Region Enns
Expertinnen-Tipps, wie Sie richtig mit Krisennews umgehen

Ein Spaziergang mit Freunden oder Familie kann aktuell sehr befreiend sein. | Foto: Panthermedia/Peopleimages
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  • Ein Spaziergang mit Freunden oder Familie kann aktuell sehr befreiend sein.
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  • hochgeladen von Michael Losbichler

Der Ukraine-Krieg, die Corona-Pandemie und Naturkatastrophen – die Nachrichten sind aktuell überschwemmt von negativen Schlagzeilen. Damit die Psyche nicht zu sehr darunter leidet, geben Experten Tipps, wie man sich vor einer gefährlichen Negativspirale schützen kann.

REGION ENNS. "Positive Psychologie ist derzeit wichtig. Es gilt, den Blick auch für Gutes zu öffnen", sagt Johanna Ebmer aus St. Valentin. Sie ist Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision und arbeitet bereits aktiv als Therapeutin: Die oft düstere Realität sollte aber keinesfalls verleugnet werden – "Sie brauchen nicht wegsehen, aber lassen Sie sich nicht in die Negativspirale ziehen", so Ebmer. War ein Tag besonders belastend, sei es wichtig, sich zu sagen, dass morgen ein neuer Tag kommt, der besser wird. Was die Stimmung ebenso verbessern soll, ist die erhöhte Selbstfürsorge: "Ausgewogene Ernährung – auch liebevoll angerichtet – und Ausgleich durch soziale Kontakte können dabei enorm helfen. Spaziergänge an der frischen Luft sind optimal, um den Kopf frei zu bekommen."

Achtsamer Umgang mit Medien

Der Umgang mit Medien hat einen großen Einfluss auf die Psyche: "Der achtsame Umgang mit Medien ist besonders wichtig. Ich muss mich fragen, ob ich zum Beispiel gleich nach dem Aufstehen die geistige Kapazität habe, so schwere Nachrichten zu hören oder zu lesen. Besser ist es, mir dafür Zeit zu nehmen, wenn ich emotional dafür bereit bin."
Offen über seine Ängste und Sorgen zu sprechen, kann laut Ebmer ebenso befreiend sein: "Auch mit Kindern sollte man offen sprechen. Natürlich nur zu einem gewissen Maß. Wenn ich ständig mit ihnen über Probleme und aktuelle Geschehnisse spreche, ist es wieder gefährlich, in die Negativspirale zu geraten."

Alte Ängste kommen wieder hoch

„Viele Menschen nutzen aktuell das kostenlose Angebot der TelefonSeelsorge Oberösterreich, um über den Krieg und damit verbundene Ängste zu sprechen. "Einige Anrufer haben als Kind den Bosnienkrieg erlebt, jetzt kommen die ganzen Erinnerungen hoch, und sie leiden teilweise unter Panikattacken", sagt Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ. Unsicherheit und Perspektivenlosigkeit würden dazu führen, dass sich Menschen in sorgenvollen Gedanken verlieren. Auch die Seelsorgerin rät zur erhöhten Selbstfürsorge: "Wir werden passiv, resignieren, fühlen uns fremdbestimmt und verlieren so die Kontrolle über unsere Handlungsfähigkeit. Für uns alle gilt es demnach, jetzt besonders gut auf uns selbst zu schauen", erklärt Breitwieser.

Eine Tagesstruktur anlegen

Für sich selbst zu sorgen, sei dabei keinesfalls mit Egoismus gleichzusetzen: „Nur wenn ich mich selbst wohl fühle, bin ich gut in der Lage, auch für andere da zu sein. Wir sind widerstandsfähiger, wenn wir unsere Bedürfnisse wahrnehmen und sie so gut wie möglich stillen. Körperliche Grundbedürfnisse wie Essen, Schlafen, Trinken und ausreichende Bewegung sind vorrangig zu behandeln.“

Ein weiterer Rat der Expertin: Eine Tagesstruktur vermittle Sicherheit und helfe gegen innerliches Chaos. "Stehen Sie zur gleichen Zeit wie sonst auf, essen Sie zu den üblichen Zeiten und gehen Sie zur selben Zeit ins Bett."

