Legionellenbefall
Stadtrechnungshof fordert Sanierung im Wiener Gänsehäufel
Einige Sachen müssen im größten Gewässerbad der Stadt saniert werden. Das empfiehlt der jüngste Stadtrechnungshofbericht für das Strandbad Gänsehäufel. In einem Bereich werden etwa seit Jahren immer wieder Legionellen entdeckt. Wir haben uns den Bericht genau angesehen.
WIEN. Die ersten Stadtrechnungshofprüfberichte des neuen Jahres sind online - und einer der Berichte hat es in sich. Der Stadtrechnungshof (StRH) Wien unterzog das von der MA 44 (Wiener Bäder) betriebenen Strandbad Gänsehäufel einer sicherheitstechnischen Prüfung.
Der Strandbad befindet sich in der Donaustadt und wurde 1907 auf einer Schotterinsel in der Alten Donau errichtet. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde es wiederaufgebaut. Dabei handelt es sich um das größte städtische Oberflächengewässerbad. Anfang der 2000er-Jahre wurde das unter Denkmalschutz stehende Bad generalsaniert.
Aufgrund eines Bürgeranliegens hat sich der bautechnische Teil des Berichtes mit der Thematik der Bausubstanz befasst. Diese war "im Laufe der Jahre nach der erfolgten Sanierung abermals schadhaft geworden und sanierungsbedürftig", heißt es im Bericht. Die geprüfte Stelle hätte bereits Schritte hinsichtlich punktuell erforderlicher Sofortmaßnahmen und der weiteren Sanierungsplanung eingeleitet, doch umfassende Bauarbeiten wurden jedoch noch nicht vorgenommen, so die Kritik.
"Der StRH Wien begrüßte die verantwortungsbewusste Herangehensweise der MA 44 - Bäder, um den Schäden an der Bausubstanz im Gänsehäufel zu begegnen. Ihr Wunsch nach einer möglichst umfassenden Schadensaufnahme war durchwegs nachvollziehbar", heißt es im Bericht.
Legionellen nachgewiesen
Der StRH stellte fest, dass das Sommerbad grundsätzlich aus "bädertechnischer und -hygienischer Sicht sachgerecht betrieben wurde" und die Anlagen wurden regelmäßig gewartet und sicher betrieben. Doch abweichend davon waren speziell bei einer Warmwasserversorgungsanlage Hygienemängel auffällig geworden. Wiederholt wurden dort laut dem Bericht Legionellen nachgewiesen.
In wasserführenden Systemen können sich bestimmte Mikroorganismen in Biofilmen vermehren, die bei Menschen Infektionen hervorrufen, besonders Legionella, welche verschiedene Krankheitsbilder auslösen können. U. a. sind schwere Lungenentzündungen möglich.
Die MA 44 ergriff Maßnahmen der regelmäßigen thermischen bzw. chemischen Desinfektion des Rohrleitungssystems, doch diese brachten "keinen dauerhaften Erfolg". Prüfberichte der vergangenen fünf Jahre zeigen, dass vereinzelt Legionellen nachgewiesen wurden. In einigen Fällen sogar auch oberhalb des Richtwerts von 100 koloniebildende Einheiten (KBE) pro 100 Milliliter, was auf ein "hygienisch mangelhaftes System" hinweise.
Anhand der Berichte konnte auf Hygienemängel bei jener Warmwasserversorgungsanlage, die das Sonnenbad Herren und das sogenannte Moserklo versorgte, geschlossen werden. In jedem der fünf Prüfjahre konnten Legionellen nachgewiesen werden, außer 2021. Der StRH stellte fest, dass die eingeführte Maßnahmen wie vorgesehen durchgeführt worden sind und auch zur Reduktion der gemessenen Koloniezahlen führten, das Brausewasser jedoch nach wie vor Legionellen enthielt. "Die betroffene Warmwasserversorgungsanlage wäre daher einer umgehenden Sanierung zuzuführen", empfiehlt man dringend.
Sanierungen empfohlen - und angekündigt
Ebenfalls wurde empfohlen, Mängel an der Geländerkonstruktion der Turmkabinen zu beheben sowie eine "dauerhafte Gestaltungslösung anzustreben". Denn den Prüfern fiel auf, dass teilweise die Gummilagen zwischen den Befestigungsschellen und dem vorhandenen Geländer porös waren und geschrumpft seien. Damit wäre ein leichtes Verdrehen der Latten möglich und so auch wahrscheinlich, dass die Festigkeit mit der Zeit weiter abnehmen würde.
Auch wurden im Kollektorgang unterhalb des Mehrzweckbeckens an der Decke umfangreich Ablagerungen von kalkhaltigem Material in Form von Stalaktiten erkennbar: "Die Anreicherung erfolgt während des Durchdringens der Betondecke, die chemische Reaktion und Ausbildung der Stalaktiten in weiterer Folge während des Abtropfens". Diesen Zustand soll die zuständige MA beobachten, um "latente Schädigungen rechtzeitig identifizieren zu können".
Die MA 44 kündigte an, die notwendigen Betonsanierungen sowie die Mängelbehebung an der Geländerkonstruktion der Turmkabinen bis zum Saisonanfang in diesem Jahr zu erledigen. Die Sanierung der Warmwasserversorgungsanlage wurde im vergangenen Herbst begonnen und wird ebenfalls bis Saisonbeginn abgeschlossen.
Übrigens: Die zum Badebetrieb gehörenden Nebeneinrichtungen des Gänsehäufels, etwa Toiletten sowie Dusch- und Waschanlagen, befanden sich in einem "sauberen und gut gepflegten Zustand".
Kritik von Grünen und ÖVP
Sofort meldeten sich die Grünen nach der Veröffentlichung des Berichtes. Laut Gemeinderat Martin Margulies wurde bereits 2018 wegen offensichtlicher Schäden an der Substanz eine Befundung des Gänsehäufels durch Sachverständige in Auftrag gegeben, im Winter vor der Corona-Pandemie hätten Sanierungen stattfinden sollen.
Doch noch immer müsse man warten: "Wenn alle Fakten längst auf dem Tisch liegen, ist es völlig unverständlich, warum die Stadt nicht längst in die Gänge gekommen ist. Wir werden genau darauf achten, ob die im Bericht des Stadtrechnungshofs aufgezeigten Bau- und hygienischen Mängel, wie von der MA 44 zugesagt, tatsächlich nun vor dem Sommer behoben werden", wird Margulies in einer Aussendung zitiert.
Ähnlicher Meinung ist ÖVP-Bädersprecherin Julia Kilka: "Die Stadtregierung ist dringend angehalten, die Empfehlungen des Stadtrechnungshofes umzusetzen“.
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