Krieg in der Ukraine
Familie mit sechs Kindern sicher in Eisenstadt
EISENSTADT. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine haben das Burgenland erreicht. Mit der Flucht der Familie von Maria Tobler-Yevchk ist nur eines von vielen Schicksalen bei uns angekommen.
Maria lebt selbst seit 11 Jahren in Großhöflein. Sie stammt aus Staryi Stambir, einer Stadt nahe Lwiw (Lemberg), etwa 700 Kilometer von Eisenstadt entfernt. Bereits drei bis vier Wochen, bevor der Krieg tatsächlich ausgebrochen ist, hat man in der Ukraine Gerüchte über einen möglichen Angriff gehört und war schon sehr beunruhigt. Als die Kampfhandlungen in der Ukraine dann tatsächlich begonnen haben und 20 Kilometer von ihrem Heimatort entfernt schwer geschossen wurde, mietete Maria mit Unterstützung österreichischer Freunde einen Bus und ist in Richtung polnischer Grenze aufgebrochen, um ihre Familie zu holen. Die Kinder konnten zu dem Zeitpunkt vor lauter Angst wegen dem Beschuss fast eine Woche nicht mehr schlafen.
Familie betreibt Landwirtschaft in der Ukraine
Die Familie von Maria betreibt in Staryi Stambir eine Landwirtschaft mit 15 Kühen. Vor zwei Monaten ist der Vater verstorben und Marias Mutter musste sich kurz vor Ausbruch des Krieges einer Operation unterziehen. Im Zuge einer sehr anstrengenden Reise mit langer Wartezeit an der polnischen Grenze ist es gelungen, Marias Mutter Anna, ihre Schwester Oxana und die Kinder von Oxana und der in der Ukraine verbliebenen Schwester Olga ins Burgenland zu bringen.
Flucht in Bus über 1400 Kilometer ohne Kindersitze
Auf der Flucht nach Österreich musste die Familie an der polnischen Grenze eine Nacht in der Kälte im Freien verbringen. Der Bus hatte auch keine Kindersitze, aber das war alles nicht so wichtig. Vorrangig war schnell und heil aus der Gefahrenzone zu gelangen. Jetzt sind Marias Mutter, ihre Schwester, die 2jährige Jaruna, die 4jährige Daruna, die 10jährige Sofia, der 8jährige asthmakranke Wasyl, der 10jährige Aleksandr und der 12jährige Jura in Eisenstadt in Sicherheit.
Vorübergehendes Asyl am Oberberg in Eisenstadt
Freunde von Maria stellten vorübergehend ein unbewohntes Haus am Oberberg zur Verfügung, das mit vereinten Kräften gereinigt und wo auf die Schnelle Platz für 8 Personen geschaffen wurde. Medizinisch wird Marias Mutter nun in Eisenstadt versorgt und von der Pfarre wird ein Deutschkurs für die Kinder angeboten. Die Hilfsbereitschaft war bisher groß und die Familie wurde mit dem Nötigsten wie Decken, Kleidung und Spielsachen für die Kinder versorgt. Lebensmittelspenden werden allerdings dringend gebraucht, denn Maria, selbst gerade in Karenz mit dem 7 Monate alten Raffael, braucht Unterstützung um ihre um 8 Köpfe angewachsene Familie zu versorgen.
In Ukraine verbliebene Familie beherbergt selbst Flüchtlinge auf dem Hof
Obwohl Marias Familie im Burgenland herzlich aufgenommen wurde, möchten sie so schnell wie möglich wieder nach Hause. Sie hoffen, dass sich die Soldaten zurückziehen und der Krieg bald endet. Olga, die Mutter von Jura, Oleksandr und Daruna sowie die beiden Schwager sind immer noch in der Ukraine und geben ihrerseits Flüchtenden aus dem Osten des Landes auf ihrem Bauernhof Unterschlupf, Nahrung und Kleidung. Einer der beiden Schwager hat bereits 2014 im Krieg gekämpft, bisher wurden beide noch nicht einberufen, aber das Bangen ist groß. Und die Situation ist völlig ungewiss.
Kontakt halten wird zunehmend schwerer
Telefonieren ist mittlerweile nur mehr über Internettelefonie wie Viber möglich, die regulären Masten sind zusammengebrochen, es gibt keine Lebensmittel, keine Medikamente, kein Benzin und die Verzweiflung steigt. Niemand weiß derzeit, wie es weiter geht – weder in der Ukraine selbst noch im Burgenland.
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