Weitere Tipps

Folgende Strategien können Breitwieser zufolge im Umgang mit Ängsten und Sorgen hilfreich sein:

Schränken Sie den Medienkonsum ein
Ein andauernder Konsum in Bezug auf den Krieg in der Ukraine kann belastend sein. Gestalten Sie den Medienkonsum hinsichtlich des Kriegs bewusst und beschränken Sie ihn z. B. auf eine halbe Stunde täglich. Dieser sollte außerdem am besten tagsüber stattfinden und nicht in den Abendstunden.

Setzen Sie Grenzen
In sozialen Netzwerken wie WhatsApp, Facebook etc. werden massenweise, zum Teil auch falsche Nachrichten und Meldungen in Bezug auf die Situation in der Ukraine geteilt. Achten Sie auf Ihre Grenzen und verzichten Sie darauf, solche Nachrichten zu lesen. Teilen Sie nur überprüfte Inhalte. 

Erhalten Sie Ihre sozialen Kontakte
Verbundenheit mit Familie oder Freundeskreis gibt Halt. Nutzen Sie dazu auch Telefon und Videochats. Fragen Sie nach, wie es den Personen um Sie herum geht.

Nehmen Sie Ihre Gefühle wahr und sprechen Sie darüber
Unterschiedliche Gefühle (z. B. Angst, Stress) sind absolut verständlich. Bei einem Zuviel wird man von ihnen überflutet. Finden Sie Zeit, Ihre Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken, z. B. durch Malen, Musizieren oder Meditieren. Wenn Sie das Bedürfnis verspüren, mit jemandem über Ihre Gefühle zu sprechen, dann wenden Sie sich an eine hilfreiche Bezugsperson.

Achten Sie auf Ihre Gedanken
Fokussieren Sie Ihre Stärken. Richten Sie Ihren Blick auf das Positive, dies kann zur Beruhigung und Stabilisierung beitragen. Sprechen Sie mit Ihren Bezugspersonen auch über Erfreuliches.

Grübeln Sie nicht zu viel
Zu viel Grübeln kann zusätzlichen Stress verursachen. Falls Sie ins Grübeln verfallen, machen Sie etwas ganz anderes, z. B. Backen, Lesen oder einen Spaziergang. Sie können sich auch eine halbe Stunde bewusst Zeit nehmen, um alle Ihre Gedanken und Sorgen aufzuschreiben. Wenn Sie wieder ins Grübeln kommen, dann sagen Sie sich: „Stopp! Jetzt nicht! Es ist alles notiert.“

Bleiben Sie handlungsfähig
Mit Planung erlangen wir Kontrolle zurück. Gefühle der Hilflosigkeit und Ohnmacht werden weniger, wenn wir merken, dass wir die Tage aktiv gestalten können. Sie können schauen, ob Sie in Organisationen in Ihrer Nähe unterstützen können, z.B. mit Lebensmittelspenden oder Ähnlichem.

Bewegen Sie sich
Bewegung – vor allem an der frischen Luft – hebt die Stimmung und hält Sie gesund.

Entspannen Sie sich
Entspannungsübungen reduzieren Ängste. Passende Übungen samt Anleitungen finden Sie im Internet.

Anlaufstellen

TelefonSeelsorge OÖ
Kostenlose Telefonberatung: 24 Stunden am Tag unter der Notrufnummer 142 zu erreichen, auch an Sonn- und Feiertagen. Onlineberatung gibt es auf onlineberatung-telefonseelsorge.at

Krisenhilfe OÖ
Die Krisenhilfe bietet rund um die Uhr professionelle Beratung unter 0732/2177.
Mehr Informationen zum Angebot auf krisenhilfeooe.at

Rat auf Draht
Beratung für Kinder und Jugendliche, rund um die Uhr, anonym und kostenlos unter der Nummer 147.

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