"Alte bäuerliche Tradition wird zerstört"
EU will Handel mit selbst gezogenen Pflanzen einschränken
Blankes Unverständnis herrscht unter den Händlern und Biobauern am Ollersdorfer Pflanzenmarkt über die EU-Pläne, den Handel mit eigenem Saatgut einzuschränken. Nur noch patentiertes und zertifiziertes Saatgut soll demnach in der Landwirtschaft erlaubt sein.
"Die Pflanzenvielfalt wird verschwinden", fürchtet Siegfried Lassnig, der in Sankt Martin an der Raab hunderte, meist selten gewordene Gemüsesorten selber züchtet. "Die EU will, dass nur noch Sorten übrigbleiben, die in Gunstlagen gedeihen."
Für Agnes Oberascher aus Punitz sind die EU-Pläne "schrecklich und unglaublich". Alte Gemüsesorten würden verschwinden, die Auswahl würde weniger. Dass auch die private Weitergabe unter Hobbygärtnern möglicherweise reguliert wird, sei ein Eingriff in die Privatsphäre, ist Oberascher empört.
"Uns würde die geplante Saatgutverordnung ins Herz treffen", ist Annette Hofmann überzeugt. Über 200 Gemüsesorten vermehren sie und ihr Mann in Limbach. Auch er sieht die Vielfalt schwinden. "Manche, die selber zu Hause züchten, haben mehr Sorten als die Großhändler Dehner und Bellaflora zusammen", vergleicht Ingolf Hofmann.
"Die Lobbies in Brüssel haben das Ziel, die Bauern von den großen Samenherstellern abhängig zu machen", warnt Alfred Masal aus Zahling. "Wer wie bisher selber Pflanzen zieht und weitergibt, wäre dann in einem rechtsfreien Raum. Damit würde eine alte bäuerliche Tradition zerstört."
(Fotos: Josef Lang)
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