Bahnrad-EM
Zwei Donaustädter mit starken Auftritten in der Schweiz
Raphael Kokas und Tim Wafler konnten bei der Bahnrad-EM in der Schweiz ihr Talent unter Beweis stellen. Am Ende fehlte nur wenig auf eine Medaille.
WIEN/DONAUSTADT. Die Donaustadt scheint ein gutes Pflaster für den Bahnradsport sein - wenngleich die Sportler in Wien noch immer um ihr Trainingszentrum kämpfen. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz zeigen zwei junge Athleten aus dem 22. Bezirk wiederholt mit starken Leistungen, wie sie Österreich auf der großen internationalen Bühne vertreten können.
Zuletzt auch bei der Bahnrad-EM in Grenchen (Schweiz). Mit Tim Wafler und Raphael Kokas haben zwei junge Donaustädter Radsportler dort mit starken Resultaten auf sich aufmerksam gemacht. Kokas war dabei der jüngste Österreichische Teilnehmer, Wafler schrammte nur haarscharf an einer Medaille vorbei.
Raphael Kokas ging gleich in zwei Bewerben an den Start. Der amtierender Österreichischer Staatsmeister in den Disziplinen Omnium, Temporennen und Ausscheidungsfahren sowie österreichischer Vizemeister im Madison hatte einen fixen Startplatz im Ausscheidungsrennen. Dieses schloss er auf dem 11. Gesamtrang ab.
Nervosität spürbar
Dennoch zeigte er sich selbstkritisch: "Ich hatte vielleicht zu viel Respekt vor den großen Namen im Rennen und war so nervös. Vielleicht wären noch ein paar Plätze nach vorne möglich gewesen", so Kokas.
Bereits bei der Junioren-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr schrammte er mit einem 4. Platz im Omnium nur knapp an einer Medaille vorbei. Seit diesem Jahr ist Kokas im ersten Jahr U23 und wurde aufgrund seiner tollen Leistungen vom Nationaltrainer zur Elite EM mitgenommen.
Und dort kam er unverhofft auch noch zu einem zweiten Auftritt. Denn nur 24 Stunden vor dem Madison-Bewerb wurde er als Ersatzfahrer für den erkrankten Maximilian Schmidbauer an die Seite von Felix Ritzinger (ebenfalls aus Wien) aufgestellt. Bis auf das gemeinsame Auftreten bei den Staatsmeisterschaften 2022 in Brünn hatten die beiden keine weitere gemeinsame Erfahrung.
Wichtige Punkte für Olympia
Schlugen sich aber in dem Top Teilnehmerfeld unter gestandenen Weltmeistern, Europameistern, Olympiasieger und Sechstage Fahrer beachtlich. Bis etwa 15 Runden vor Schluss in dem 200 Runden langen Rennen konnten sie sich gut im Feld behaupten und hatten keinen Runden Verlust. Erst in der Schlussphase mussten sie dem hohen Tempo (schnitt 57,6km/h) Tribut zollen und kassierten eine minus Runde.
Am Ende landete das Duo auf einem guten 10. Platz und sicherte sich damit auch wertvolle Punkte für die Olympia-Qualifikation. Diese konnte auch ihr Kollege Tim Wafler sammeln. 60 Runden, also insgesamt 15 Kilometer, lange war das Scratch-Rennen der Elite bei dem Wafler antrat.
Leider eine Runde zu viel, sonst hätte der Vize-Europameister der U23 auch bei der Elite die Sensation geschafft. Der Donaustädter zeigte ein aktives Rennen im Duell mit den besten Fahrern des Kontinents, lag bis zur Glocke (letzte Runde) mit dem Titelverteidiger Iuri Leitao aus Portugal zu zweit an der Spitze des Rennens, wurde aber dann von einer Verfolgergruppe noch eingeholt, und beendete das Rennen auf Platz 8.
So knapp ging's her
"Es waren noch sieben Runden zu fahren und Leitao hat attackiert. Ich habe mich an sein Hinterrad geklemmt und war einer der wenigen, die überhaupt noch mitfahren konnten", schilderte Wafler das Renngeschehen der letzten Runden. Gemeinsam mit dem Portugiesen probierte es der Tirol KTM Cycling Profi und dem Duo fehlte nicht viel.
„Leitao hat das Rennen schon von Anfang an schwer gemacht, wir hatten knapp 55km/h Schnitt. Ich war zuletzt 17 Tage in Portugal, habe mit ihm trainiert und gewusst, er ist unglaublich stark drauf ist", wusste Wafler, der im immer kleiner werdenden Feld aus 21 Nationen sich immer in den vordersten Reihen wiederfand.
„Die finale Attacke hat gut ausgeschaut, wir hatten schnell 30-40 Meter Vorsprung. Wenn die Konkurrenten einen Augenblick länger gepokert hätten, wären wir durchgekommen. Natürlich ist es schade, wenn du in der letzten Runde eingeholt wirst, denn eine Medaille ist nochmals was ganz Besonderes. Aber ich habe gesehen, ich kann auch im Finale mit den allerbesten der Welt mithalten. Dieses Scratch war eine richtige Schlacht, von den Fahrern aus 21 Nationen haben lediglich 12 Athleten das Rennen beenden können. Und ich war einer von denjenigen, die am Ende noch attackieren konnten. Das gibt jedenfalls Selbstvertrauen“, analysierte der 21-jährige Heeressportler das Scratch-Finale.
Zufrieden mit den Auftritten
Tags darauf zeigte sich der junge Donaustädter abermals in guter Form und landete in der Olympiadisziplin Omnium, dem Vierkampf der Ausdauerspezialisten, auf dem zwölften Platz.
„Am Vormittag beim Scratch und Temporennen sind mir leider ein paar kleine taktische Fehler passiert, ich holte da jeweils 13te Plätze, und lag auf Rang 15 in der Zwischenwertung. Danach, in der Mittagspause war ich richtig fertig, spürte die extrem trockene Luft auf der Bahn, mein Hals kratzte und die Nase war verstopft, ich fühlte mich gar nicht gut. In der Abendsession konnte ich das alles ausblenden, meinen Körper nochmals richtig hochfahren", schilderte der Athlet seinen körperlichen Zustand vor dem Omnium Finale.
Mit Platz 10 im Ausscheidungsrennen und einem starken Punkterennen konnte sich der Heeressportler noch auf Platz 12 vorarbeiten. Die Top 12 Platzierung war vor allem wichtig für die Olympiaqualifikation. „Ich habe das Rennen vor jenen Nationen beendet, die uns in Hinblick auf Paris 2024 gefährlich werden können und damit bin ich sehr happy", bilanzierte Wafler.
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