie der Einbindung von Bevölkerung und Unternehmen. Die Opposition ortet eine Monopolisierung und Fake News
BURGENLAND. Zwei Millionen Tonnen CO2 produziert das Burgenland pro Jahr – bis 2030 soll dieser Wert auf Null gesenkt werden. Ein "sehr ambitioniertes Ziel", weiß Landeshauptmann Doskozil, wie auch der Chef der Energie Burgenland, Stephan Sharma: „Dazu brauchen wir Freiflächen für Photovoltaik ebenso wie Dächer, aber auch weiterhin die Windenergie“.
2.000 Megawatt mehr für Ziel nötig
In konkreten Zahlen bedeutet das Vorhaben: 2.000 Megawatt zusätzlich müssen im Jahr via Sonnen- und Windenergie erzeugt werden. Sharma erklärt: "Wir wollen alle geeigneten Dachflächen im Burgenland nutzen, aber damit sind nur zehn Prozent des Bedarfs abgedeckt." Das heißt im Umkehrschluss: Die restlichen 90 Prozent müssen von Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen sowie von Windrädern kommen. LR Dorner: „Wir brauchen einen sinnvollen Mix." Regierungskollegin Eisenkopf – zuständig für den Klimaschutz – erklärt, 18.000 m² Dachflächen von landeseigenen Gebäuden seien als photovoltaiktauglich eingestuft worden, der Ausbau gehe zügig voran.
Bevölkerung soll helfen und profitieren
Gebraucht wird außerdem die Bevölkerung, die mit speziellen Modellen zur Nutzung der Sonnenenergie bewegt werden soll. „Sonnenmax“ und „Sonnen-Marie“ nennen sich etwa die Angebote der Energie Burgenland, die man ab 45 Euro im Monat mieten kann und nach zehn Jahren ins Eigentum übergehen. Die Tarife seien deshalb so günstig, weil das Land diese unterstütze, sagt Sharma, der will, dass Klimaschutz im Burgenland "so einfach wie Fernsehereinschalten und so billig wie ein Glas Wein ist". Außerdem würden auch private Unternehmer damit Gewinne machen sowie deren Erträge bis 20 kW ins öffentliche Netz einspeisen können. Generell sei die Nachfrage aus der Bevölkerung derzeit groß, eine neue Hotline soll die Kritik an langen Wartezeiten für Netzanschlüsse verstummen lassen.
ÖVP: "Monopolisierung durch die Hintertüre"
Weiterhin nicht verstummen wird hingegen die Kritik aus der Opposition: So meint der designierte ÖVP-Landeschef Christian Sagartz, während das Land große PV-Anlagen auf Dächern errichte, würden Privatpersonen oft keinen Netzzugang erhalten. Diese "Monopolisierung durch die Hintertüre" müsse umgehend gestoppt werden, so Sagartz, der Betroffenen rät, die Schlichtungsstelle der E-Control zu kontaktieren.
Grüne orten "Fake News"
Die Klubobfrau der Grünen, Regina Petrik, hat den Verdacht, "die SPÖ hat keine Ahnung, was mit Klimaneutralität gemeint ist". Klimaneutral heiße nämlich, das der gesamte Energiehaushalt des Landes – inklusive Verkehr – das Klima nicht mehr belasten dürfe. "Vielleicht meint der Landeshauptmann nur die Stromproduktion?", fragt sich Petrik. "Hier sollen die Menschen mit falschen Vorstellungen hinters Licht geführt werden, doch das sind Fake News!" Ihr Kollege Spitzmüller kritisiert außerdem, dass PV-Anlagen auf privaten oder gewerblichen Dächern über 20 KWp die Einspeisung ins Netz verweigert werde. "Bei mir melden sich viele Menschen, die ihre großen Dächer am liebsten sofort mit Solarpaneelen ausstatten wollen, aber von der Energie Burgenland ignoriert werden," berichtet Spitzmüller. Gerade hier müsse das Potenzial ausgeschöpft werden.
Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich begrüßt zwar den Ausbau der Photovoltaik im Burgenland, fordert aber einen verstärkten Fokus auf die Nutzung von Dachflächen und bereits verbauten Gebieten.
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