Nächtigungen im Burgenland
Tourismusboom im Juni dank Nova Rock Festival
Wie die neuesten Tourismuszahlen zeigen, konnte das Burgenland im heurigen Juni ein Nächtigungsplus von rund 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr vermerken. Grund dafür ist vor allem die Erfassung der Camping-Nächtigungen beim Nova Rock Festival. Generell nimmt die Nachfrage nach einem Inlandsurlaub bei den ÖstereicherInnen wieder ab.
BURGENLAND. Mit jährlich rund 200.000 BesucherInnen bringt das Nova Rock als größtes Rock Festival Österreichs, wie erwartet wieder eine hohe Wertschöpfung ins Land. Erstmals wurden auch die Camping-Übernachtungen in die offizielle Landesstatistik mit aufgenommen. Für Burgenland Tourismus-Geschäftsführer Didi Tunkel ist das in anderen Bundesländern bereits gang und gäbe, und für das Burgenland ein wichtiger Schritt. „Endlich werden hier bei den Nächtigungszahlen ‚Äpfel mit Äpfeln‘ verglichen". In Zukunft sollen auch die Camping-Nächtigungen bei anderen burgenländischen Festivals wie in Wiesen oder Bildein in die offizielle Landesstatistik integriert werden.
Ohne Nova Rock sind Zahlen rückläufig
Lässt man allerdings die Nova Rock-Camping-Nächtigungen (rund 137.000) außer Acht, war der Juni im Vergleich zum Vorjahr rückläufig (-11,7%) Vor allem rund um den Neusiedler See mussten bisher nächtigungsstarke Gemeinden starke Einbußen in Kauf nehmen. Insgesamt gab es im Burgenland im 1. Halbjahr 2023 mit rund 1,23 Mio. Übernachtungen (ohne Nova Rock) ungefähr so viele wie im Vorjahr.
Negative Berichterstattung, wenig Tourismus
Wie Burgenland Tourismus in einer aktuellen Pressemeldung mitteilte, leiden die Beherbergungsbetriebe rund um den Neusiedler See stark unter der medialen Berichterstattung rund um den Wasserstand des Sees. Laut einer repräsentativen Umfrage von "Telemark Marketing" wurden bei potenziellen Gästen in Wien, Niederösterreich und der südlichen Steiermark rund ein Drittel der Befragten von Medienberichten, insbesondere der Reportage im ORF (wir berichteten), negativ beeinflusst. Betriebe hätten mit vielen Stornos und daher auch mit Buchungsrückgängen zu kämpfen.
Urlaubsverhalten ändert sich weiter
Doch auch das Urlaubsverhalten hat sich im letzten Jahr laut Tunkel erneut verändert. Flugreisen explodieren wieder und auch Südeuropa ist bei Österreichern derzeit sehr gefragt. Da das Burgenland rund 80 Prozent österreichische UrlauberInnen beherbergt, konnte man (aufgrund von Covid-19) in den Jahren 2021 und 2022 sehr stark von der hohen Nachfrage nach Inlandsurlaub profitieren.
Kürzere Auslandsreisen im Trend
Nun ist der Gegenteil der Fall: der Inlandsurlaub nimmt ab, während die Aufenthaltsdauer bei Reisen kürzer wird. Im Rahmen einer Sommer-Kampagne spezialisiere man sich deshalb auf die Bewerbung von "Last-minute"-Urlauben. Dabei setze man auch auf Bewegtbild, um potenziellen Gästen zu zeigen, dass ein Urlaub am See nach wie vor uneingeschränkt möglich ist.
Veränderungen positiv für das Burgenland?
Allgemein ist bei ÖsterreicherInnen in diesem Jahr laut einer Umfrage Kroatien die beliebteste Urlaubs-Destination, um mit dem Auto, Bus oder Bahn zu verreisen. Bei Flugreisen ist Griechenland das Reiseziel Nummer eins, und auf der Fernstrecke sind es Thailand, die Malediven und die USA. Auch in Zukunft soll sich das Urlaubsverhalten weiter massiv verändern. Einerseits könnte es zu einer „Flucht vor der Hitze aus dem Süden Europas“ kommen, andererseits zur Verlagerung des Urlaubs außerhalb der Sommersaison in den Herbst. Das könnte sich auch für das Burgenland positiv auswirken.
"Totalversagen"
ÖVP-Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas übt Kritik an den veröffentlichten Nächtigungszahlen. Offensichtlich sei Tourismus-Chef Tunkel innerhalb der SPÖ unter Druck, denn der erhoffte Aufschwung für den burgenländischen Tourismus sei bis jetzt ausgeblieben. Damit entpuppe sich Tunkel laut Fazekas als "teurer Fehlkauf". Auch FPÖ-Landesparteiobmann Alexander Petschnig kritisiert die Zahlen scharf. Man versuche das eigene "Totalversagen zu kaschieren". Die Zuzählung der Nova Rock-Gäste sei ein Ausdruck der Verzweiflung von Doskozil und Tunkel.
„Es kann nicht sein, dass beitragszahlende Betriebe ohne nennenswerte Unterstützung und Werbung seitens Burgenland Tourismus einer regelrecht vernichtenden Saison gegenüberstehen, und unseren obersten Tourismusverantwortlichen fällt nichts besseres ein, als das Zahlenwerk zu fälschen, um künstliche Jubelmeldungen produzieren zu können“, so Petschnig.
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