Auch ältere Menschen wollen mobil sein
REGION (ck). Laut einer Studie des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sind in Oberösterreich derzeit rund 110.000 Menschen 75 Jahre oder älter. Bis zum Jahr 2030 wird diese Zahl um 48 Prozent auf rund 170.000 Menschen ansteigen. „Unser Verkehrssystem ist auf diesen demografischen Wandel bisher kaum vorbereitet. Die speziellen Bedürfnisse und Anforderungen älterer Menschen müssen künftig stärker berücksichtigt werden“, sagt VCÖ-Expertin Bettina Urbanek. Ältere Verkehrsteilnehmer legen viele Wege zu Fuß oder auch mit dem Rad (E-Bike) zurück. Der Verkehrsclub fordert daher, Orts- und Stadtgebiete fußgänger- und radfahrerfreundlicher zu gestalten und setzt sich für eine 30-km/h-Regelgeschwindigkeit (mit Ausnahmen) im Ortsgebiet ein. Die Stadt Enns mit ihrer Zentrumszone ist hier bereits einen Schritt voraus. "Das 2010 gestartete Pilotprojekt der Zentrumszone mit ihrer 20-km/h-Beschränkung ist zu einem fixen Bestandteil des Ennser Verkehrssystems geworden", sagt Mobilitätsstadtrat Wolfgang Heinisch. "Ende des Jahres läuft das Versuchsstadium aus. Ich rechne fest damit, dass der Gemeinderat die Fortsetzung des Projekts als Begegnungszone beschließen wird", so Heinisch.
Senioren brauchen "Öffis"
Eine weitere Forderung des VCÖ betrifft den Ausbau des öffentlichen Verkehrs (ÖV). Für ältere Menschen seien insbesondere sogenannte "Mikro-ÖV-Systeme" wie Citybusse oder Anrufsammeltaxis von Bedeutung. "Auch hier ist Enns mit dem von der Stadt geförderten Citytaxi auf einem guten Weg", so Wolfgang Heinisch. "Mehr als 20.000 Fahrten im Jahr beweisen, wie beliebt dieses Mikro-ÖV-Angebot bei den Ennsern ist." Heinisch verweist zudem auf ein weiteres im Anfangsstadium befindliches Pilotprojekt: Der in Enns aufgewachsene Informatiker Tobias Haider möchte mithilfe von Computerprogrammen den Einsatz von "Mikro-ÖV-Systemen", zum Beispiel Sammeltaxis, optimal steuern.
Zum Bahnfahren ermutigen
Ältere Menschen sind freilich nicht nur im Ortsgebiet unterwegs. Viele würden auch gerne wieder einmal mit der Bahn fahren, trauen sich eine solche Fahrt aber nicht mehr zu. Hier kann der Hofkirchner Friedrich Brauer Abhilfe schaffen. Der pensionierte Bahnbedienstete ist für die ÖBB als Senioren-Mobilitätsberater tätig. "Ich versuche, den älteren Menschen die Scheu zu nehmen, besonders vor den Fahrscheinautomaten." Dazu bietet er Schulungen für Pensionistengruppen an und weiht in Enns und St. Valentin gern auch Einzelpersonen in die Geheimnisse eines modernen Bahnhofs ein. Daneben berät er ältere Menschen auch bei der Reiseplanung. "Wenn mich zum Beispiel eine Dame anruft, die zur Kur nach Gastein möchte, suche ich die passende Verbindung für sie und erkläre ihr, welche Ermäßigungen es gibt", erzählt Brauer. Somit leistet der Hofkirchner Pensionist einen Beitrag dazu, dass ältere Menschen selbstbestimmt mobil sein können.
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