Bezirksvorsteher Daniel Resch
"Der Zusammenhalt in Döbling ist sehr spürbar"
Die Coronakrise hat auch in Döbling ihre Spuren hinterlassen. Die bz bat Bezirkschef Resch zum Interview.
Das Ausmaß der Krise hat uns alle überrascht. Was waren Ihre ersten Schritte?
DANIEL RESCH: Ich habe sehr schnell die Plattform "Team Döbling" eingerichtet und die Betriebe und die Leute damit vernetzt. Das ist gewaltig gut angekommen. Weiters habe ich mit der Pfarre gesprochen, damit die älteren Menschen mit Lebensmittel versorgt werden.
Wie war die Stimmung im Bezirk während dieser Wochen?
Anfangs haben die Bewohner der Dinge geharrt und es war sehr ruhig, danach kam Aufbruchstimmung auf und viele haben sich bei mir gemeldet, dass sie etwas machen wollen. Vom Einkaufsservice bis zu einfachen Telefonaten, die die Gespräche ersetzen sollten.
In Döbling leben viele ältere Menschen. War dies im Lockdown speziell zu berücksichtigen?
Das war wirklich ein Thema. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer älteren Dame, die seit zwei Wochen nur Erbsen gegessen hat. Sie hat keine Angehörigen mehr und war quasi eingesperrt. Wir haben dann Mittagessen für sie besorgt und ich war für sie einkaufen. Das hat mich schon sehr berührt.
Wie sehr hat Corona Ihren Arbeitsalltag verändert?
Schon einigermaßen. Mein Handy hat durchgehend geläutet und ich kam gar nicht nach, die Menschen zurückzurufen. Die Fäden sind bei mir zusammengelaufen, aber das war gut so. Langsam kommen wieder etwas weniger Anrufe.
War im Bezirk ein verstärkter Zusammenhalt zu spüren?
Man hat das richtig gemerkt, dass die Bewohner zusammengerückt sind. Es war sehr beeindruckend, dass viele Menschen sich freiwillig engagieren wollten. Es wurden Essen und Einkäufe ausgeliefert und viele Gespräche geführt. Es gab ältere Menschen, die einfach nur reden wollten. Trotz des Lockdowns habe ich viele Leute aus dem Bezirk telefonisch kennengelernt.
Wie sehr ist Ihnen diese Zeit persönlich nahegegangen?
Optisch habe ich ein paar Kilos zugenommen. Aber auch so hat die Krise etwas mit mir gemacht. Es gab sehr viele Begegnungen, die mich berührt haben. Es hat mich ein 90-jähriger Mann angerufen, der sich im Pensionistenwohnheim von seiner schwerkranken Frau verabschieden wollte. Er durfte aber nicht. Ich habe alles in Bewegung gesetzt, um das doch noch zu organisieren.
Geht der Bezirk gestärkt aus dieser Krise hervor?
Ich fühle mich in vielen Punkten bestätigt, dass es diese Hierarchie gibt. Die Rolle des Bezirksvorstehers hat sich in der Krise sehr bewährt. Ich war das Bindeglied zwischen Stadt Wien, Polizei und den verschiedenen Organisationen. Ich finde schon, dass wir gestärkt aus der Krise hervorgehen.
Was sind die nächsten Schritte?
Jetzt gilt es, die Gastronomie und die Betriebe wieder auf Vordermann zu bekommen. Es wird eine Gutscheinaktion für die Heurigen geben und ich werde versuchen, den Wirten bei den Schanigärten zu helfen. Aber die Vorgaben wegen der Gastgärten müssen trotzdem eingehalten werden. Die Wirte sind punkto Abstand halten sehr innovativ. Da gibt es viele gute Ideen dazu.
Wie sieht die neue Normalität in Döbling aus?
Die Fitnesstudios sind noch zu und vor allem gibt es keine Kunst- und Kulturveranstaltungen. Das fehlt den Döblingern schon sehr. Was man auch beobachten kann, ist, dass viele Wiener die Weinberge und die tollen Spaziermöglichkeiten verstärkt nutzen. Viele Wiener haben den Bezirk jetzt neu kennengelernt. Das macht mich auch stolz auf unseren Bezirk.
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