Ostern: Wenn die Bräuche auferstehen
Ostern, das religiöse Fest im Gedenken an die Auferstehung Jesu, verbindet sich mit vielen Bräuchen und Ritualen.
Zu einem originalen Kärntner Osterfest gehören Palmbuschen, der gesegnete Speisenkorb mit Schinken, Eiern, Reindling und Kren unter der Weihkorbdecke, Osterfeuer, Böllerschießen, Osterfackeltragen, vom Osterhasen gefüllte Osternester, Ostereiersuchen, Ostereierwalgen oder tutsch’n und noch einige regionale Besonderheiten. So kann man es auch im Internet in 33.100 Einträgen lesen, wenn man in die Suchmaschine Google die Wörter „Osterbrauchtum + Kärnten“ eingibt.
Vor allem im Tourismus hat man erkannt, dass man mit gelebtem Brauchtum Gäste gewinnen kann. Lebendiges Brauchtum berührt die Seele.
Auch der moderne Mensch hat eine Sehnsucht nach Geborgenheit. Bräuche und Rituale sorgen für einen Gleichgewichtszustand in der Gesellschaft. Sie sind von Regelmäßigkeit und symbolischen Handlungen bestimmt. „Ein Leben in gewissen Ordnungen gibt auch Sicherheit und ein Zugehörigkeitsgefühl“, so der Kärntner Volkskundler Heimo Schinnerl.
In unserer global zusammengewachsenen Welt, wo sämtliche Normen aufbrechen und kulturelle Vielfalt vereinheitlicht wird, hat der Mensch wieder das Bedürfnis nach einer regionalen Zugehörigkeit. Vermehrt an hohen kirchlichen Festtagen, die alle von Bräuchen und Ritualen durchsetzt sind. Herausragend ist dabei das Osterfest.
Ostern ist ein Frühlingsfest. Die Menschen haben nach dem langen Winter das Bedürfnis nach Auferstehung, nach Erneuerung in der Natur, mit der Natur und bei sich selbst. Darin spiegeln sich nicht nur religiöse Rituale.
Auch Bräuche ändern sich
„Bräuche ändern sich, sie sind nicht statisch, sie passen sich den Lebensumständen an“, sagt der Kulturanthropologe Schinnerl in Anspielung darauf, dass die Summe des brauchtümlichen Handelns in einer Gesellschaft annähernd gleich bleibt. Man weiß heute zwar nicht mehr genau, was man in einer kleinen Wohnung mit dem Palmbuschen machen soll, trotzdem boomen die Kurse im traditionellen Palmbuschenbinden. Das beweist wieder Google mit 34.100 Einträgen über das „Palmbuschenbinden“ im Internet. Die Palmbuschen werden allerdings immer kleiner, da ihr Verwendungszweck, Zweige für eine gute Ernte aufs Feld zu stecken, sie krankem Vieh zu füttern, bei Gewitter im Herd zu verbrennen, als Zugabe für die Räucherglut oder hinter den Herrgottswinkel zu stecken, zunehmend abnimmt.
Damit die traditionelle Osterjause schmeckt, müssen Schinken und Reindling gesegnet sein, in einem Korb mit originaler Weihdecke. Bei vielen Kursen und in 8.770 Interneteinträgen kann man lernen, wie so eine Weihkorbdecke aussehen muss: Leinen, roter Kreuzstich, Mittelmotiv mit religiösem Ostersymbol „IHS“, einem Lamm oder Ähnlichem, versehen mit Außenverzierungen.
Fackeltragen ist gefragt
Im Zunehmen sind wieder das traditionelle Fackeltragen und das gemeinsame Abbrennen eines großen Osterfeuers am Karsamstag. Zumeist organisiert von der Landjugend und diversen Dorfgemeinschaften. „Man braucht nämlich immer einen Brauchträger, der die Organisation übernimmt“, weiß Heimo Schinnerl auch als Leiter des Landwirtschaftsmuseums in Ehrental.
Autor: B. Altersberger
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.