Wien-Favoriten: Pfarrer Wittich vereint Religionen
Erlöserkirche: Pfarrer Johannes Wittich bringt vier Religionen zusammen. So sang etwa auch ein Gospelchor in einer Moschee
FAVORITEN. Von außen lässt sich nicht erkennen, dass sich am Wielandplatz 7 eine Kirche befindet. Nur ein Bibelvers und eine Bibelszene an der Wand geben einen Hinweis. An der Adresse steht ein Wohnhaus. Einmal ums Eck befindet sich die Tür in den Andachtsraum: Die Erlöserkirche ist ein Gotteshaus in einem Wohnbau mitten in Favoriten.
Die Gemeinde der Erlöserkirche hat ihr Hauptaugenmerk auf die Sozialarbeit gelegt – und den interreligiösen Dialog. So luden die Protestanten erstmals zu einem Treffen mit Katholiken und Moslems. Dieses gestaltete sich so erfolgreich, dass es zu einer ständigen Einrichtung wurde und nun rund sechs Mal im Jahr stattfindet.
"Vom Hintergrund sind wir eine Migrantenkirche", erklärt Johannes Wittich, warum er eine so erfolgreiche Integrationsarbeit leistet. Gerade im katholischen Wien war ihr Glaube lange Zeit verboten. Auch später war es für die evangelischen Gemeinden nicht leicht, einen Kirchturm zu errichten: "Wir sind es gewohnt, die Erfahrung zu machen, nicht wahrgenommen zu werden."
Gedenken am Humboldtplatz
Mit diesem "historischen" Wissen ist ein Dialog mit anderen für Wittich einfacher zu bewerkstelligen. So gab es bereits gemeinsame Bibel- und Koranlesungen und Gebete. Dabei war es auch möglich, dass Frauen ohne Kopftuch als Gleichberechtigte anwesend waren.
So kam es auch zu einem Auftritt des "Erlöserkirche Gospel Choir" in einer Favoritner Moschee. Im Gegenzug sang ein muslimischer Chor liturgische und jüdische Lieder.
Feier am 8. November 2018
Gemeinsam unternehmen die Mitglieder der drei Religionen auch jährlich einen Ausflug. Nach der muslimischen Schau auf der Schallaburg im Vorjahr steht heuer Mariazell auf dem Programm.
Die nächste gemeinsame Feier wird am Donnerstag, 8. November, um 17 Uhr am Humboldtplatz stattfinden. Bei dem Gedenken an die niedergebrannte Synagoge werden neben Protestanten, Katholiken und Muslimen erstmals auch offizielle Vertreter der jüdischen Gemeinde teilnehmen.
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