"Ich war mehrmals in Lebensgefahr"

Wilhelm Stefan stoppte am Donnerstagnachmittag einen Geisterfahrer und brachte unter Lebensgefahr dessen Auto aus der Gefahrenzone.

KLAGENFURT, VÖLKERMARKT. Der Held des Tages gibt sich bescheiden. "Ich hätte es mit meinem Gewissen als Polizist und Privatperson nicht vereinbaren können, wenn es hier zu einem schweren Unfall gekommen wäre", sagt Wilhelm Stefan. Der Polizist war am Donnerstagnachmittag als Privatperson unterwegs, als er einen Geisterfahrer stoppte und dann unter Lebensgefahr dessen Auto aus der Gefahrenzone brachte. Im Gespräch mit der WOCHE berichtet er von den dramatischen Minuten.

Starker Regen
"Ich war auf der A2 von Klagenfurt in Richtung Wolfsberg unterwegs. Es hat stark geregnet. Kurz vor Völkermarkt Ost habe ich noch einen Sattelschlepper überholt, als ich gesehen habe, dass die Autos vor mir abrupt abgebremst haben. Ich habe zuerst gedacht, dass sie das wegen des Aquaplanings machen - aber dann habe ich schon gesehen, wie mir direkt auf der Überholspur der Geisterfahrer entgegengekommen ist - in einem silbernen Auto und ohne Licht", sagt Stefan.

Beinahe ein Zusammenstoß
Stefan bremste ab, schaltete die Warnblinkanalage ein, warnte den Geisterfahrer mit der Lichthupe und gab Handzeichen. "Gottseidank ist in dem Moment der Fahrer des Sattelschleppers auf den Pannenstreifen ausgewichen, so konnte ich zwischen Geisterfahrer und Sattelschlepper durchschlüpfen - sonst wäre sich das nicht mehr ausgegangen", sag Stefan.

Mit den Nerven am Ende
Sofort danach stellte er sein Auto am Pannenstreifen ab, rief die Kollegen von der Polizei an, zog sich die Warnweste an und sprintete zurück zu dem Geisterfahrer - der Fahrer, ein 77-jähriger Pensionist, war mittlerweile stehengeblieben - mitten auf der Überholspur. "Die Lage war echt kritisch, das Auto ist in einer Kurve auf einer Kuppe gestanden, es war sehr schlecht zu sehen. Außerdem war viel Verkehr, innerhalb einer halben Minute mussten mehrere Lenker ihre Autos verreißen, um nicht mit dem Pensionisten zusammenzustoßen", sagt Stefan. Der Fahrer war mit den Nerven am Ende - er kam mit seinem Auto nicht mehr von der Stelle. Stefan wies ihn an, den Motor zu starten und auf den Rücksitz zu steigen.

Autos auf Überholspur gewarnt
Der Polizist entschied sich für eine mutige Aktion: Er ging den Autos auf der Überholspur entgegen, um die Autofahrer schon vorher zu warnen - außerdem hatte er von dort eine bessere Sicht auf den Verkehr. "Nach eineinhalb Minuten habe ich eine Lücke im Verkehr ausgemacht. Ich bin zurück zum Geisterfahrer-Auto gerannt, habe mich ans Steuer gesetzt, habe Vollgas gegeben und das Auto mit Einsatz der Handbremse gewendet - danach bin ich so schnell es ging auf den Pannenstreifen gefahren", so Stefan.
Keine Sekunde zu früh: "Danach ist eine ganze Kolonne dahergekommen, mehrere LKW auf der ersten Fahrspur, mehrere PKW auf der Überholspur. Da hätte es hundertprozentig einen schweren Unfall gegeben", sagt Stefan.

Die Nacht auf Freitag verlief für Stefan unruhig. "Natürlich habe ich mir überlegt, was dabei passieren hätte können - ich war mehrmals in Lebensgefahr", sagt der Polizist. Doch was bleibt, ist die Gewissheit, das Richtige getan und womöglich mehreren Menschen das Leben gerettet zu haben.