ÖGB-Projekt "MIG - Mehrsprachige Beratungsstelle im Grenzraum" : Bisherige Bilanz
EISENSTADT. Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) Burgenland startete am 1. April 2015 sein Projekt "MIG - Mehrsprachige Beratungsstelle im Grenzraum". Dabei werden ausländische Arbeitnehmer, die im Burgenland beschäftigt sind, in deren Muttersprache (Ungarisch und Rumänisch) über ihre Rechte informiert sowie ihre Anliegen und Probleme behandelt.
Informationsstelle
Das Projekt "MIG" ist kurz gesagt eine Informationsstelle für ausländische Arbeitnehmer. Diese erfahren in den drei ÖGB-Bezirksstellen Eisenstadt, Oberwart und Neusiedl u.a., welche Entlohnung ihnen zusteht, welche gesetzlichen Arbeitszeiten es gibt, dass Überstunden bezahlt und Sonderzahlungen gewährt werden müssen.
Seit Projektbeginn im April 2015 wurden insgesamt 1.644 arbeitsrechtliche Beratungen, 364 Dolmetscher-Tätigkeiten sowie 16 Übersetzungen von Dokumenten und Unterlagen durchgeführt.
Beratungen in Eisenstadt, Oberwart und Neusiedl
Die Beratungen in ungarischer Sprache finden einmal wöchentlich in Eisenstadt (Dienstag, 9-13 Uhr), Oberwart (Donnerstag, 9-13 Uhr) und Neusiedl (Montag, 9-13 Uhr) in den jeweiligen ÖGB-Bezirksstellen statt.
Die rumänische Beratung erfolgt einmal monatlich, an jedem letzten Montag im Monat, in Eisenstadt.
In Eisenstadt kümmern sich zwei ungarisch-sprachige Mitarbeiterinnen sowie ein Projektleiter um die Anliegen ausländischer Arbeitnehmer. Sie geben nicht nur allgemeine Informationen sondern unterstützen auch Kollegen der Fachgewerkschaften, der Arbeiterkammer und der Gebietskrankenkasse durch Dolmetsch- und Übersetzungstätigkeit.
Das dortgie Team wurde mittlerweile durch eine Juristin mit ungarischer Muttersprache verstärkt. Sie führt auch Beratungen in Oberwart und Neusiedl durch.
Die rumänische Beratung führt ein rumänisch sprechender Jurist durch.
2014: 20.900 ausländische Arbeitnehmer im Burgenland
Im Jahr 2014 arbeiteten insgesamt 20.900 Ausländer im Burgenland, zwei Drittel von ihnen waren ungarische Tagespendler. Das ist ein 30 prozentiger Zuwachs im Vergleich zu 2011. Im April 2015 waren bereits 22.283 unselbständig beschäftigte Ausländer im Burgenland: Das bedeutet, dass mittlerweile jede/r fünfte Arbeitnehmer (22 Prozent) am burgenländischen Arbeitsmarkt aus dem Ausland kommt.
65 Prozent der ausländischen Arbeitnehmer kommen weiterhin aus Ungarn, seit Januar 2014 wächst die Zahl der Arbeitnehmer aus Rumänien am stärksten.
Mangelnde Deutschkenntnisse
Viele von ihnen haben mangelnde Deutschkenntnisse, was dazu führt, dass sie über ihre arbeitsrechtlichen Rechte und Pflichten nicht Bescheid wissen. Das hat wiederum oft zur Folge, dass sie weniger verdienen als ihre burgenländischen Kollegen, da sie das, was ihnen zustehen würde, nicht einfordern können. Die Folge: ein enormer Verdrängungswettbewerb und Druck am burgenländischen Arbeitsmarkt.
Gerhard Michalitsch. ÖGB-Landessekretär: "Durch Lohn- und Sozialdumping werden arbeits- und sozialrechtliche Standards untergraben, was nicht nur ausländische Arbeitnehmer negativ betrifft, sondern alle Arbeitnehmer am Arbeitsmarkt und durch Wettbewerbsverzerrung auch die heimischen Unternehmen. Lohn- und Sozialdumping hat schwere Folgen im Hinblick auf den Arbeitsmarkt im Burgenland, bzw. durch die fehlenden Sozialleistungen auch auf die Sozialversicherungsträger und das Land Burgenland."
Auch Soziallandesrat Norbert Darabos hält die Beratungen für notwendig, "da das Burgenland als Grenzregion von der Liberalisierung des Arbeitsmarktes besonders betroffen ist. Es geht um Fairness für alle Arbeitnehmer im Burgenland."
"Gefährlicher Poulismus"
Wirtschaftskammerpräsident Peter Nemeth hält die Befürchtungen seitens des ÖGB, ausländische Arbeitnehmer würden über ihre Rechte nicht ausreichend genug informiert werden, derweilen für "gefährlichen Populismus". Zudem verärgere die pauschale Verurteilung der Unternehmer seitens des ÖGB Burgenland die Wirtschaft.
"Die Unternehmerinnen und Unternehmer brauchen die Mitarbeiter. Jedes Unternehmen ist nur so gut wie seine Mitarbeiter. Die Aussagen des ÖGB verunglimpfen die heimische Wirtschaft“, so WK-Präsident Nemeth in einer Aussendung.
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