Museumverein Lauriacum
Die Ennser Zunftfahne der Maurer ist gerettet
Ein großes Projekt läuft derzeit beim Ennser Museumverein Lauriacum: Zehn Zunftfahnen werden restauriert.
ENNS. "Drei sind schon fertig, drei gerade in Arbeit und vier noch in der Warteschleife. Die textile Restaurierung ist sehr anspruchsvoll, teilweise müssen neue Fäden eingezogen werden und es sind auch ganz bestimmte Materialien nötig", weiß Gottfried Kneifel, Obmann des Museumvereins. Durchgeführt werden die aufwändigen Arbeiten an der Universität für angewandte Kunst in Wien unter Uniprofessorin Gabriela Krist, Leiterin des Instituts für Konservierung und Restaurierung. Groß ist auch der finanzielle Aufwand: "Das richtet sich je nach Beschädigung der Fahne, für alle zusammen werden wir auf 60.000 Euro kommen. Als Verein mit lauter Ehrenamtlichen sind wir deshalb sehr froh über den sehr starken Rückhalt bei der Wirtschaft, die finanziell beiträgt", sagt Kneifel.
Auböck als Sponsor
Bereits in neuem Glanze erstrahlt die Zunftfahne der Maurer. „Wir danken der Firma Auböck BauGmbH für ihre Verantwortung und ihren Beitrag zur Erhaltung des kulturellen Erbes unserer Stadt", freute sich Kneifel anlässlich der Präsentation der Zunftfahne. Geschäftsführer Gerald Auböck hatte mit einem namhaften Sponsorbeitrag die Restaurierung der Fahne des „ehrsamen Handwerks der Ennser Maurer" ermöglicht. „Als führendes Bauunternehmen in der Region wollen wir mit unserem Förderbeitrag auch in der Gegenwart auf die lange Tradition der Baukultur hinweisen und die Leistungen aller Menschen die im Baugewerbe tätig sind, anerkennen", sagte Auböck im Museum.
Highlight im Stadtmuseum
"Die Sammlung der Zunftfahnen wird ein wesentlicher Teil in unserem neuen Stadtmuseum, ein Teil der Wirtschaftsgeschichte. Die Fahnen werden dort einen besonderen Platz einnehmen", blickt Kneifel voraus. Das Stadtgeschichte-Museum im Schloss Ennsegg soll 2023 eröffnet werden.
Mehr zum Stadtgeschichte-Museum Enns
Symbol für Zusammenhalt
Die Zunftfahne war damals ein Symbol für Leistung und Zusammenhalt. Die historische Fahne zeigt den Heiligen Rochus von Montpellier als Schutzpatron der Maurer und Bauarbeiter. Auf seinem linken Oberschenkel ist eine rote Wunde erkennbar. Daneben steht ein Gebäude mit roten Dachziegeln — offenbar eine Kirche. Am linken unteren Ende ist das Wappen der Maurer abgebildet: ein leicht ausgestellter Zirkel überschneidet sich mit einem Senklot, die Stiele von Hammer und Kelle berühren mit ihren Enden die Schnur des Lots und schließen einen rechten Winkel ein. Darunter ist — in goldener Farbe auf rotem Grund — das Entstehungsjahr 1859 vermerkt. Die Allegorie der Baukunst sitzt auf der anderen Seite der Fahne, nachdenklich auf einer Steinmauer. In ihrer Hand hält sie einen leicht geöffneten Zirkel. Darunter liegt das Werkzeug der Maurer: Das Dreieck, die Kelle und der Hammer.
Schon im Mittelalter organisiert
Das Handwerker-Gewerbe ist in den mittelalterlichen Städten seit der Mitte des 14. Jahrhunderts nachweisbar. Die Handwerker gleichen Gewerbes organisierten sich zum Schutz ihres Berufes und ihrer Existenz zu Innungen, Zechen und Zünften. Diese Gemeinschaften sorgten für ihre Mitglieder wirtschaftlich, sozial-gesellig und religiös. Die Zunftordnungen wurden vom Magistrat der kaiserlich-königlichen landesfürstlichen Stadt Enns garantiert und kontrolliert. Jede Zunft hatte eine Herberge, meist ein Gasthaus, in dem die monatlichen Beratungen und die Jahresversammlung stattfanden. Dabei wurde die Zunftlade/truhe geöffnet, die Zunftordnung verlesen, neue Lehrlinge aufgedungen, Meister aufgenommen, Einzahlungen getätigt, Streitfälle geschlichtet und festlich gemeinsam gegessen. Zu den Zunftinsignien zählten die Urkunden, das Meisterbuch, das Aufdingbuch, das Kassabuch, das Zunftsiegel, das Tischzeichen über dem Zunfttisch und eben die Zunftfahne. Diese Fahne wurde bei festlichen Anlässen, Feiern, Bitt- und Fronleichnams-Prozessionen getragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.