20 Jahre nach der Bombe

"Hier ist die Bombe explodiert", erinnern sich der damalige Augenzeuge Franz Grandits (rechts) und Martin Zsifkovics.
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Die Explosion am 6. Feber 1995 um 10.56 Uhr in der oberen Hauptstraße erschütterte nicht nur Stinatz, sondern ganz Österreich. Denn die Rohrbombe, die in den Händen des Müllabfuhr-Mitarbeiters Erich Preiszler detonierte, war Teil jener rassistisch und ausländerfeindlich motivierten Bombenserie, mit denen der später entlarvte Franz Fuchs das Land Anfang der 90er Jahre in Atem hielt.

Augenzeuge erinnert sich

"Ich bin genau zu diesem Zeitpunkt auf dem Gehsteig gegenüber mit meinem Hund gegangen, als die Bombe explodiert ist", erinnert sich der pensionierte Tischlermeister Franz Grandits. Der Müllmann, der die als Spraydose getarnte Bombe hochhob, wurde an der Hand schwer verletzt.

"Wir haben die blutende Wunde notdürftig abgebunden. Dann habe ich einen Autofahrer aufgehalten, der den Mann zum Arzt gebracht hat", erzählt Grandits. Den glühend heißen Bombenrest auf der Straße sicherte er, indem er einen Sessel drüber stellte.

Gegen die Volksgruppe

Warum ausgerechnet Stinatz als Ziel des Attentats diente, wurde aus einem Bekennerbrief klar, der tags darauf in einem Buswartehäuschen in Ollersdorf gefunden wurde. Er enthielt Schmähungen und Drohungen in Richtung der kroatischen Volksgruppe.

Wie sich bei den folgenden Ermittlungen herauskristallisierte, dürfte die Wohnumgebung der damaligen Abgeordneten und Volksgruppen-Aktivistin Terezija Stoisits das eigentliche Ziel des Attentats gewesen sein. "Fuchs dürfte die Litzelsdorfer Ortseinfahrt, wo das Haus meiner Eltern steht, mit der Ortsausfahrt in der oberen Hauptstraße verwechselt haben", so Stoisits.

Was die Bomben bewirkten

Die Attentate von 1995 haben nach ihrer Einschätzung einiges in Österreich bewirkt. "So traurig es ist, aber viele Menschen haben erst dadurch wahrgenommen, dass es in Österreich eine Volksgruppe der Roma gibt. Auch das Verständnis für die Kroaten ist gewachsen", blickt die frühere Grün-Politikerin zurück. Die Politik habe neue Volksgruppengesetze beschlossen, und vor allem unter den Roma sei ein neues Selbstbewusstsein entstanden.

"Die Bombe von Stinatz war gegen die Volksgruppe der Kroaten als Ganzes gerichtet", ist Augenzeuge Franz Grandits heute überzeugt. "Sie hat aber das Zusammenleben der Volksgruppen in Österreich nicht, wie von Franz Fuchs beabsichtigt, negativ beeinflusst", sagt Martin Zsifkovics, Direktor des Zweisprachigen Gymnasiums Oberwart.

Zweite Briefbombe

Auch er wurde damals in die Bombenserie mit hineingezogen. "Fuchs hat im Dezember 1995 eine Briefbombe an meine Tante Angela Resetarits geschickt, die Mutter des Kabarettisten Lukas Resetarits. Das Kuvert hat meinen Namen und meine Adresse als Absender getragen, ist aber vor der Zustellung in einem Postkasten detoniert", erzählt Zsifkovics.

Gedenken hochhalten

Er trägt sich mit dem Gedanken, gemeinsam mit den Zeugen von damals die Geschehnisse von 1995 schriftlich aufzuzeichnen. Franz Grandits hätte noch gerne ein zweites Zeichen gesehen. "Ich wäre dafür, am Ort des Geschehens eine Gedenkstätte einzurichten."

Franz Fuchs und die "Bajuwarische Befreiungsarmee"

Von 1993 bis 1997 verübte der mutmaßliche Einzeltäter Franz Fuchs unter dem Namen "Bajuwarische Befreiungsarmee" zahlreiche Brief- und Rohrbombenanschläge. Opfer und Adressaten waren Zuwanderer, Angehörige der Volksgruppen sowie Personen und Organisationen, die sich für sie engagierten. Die Anschlagserie forderte die vier Todesopfer von Oberwart sowie 15 zum Teil schwer Verletzte.

"Hier ist die Bombe explodiert", erinnern sich der damalige Augenzeuge Franz Grandits (rechts) und Martin Zsifkovics.
Terezija Stoisits: "Attentate haben Verständnis für die Volksgruppen erhöht". | Foto: Silvio Kumer

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