Hoteliers fordern radikale Tourismus-Reformen
- Mit den Strukturen unzufriedene Touristiker: Richard Senninger, Johann Haberl, Josef Puchas, Peter Kogelbauer
- hochgeladen von Martin Wurglits
Regional- und Bezirksmarketingverbände sollen abgeschafft werden
Minus 6,4 % im August, minus 9,2 % September, minus 3,8 % im Oktober - es sind nicht erst die sinkenden burgenländischen Übernachtungszahlen, die in der Hotelbranche die Alarmglocken schrillen lassen.
Acht Hoteliers haben sich zur Plattform „Tourismus im Burgenland“ zuammengeschlossen und fordern eine radikale Reform der heimischen Fremdenverkehrspolitik. "Es wird viel verwaltet und wenig verkauft", bringt es Johann Haberl, Sprecher der Plattform, auf den Punkt.
Gemeinsam mit seinen Stegersbacher Hotelierskollegen Karl Reiter (Hotel Allegria), Peter Kogelbauer (Hotel Balance) und Josef Puchas (Hotel Puchas plus) sowie Reinhardt Puchas (Maria-Theresien-Hof, Grieselstein) und drei weiteren burgenländischen Direktoren nimmt Haberl die heimischen Marketingstrukturen ins Visier.
"Ineffizient"
"Ein Grund für die Rückgänge ist die Ineffizienz der unnötigen vier Strukturebenen. Es gibt den Burgenland-Tourismus, Regionalverbände, Bezirksverbände und Ortsverbände im Süden. Das verschlingt hohe Verwaltungskosten" so Haberl.
Der Großteil der Mittel aus Ortstaxe und Tourismusförderungsbeiträgen fließe nicht ins Marketing, sondern in Verwaltung, Verbandsstrukturen und Auslandsreisen.
Für neues Tourismusgesetz
Die Hotelier-Plattform fordert ein neues Tourismusgesetz mit zeitgemäßen Strukturen. Die Regionalverbände und Bezirksverbände sollten abgeschafft werden, übrigbleiben würden demnach nur Landesverband und Ortsverbände. Nur auf diese beiden Ebenen sollten Ortstaxe und der Tourismusförderungsbeiträge aufgeteilt werden.
Entpolitisierung
Ein Dorn im Auge ist Haberl auch die Zusammensetzung des Vorstands des Burgenland-Tourismus. "Sechs von acht Mitgliedern sind Politiker. Das gehört weg. Wir brauchen stattdessen Experten."
Reaktionen der Politik
Bei den Politikern stoßen die Forderungen auf offene Ohren. "Die Diskussion über das neue Tourismusgesetz wird seit über einem Jahr geführt und soll rasch zu einem Ende gebracht werden", stellt Landeshauptmann Hans Niessl klar. Das Geld sollte nicht in die Verwaltung, sondern ins Marketing fließen.
Wirtschaftskammerpräsident Peter Nemeth sieht sich in der Forderung nach dem neuen Gesetz ebenfalls bestätigt. „Zu Versäumnissen kommt es, weil die notwendigen politischen Entscheidungen noch nicht getroffen wurden.“
Das Team Stronach fordert eine Entpolitisierung des Burgenland-Tourismus. "Das derzeitige System ist aufgebläht und nicht mehr zeitgemäß", so Landesobmann Rouven Ertlschweiger.
Seitens der Liste Burgenland erinnert LAbg. Manfred Kölly, dass das Land Millionenbeträge in den Ausbau der Thermen investiere und damit das Überleben kleinerer Hotels und Pensionen riskiere.
Tourismuslandesrätin Michaela Resetar geht auf die Forderungen der Hoteliers inhaltlich nicht ein. Sie verweist auf die laufende Vorbereitung des neuen Tourismusgesetzes, mit dem "die Kräfte gebündelt und die touristische Basis aktiviert werden" sollen. Ziel sei, das neue Gesetz im Jänner 2015 in Kraft treten zu lassen.
"Überbesetzt und ineffizient"
Der Burgenland-Tourismus beschäftigt laut Johann Haberl 22 Mitarbeiter bei 2,9 Millionen Nächtigungen. Dazu kommen über 25 Mitarbeiter in den Regional- und Bezirksverbänden. In der Steiermark kämen hingegen nur 20 Mitarbeiter auf 11,1 Millionen Nächtigungen.
Laut Hotelier-Plattform wurden von Jänner bis September 2013 auf der Homepage stegersbach.at über 125.000 Zugriffe registriert. Davon kamen nur 38 als Weiterleitungen von der Landes-Homepage burgenland.info. Das seien nur 0,03 %, so Haberl.
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