Keiner kennt Sabbioneta!
Ich erfuhr auch erst aus dem Radio davon, und da gerade Norditalien auf dem Reiseplan stand, wurde Sabbioneta eingefügt. Es hat sich gelohnt.
Zwischen Parma und Mantova liegt die vergessene Stadt. Der verschrobene Renaissancefürst Vespasiano Gonzaga (1531-1591) ließ hier eine Idealstadt nach antikem römischem Vorbild erbauen.
Die Bauarbeiten dauerten weniger als 40 Jahre. Vespasiano hielt glanzvoll, mit Großfamilie, Künstlern und Gelehrten Einzug. Er unterhielt sogar Botschaften in vielen Ländern Europas, und Sabbioneta hatte bald den Beinamen »Klein-Athen«.
- Nach Vespasianos Tod setzte zum Glück kein Nachfolger seine Pläne weiter um, die Stadt erstarrte so für 400 Jahre im Originalzustand.
Heute präsentiert Sabbioneta dem Besucher den befremdenden Eindruck einer Kulisse wie aus einem Guss. Vespasiano ließ sich vom großen antiken Baumeister Vitruvius inspirieren. Zugleich wurden moderne Konzepte verwirklicht, z.B. alle Straßen schneiden sich rechtwinkelig und sind nach den 4 Himmelsrichtungen ausgerichtet. Die für 3000 Bewohner konzipierte Stadt ist in 30 Blöcke unterteilt. Die Renovierung erfolgt nur zaghaft, da Dokumente und Pläne im 19.Jh. einem Feuer zu Opfer fielen.
Da Vespasianos Leben sehr eng mit dem des Hauses Habsburg verknüpft war, reiste er oft mit Karl V. und Philipp II. durch Europa. Er ließ sich überall inspirieren, und er beteiligte sich an der Planung von Objekten wie die Zitadelle von Pamplona, die Verteidigungsanlagen von San Sebastian sowie Oran in Nordafrika.
Heute zählen zu den Sehenswürdigkeiten von Sabbioneta u.a. die mächtige Stadtmauer, im Grundriss eines sechseckigen Sterns, und die Stadttore.
Sensationell ist das Teatro Olimpico; ein Renaissance-Bau, das erste eigenständige überdachte Theater Europas, wo die frühesten Werke Monteverdis aufgeführt wurden. Seinen Namen bekam das Teater vom Freskoschmuck, der olympische Götter darstellt. Es erinnert ans etwas ältere Olympische Theater des Palladio in Vicenza. Aber Palladio verwendete vorhandene mittelalterliche Bauteile, in Sabbioneta errichtete man ein freistehendes, komplett neues Theater.
Es gibt auch ein Kunstmuseum, eine Sommerresidenz, einen 96 m langen gedeckten Gang, der – wie fast alle Räume der Paläste - mit Fresken geschmückt ist. Oft experimentierten die Maler mit der gemalten Perspektive, indem sie dem Betrachter optische Täuschungen vorspielten: Dreidimensionales auf der flachen Wand. Andere Gemälde sind witzige Vexierbilder; die porträtierte Figur scheint sich zu bewegen; je nach dem, woher man sie betrachtet, hebt sie Arme, Kopf oder nur die Augenlider.
Im Fürstenpalast gibt es unter anderen Attraktionen lebensgroße, bunt bemalte Reiterstatuen – mitsamt Pferd in einem Saal aufgestellt.
Natürlich gibt es in Sabbioneta auch mehrere Kirchen und auch eine Synagoge.
Man kann in diesem Städtchen gut einen halben Tag verbringen, und man kommt aus dem Staunen nicht heraus.
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