„Wir stehen bei den Kosten mit dem Rücken zur Wand!“
Burgenlands Industrie leidet unter hohen Lohnkosten sowie „Regulierungs- und Bürokratiewut“.
Manfred Gerger, Präsident der Industriellenvereinigung, bringt die derzeitige Situation auf den Punkt: „Die Kosten steigen, die Erträge sinken.“
Das aktuelle Konjunkturbarometer der IV Burgenland zeigt zwar beim Auftragsbestand und Auslandsaufträgen leichte Aufwärtstendenzen, dem gegenüber stehen jedoch fallende Verkaufspreise.
Gewinne sinken
Die Konsequenz: Ergebnisse und Gewinne sinken, ein Einbruch bei Ausrüstungsinvestitionen und negative Auswirkungen auf die Beschäftigung.
Und das trotz eines europäischen Umfelds, das einen soliden Konjunkturaufschwung erwarten lassen sollte.
Die Ursachen sieht die Industriellenvereinigung in den österreichischen Rahmenbedingungen: eine „Regulierungs- und Bürokratiewut“ sowie die ständig steigenden Lohnneben- und Lohnstückkosten.
Wettbewerbsnachteil
Anton Schubaschitz, Aufsichtsratsvorstand von Leykam Let’s Print weist auf den Standortnachteil hin. „In manchen Industriebereichen liegen wir bereits um 15 bis 20 Prozent über den deutschen Lohnstückkosten.“
So kostet laut Schubaschitz ein Drucker mit zehn Jahren Berufserfahrung in seinem Betrieb in Österreich rund 85.000 Euro pro Jahr, in Deutschland rund 55.000 Euro und in Tschechien und Slowenien rund 27.000 bzw. 33.000 Euro. „Wir stehen bei den Kosten mit dem Rücken zur Wand“, so Schubaschitz.
Gewinne nur im Ausland
Selbst Förderungen helfen dabei oft nur noch wenig. „Wir mussten eine Förderung für eine neue Druckmaschine ablehnen, weil wir die Kosten insgesamt nicht verdienen konnten“, erzählt Schubaschitz und ergänzt: „Gewinne machen wir nur in den Standorten in Tschechien und Slowenien.“
Kein zweites Griechenland
Beate Kälz, Werksleiterin bei Sanochemia AG mit Sitz in Neudörfl, weist ebenfalls auf den internationalen Wettbewerbsnachteil hin. „Wir sind auch mit Konkurrenz aus China und Indien konfrontiert. Gleichzeitig werden bei uns die Prozesse und Anforderungen immer höher. Auch die Gebühren für die Zulassungen steigen.“ Kälz wünscht sich von den lokalen Politikern Konzepte, „damit wir unseren Standort erhalten können und nicht zu einem zweiten Griechenland werden“.
Immer mehr Fremdpersonal
Gerhard Ploy, technischer Direktor der Teerag Asdag, skizziert die Auswirkungen auf die Bauwirtschaft: „Aufgrund der überzogenen Lohnnebenkosten gehen die Bauunternehmen dazu über, weniger Eigenpersonal und mehr Fremdpersonal über Subfirmen und Fremdfirmen zu beschäftigen.“
Kein Grund zum Ansiedeln
IV-Präsident Manfred Gerger sieht angesichts der geschilderten Probleme nur wenig Grund für Optimismus: „Zeigen Sie mir ein Unternehmen, das bei dieser Lage gewillt ist, sich im Burgenland anzusiedeln!"
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.