Prozess im Landesgericht
Süchtige kauften bei Dealer in Eisenstadt "Heroin-Bälle"
„Ich nehme einen Ball!“ Damit meinte die Drogenkundin einen Plastikbeutel mit 0,8 Gramm Heroin. Den sie von ihrem Dealer in Eisenstadt kaufte. „30 Euro habe ich dafür bezahlt“, schilderte die hübsche Blondine (22), die als Zeugin in einem Suchtgiftprozess im Landesgericht aussagte. Der für den Angeklagten mit 2 Jahren und 3 Monaten Gefängnis endete.
EISENSTADT. Die Heroin-Szene in der burgenländischen Landeshauptstadt mutiert zu einem immer größer werdenden Problem. Wie unzählige Polizei-Aktionen, Hausdurchsuchungen, Festnahmen und Sicherstellungen von Drogen zeigen. Heute stand ein amtsbekannter Dealer als Wiederholungstäter im Saal 8 vor Gericht.
Kurz nach Entlassung dealte er wieder
Der 4-fach vorbestrafte Eisenstädter, 23, saß bereits wegen diverser Suchtgiftdelikte einige Zeit in Haft. Von geläutert - keine Spur. Denn rund zwei Monate nach seiner Freilassung stieg er wieder ins Dealer-Business ein. Verkaufte ab Anfang Juli 2022 „Stoff“ an zahlreiche Kunden. Einen Teil des „weißen Pulvers“ benötigte er für seine eigene Abhängigkeit.
Verkauf von 100 Gramm in 2,5 Monaten
Die Staatsanwaltschaft warf dem Burgenländer den Verkauf von über 100 Gramm Heroin vor. In einem Zeitraum von nur knapp 2,5 Monaten. Ehe am 22.9. die Handschellen klickten. Vor Richterin Melanie Gschiel zeigte sich der Angeklagte in groben Zügen geständig.
Zeuge: Vor Polizei falsch ausgesagt
Blieb ihm auch wenig Spielraum für Ausreden. Immerhin belasteten ihn einige Zeugen. Unter anderem ein Schlosser (20), der sofort zugab: „Bei der Polizei habe ich falsch ausgesagt!“ - und nun seine damals „schöngeredete“ Niederschrift dahingehend revidierte: „Ich habe doch beim Angeklagten gekauft. War zwar eine Zeit lang clean, bin aber wieder rückfällig geworden. Vermutlich war ich fünf bis acht Mal bei ihm. Insgesamt werden es zirka 15 Gramm Heroin gewesen sein!“
Ein Heroin-"Ball" kostete 30 Euro
Er bestätigte, für "Bälle" mit 0,8 Gramm je 30 Euro bezahlt zu haben. Konform die Aussage einer 21-jährigen Blondine, die ebenfalls beim „Dealer ihres Vertrauens“ rund 20 Gramm kaufte. „Ich war süchtig. Dann habe ich eineinhalb Jahre nichts genommen, ehe ich wieder rückfällig geworden bin!“ Auf die beiden hier angeführten Zeugen warten vermutlich eigene Prozesse - wegen diverser Suchtmitteldelikte...
Verteidiger: Kein Profi-Dealer mit Luxusautos
Der Verteidiger des Beschuldigten erklärte, dass es sich bei seinem Mandanten um keinen Profi-Dealer mit teuren Luxusautos handelt, sondern um einen Süchtigen, der sich durch den Verkauf von Drogen den Eigenbedarf finanzierte. Zudem sei sein Klient „Entwicklungsverzögert“ und hat eine lange Krankheitsgeschichte. Dem Wunsch auf ein mildes Urteil kam die Richterin allerdings nicht nach.
Insgesamt 27 Monate Gefängnis
Sie verdonnerte den Angeklagten zu 24 Monaten Gefängnis. Außerdem widerrief sie eine zuvor bedingt ausgesprochene Haftstrafe von 3 Monaten, die er nun ebenfalls absitzen muss. „Sie hatten ihre Chance!“ Der Beschuldigte akzeptierte das Urteil, der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab. Daher nicht rechtskräftig.
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