Kaufkraftanalyse
Gefährdungspotenzial für Eisenstädter Innenstadt
Seit 2009 wird on regelmäßigen Abständen von 3 bis 4 Jahren die Kaufkraftanalyse Burgenland durchgeführt. Auch 2022 wurden die wichtigsten Kaufkraftkennzahlen im Bezirk Eisenstadt einer genauen Analyse unterzogen. Franz Nechansky Regionalstellenobmann des Bezirk Eisenstadt präsentierten nun die Ergebnisse.
EISENSTADT. Der wirtschaftliche Aufschwung des Einzelhandels eines Bezirks hängt von einer Reihe von Rahmenbedingungen ab. Diese wesentlichen Faktoren zeigen, dass die Bevölkerungs- und Konsumentenbasis in den letzten 20 Jahren deutlich angestiegen ist. Die Eisenstädter Bezirke (Stadt Eisenstadt, Rust und Eisenstadt-Umgebung) sind gegenüber 2002 um 19 Prozent angewachsen, die Stadt Eisenstadt sogar um 28 Prozent. Das bedeutet Höchstwert unter den Bezirken des Burgenlandes.
"70 Prozent bleiben erhalten"
Insgesamt umfasst die Einzelhandels-Kaufkraft im Bezirk Eisenstadt 378 Millionen Euro. 70 Prozent dieser Summe verbleiben dabei in den Handelsbetrieben im Bezirk. Im Vergleich bleiben im Bezirk Mattersburg von 234 Millionen Euro an Kaufkraft nur die Hälfte bei den Handelsbetrieben.
Betriebe ziehen in Peripherie
Bereits 2009 zeigte sich, dass der Einzelhandel im Burgenland von Verkaufsflächen, außerhalb des Kernbereichs von Städten dominiert wird. 80 Prozent der Fläche befanden sich damals schon in der Peripherie: Höchstwert aller Bundesländer Österreichs. Die Betrieb zieht es mit Blick auf 2022 weiterhin nach "draußen". Betrachtet man die Zahlen der Landeshauptstadt mit 20 Prozent innerstädtischer Verkaufsfläche 2009, fiel der Wert mittlerweile auf 14 Prozent ab. Daher bestehe auch ein berechtigtes Gefährdungspotenzial für die Eisenstädter Innenstadt, wie Franz Nechansky anmerkt.
100 Tausend Quadratmeter Verkaufsfläche
Vielfältig präsentiert sich das Einzelhandelsangebot in der Landeshauptstadt. Auf einer gesamten Verkaufsfläche von über 100 Tausend Quadratmetern tummeln sich mehr als 200 Verkaufsstellen. Ein Gefährdungspotenzial zeichne sich aber bereits ab, betrachte man die Entwicklung der Stadt, so Nechansky. Wichtige Funktionen wie Handelsflächen, Ärztezentren oder Banken werden immer öfter ausgelagert. Ein merkbarer Verlust an Kundenfrequenzen sei die Folge. Als Beispiel nennt Nechansky die Auslagerung der Gebietskrankenkasse in die Siegfried-Marcus-Straße.
Prunkstück Tourismus
Mit einem "lachenden Auge" blickt Franz Nechansky auf die Tourismuszahlen im Bezirk Eisenstadt. Bei 2,5 Millionen Nächtigungen im Burgenland steht der Bezirk Eisenstadt mit ca. 400.000 Tausend, im Bezirksvergleich besonders gut dar. "Eine nicht zu unterschätzende Sparte für den Einzelhandel", erklärt Nechansky. Viermal so viel wie beispielsweise in Mattersburg.
Internet-Handel weiter im Aufschwung
In den letzten zehn Jahren zeigte sich der Internet-Handel als am stärksten wachsender Mitbewerber für den Einzelhandel im Bezirk. Rund 54 Millionen Euro an Kaufkraft ist an die "virtuelle Welt" gebunden. Seit 2009 habe sich der prozentuelle Anteil verfünffacht.
Maßnahmen gefordert
"Die Ansiedelungspolitik muss einfach sensibel gemacht werden. Entwicklungen die passiert sind können nicht mehr rückgängig gemacht werden", so Nechansky. Die Innenstädte müssen einfach wieder belebt werden, um Handelstandorte in der Region zu sichern. Nechansky schlage hierbei eine gemeinsame Arbeit zwischen Wirtschaft und Standortbeauftragten vor. Gefordert werden daher strengere Regeln, um den Ausbau an den Rändern einzudämmen und die Innenstädte zu stärken. Die Bedeutung der Orts- und Stadtkerne solle nicht nur ein "Lippenbekenntnis" bleiben.
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