40 Tage rauchfrei
Rauchverbot stößt vielen Wirten sauer auf

Das absolute Rauchverbot seit 1. November ist besonders für kleine Bars und Nachtlokale existenzbedrohend.  | Foto: panthermedia/JensKlingebiel
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  • Das absolute Rauchverbot seit 1. November ist besonders für kleine Bars und Nachtlokale existenzbedrohend.
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Ein Monat rauchfrei: Erste Bilanz liefert Umsatzeinbußen, ausbleibende Gäste und geteilte Meinungen.

REGION. Mit dem absoluten Rauchverbot ab 1. November qualmten viele Raucher in Restaurants und öffentlichen Lokalen ihre letzte „Tschick“. Während Nichtraucher über das neue Gesetz jubeln, lassen einige Wirte und Lokalbetreiber in der Region die Köpfe hängen. Das Verbot hat sie stark getroffen, manche klagen über Umsatzeinbußen. „Ich habe seit 1. November 20 Prozent weniger Umsatz. Vor allem vormittags und abends sind jetzt weniger Gäste anwesend“, schildert Elvedin Mujacic, Besitzer von „Veki‘s Grill“ in Enns, sein Problem. Vor drei Jahren hat er das Lokal von einem Shisha-Bar-Betreiber übernommen und rund 3.000 Euro in die Trennung von Raucher- und Nichtraucherräumen investiert. Mit dem absoluten Rauchverbot kann er deswegen nicht viel anfangen, er muss nun seine Gäste nach draußen schicken. „Die getrennten Bereiche waren doch ganz in Ordnung. Bei mir waren Raucher wie Nichtraucher gleichermaßen zufrieden“, sagt er. Auch Gerhard Spitzer vom „Gasthof Stöckler“ in Ennsdorf klagt über 20 Prozent Umsatzeinbußen. „Besonders zu Mittag bemerkt man den massiven Einbruch an Gästen. Viele Arbeiter aus den umliegenden Firmen kamen wegen unseres Mittagsmenüs. Die bleiben jetzt aus.“

„Gesellschaft zerrissen“

Auch die Einnahmen an der Bar und die damit verbundenen Grundsatzdiskussionen, die einen Wirtshausaufenthalt so interessant gemacht haben, sind weggefallen. „Besonders die Stammtische leiden darunter. Die Gesellschaft ist jetzt immer zerrissen, weil viele zum Rauchen nach draußen gehen“, so Spitzer. Was ihn an dem neuen Rauchergesetz am meisten stört, ist, dass Wirte einerseits Abgaben für Krankenkasse, Finanz und Personal leisten müssen, aber ihren rauchenden Gästen keine Unterstützung in Form von Räumen und Raucherzonen gewähren dürfen. „Wirte sollten selbst entscheiden dürfen, wie sie ihr Gasthaus führen möchten.“ Bohuslava Auberger, Besitzerin des „Café Bona“ in Enns, traf das Rauchverbot besonders hart. Sie profitierte bis dato von rauchenden Gästen, deren Anzahl sich seit dem 1. November drastisch verringert hat.
Genau wie ihr Umsatz, der sich deswegen halbierte. „Ich finde das Rauchverbot in Restaurants, in denen gegessen wird, in Ordnung. Aber ich besitze eine Bar. Zu mir kommt man nur zum Feiern, Trinken und Rauchen“, meint die Betreiberin. Die wenigen Gäste, die ihr treu geblieben sind, gehen zum Rauchen in den Innenhof. Beschwerden der Anrainer, etwa wegen Lärmbelästigung oder Verunreinigung, gab es noch keine. Zurzeit regiert bei Auberger die Skepsis: „Ich bin mir nicht sicher, ob sich dieser Zustand erholt.“

Bis jetzt noch keine Anzeigen

Wolfgang Brunner, Wirtesprecher des Bezirks Linz-Land, versucht seine Kollegen zu trösten. Er steht dem Rauchverbot mehr als positiv gegenüber, sein Gasthaus „Zum goldenen Schiff“ in Enns ist bereits seit vier Jahren komplett rauchfrei. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es bei den Wirten und Lokalen bald wieder bergauf geht. Als ich vor vier Jahren beschlossen habe, rauchfrei zu werden, hatte ich zwei Monate lang extreme Umsatzeinbußen. Aber der Zustand hat sich dann schnell wieder gelegt und der Umsatz ist jetzt besser als je zuvor.“ Gar nicht zuversichtlich sehen dem Verbot die Shisha-Bar-Betreiber entgegen. Bis vorigen Mittwoch hatten sie noch Hoffnung, für ihre Lokale eine Sonderregelung zu erwirken. Die Anträge wurden aber vom Verfassungsgerichtshof abgewiesen. Die Shisha-Bar „Nassiri" in Enns dürfte deshalb bereits zugesperrt haben. Obwohl das Verbot vielen in der Region sauer aufstößt, wird es mehr oder weniger akzeptiert. Bis jetzt gab es noch keine Anzeigen. Grund dafür dürften die saftigen Strafen sein, die den Gesetzesbrechern bei Nichteinhaltung drohen: Die erste Anzeige kostet den Gastronomen 800 Euro, Wiederholungstäter zahlen bis zu 10.000 Euro.

Meinungen zum Rauchverbot

Wolfgang Brunner | Foto: BRS/Mitterbauer

„Als ich mein Gasthaus vor vier Jahren auf rauchfrei umstellte, war ich bei den Ennsern verschrien. Ich habe mich deswegen sogar mit meinem Vater gestritten. Heute freuen sich die Leute über die saubere Luft in der Gaststube. Das absolute Rauchverbot war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe.“  Wirtesprecher Wolfgang Brunner, „Zum goldenen Schiff“

Herbert Ortbauer | Foto: BRS/Mitterbauer

„Derweil konnten wir noch keine Umsatzeinbußen in unserer Trafik feststellen, aber wir rechnen mit langfristigen Einbußen von ein bis drei Prozent. Härter hat es sicher die Trafikanten getroffen, deren Kunden Wirte waren. Es gibt auch einige Nichtraucher, die die Bevormundung der Wirte nicht in Ordnung finden.“ Herbert Ortbauer, Trafik Enns/Kronstorf

Gerhard Spitzer | Foto: BRS/Mitterbauer

„Ich frage mich, wo das Problem liegt, dass Wirte nicht selbst entscheiden dürfen, wie sie ihr Gasthaus führen möchten. Der Nichtraucherschutz sollte überall dort, wo man es sich nicht aussuchen kann, eingehalten werden. Aber wenn ich im Gasthaus getrennte Bereiche habe, kann doch jeder selbst entscheiden, wo er sitzen möchte.“ Gerhard Spitzer, „Gasthof Stöckler“

Was haltet ihr, rund einen Monat später, vom neuen Rauchergesetz?

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