Neu im Kino: "Welcome to Sodom"
Unsere Handys und PCs sind schon dort

Filmstandbild aus "Welcome To Sodom" | Foto: Blackbox
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Der gebürtige Feldkirchner Christian Krönes drehte einen Film über die größte Elektromüll-Halde der Welt in Ghana: "Welcome to Sodom".

FELDKIRCHEN (chl). Der Feldkirchner Filmemacher, Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent Christian Krönes gibt den Menschen in Agbogbloshie in Ghana Gesicht und Stimme. Agbogbloshie ist ein Stadtteil am Rande der Hauptstadt Accra und die größte Elektro-Müllhalde der Welt, um die herum rund 6.000 Menschen leben und arbeiten. Die Bewohner selbst nennen den Ort "Sodom" und sie leben davon, was in Europa an alten Handys, Computern, Monitoren, Kabeln und anderem Elektroschrott weggeworfen wird und hier eine letzte Verwertung findet. Rund 250.000 Tonnen Elektromüll landen hier Jahr für Jahr. Die Bewohner der Müllhalde, auch Kinder und Jugendliche, zerkleinern und verwerten den Elektroschrott. Sie schmelzen alte Kabeln, stehen inmitten pechschwarzer Rauchwolken, um daraus Kupfer zu gewinnen. Agbogbloshie zählt zu den meistverseuchten und giftigsten Arealen der Erde.

Am Ende der Wertschöpfungskette

Krönes und sein Filmproduktions-Partner Florian Weigensamer haben darüber einen Dokumentarfilm gedreht, "um jenen Menschen ein Gesicht und eine Stimme zu geben, die am untersten und schmutzigsten Ende der Wertschöpfungskette unseres Technologiezeitalters stehen und arbeiten", erklärt Krönes. Der Titel: "Welcome to Sodom - Dein Smartphone ist schon hier".
Sieht man den Film oder auch nur die Bilder daraus, wünscht man sich, das Gezeigte wäre nur der Feder eines Drehbuchautors entsprungen. "Die Empfehlung lautet, sich nicht länger als zwei Stunden an diesem Ort aufzuhalten. Wir haben knapp zwei Monate dort verbracht", erzählt Krönes von den Dreharbeiten. Und davor auch schon einen Monat, um zu recherchieren.

Vertrauen gewinnen

Krönes: "Es war nicht einfach, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Besonders einem weißen Filmteam begegnen die Leute mit großer Skepsis. Es kommen ja immer wieder TV-Journalisten für ein, zwei Tage, um schnell eine spektakuläre Story zu drehen. Erst als wir Tag für Tag wiederkamen, begannen sich die Leute auch für uns zu interessieren und wir konnten zu manchen eine gewisse Nähe aufbauen. Diese Nähe braucht man auch, um den Menschen auf Augenhöhe begegnen zu können und diesen Ort zu verstehen, ohne als Prediger mit erhobenem Zeigefinger daherzukommen. Die Menschen dort brauchen kein Mitleid von uns, sie wollen ernst genommen werden."

Alles wird verwertet

Die Menschen von Agbogbloshie verdienen mit und in dem Elektroschrott aus Europa ihren Lebensunterhalt. Sie sehen die Halde als Chance und sind gut organisiert: "Jeder hat seinen genau definierten ,Job'." Was zunächst aussieht wie ein apokalyptisches Chaos, entpuppt sich als "Ort voller Perspektiven, als Ort der Lebensfreude und unglaublicher Kreativität".
Recycling wird hier im besten Sinne des Wortes betrieben. "Auf Accras Müllhalde wird alles, wirklich alles (wieder-) verwertet und es bleibt kaum etwas übrig. Allerdings ungeachtet der katastrophalen ökologischen Auswirkungen", gibt Krönes zu bedenken. "Wenn man den Erzählungen Glauben schenkt, dann muss dieser Ort vor gar nicht allzu langer Zeit eine wunderschöne Lagune gewesen sein. Innerhalb weniger Jahre ist es zu diesem Niedergang gekommen."
Der bereits mehrfach ausgezeichnete Film "Welcome to Sodom - Dein Smartphone ist schon hier" läuft ab 23. November in den österreichischen Kinos.

Christian Krönes,
geboren in Feldkirchen, studierte Drehbuch und Dramaturgie in der Abteilung Film und Fernsehen an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien sowie am Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft, und hospitierte bei Vittorio Storaro und Sven Nykvist.
Nach mehrjähriger Tätigkeit als ORF-Redakteur begann Christian Krönes 1990 für deutsche Fernsehanstalten zu arbeiten. 
Aus einem gemeinsamen Filmprojekt mit Sir Peter Ustinov entwickelte sich eine Freundschaft und mehrjährige künstlerische Zusammenarbeit , wurde dessen Berater und Manager (bis zu dessen Tod 2004) und arbeitete auch für die "Ustinov Foundation".
2006 gründete er seine Produktionsfirma "Blackbox Film & Media", er er als Managing Director vorsteht.  
Filmographie (Auswahl): 
"Ein deutsches Leben" (Blackbox), "Ich kam immer damit durch ..." (Blackbox), "Schönbrunn – Quelle der Schönheit (ORF-Universum, arte), "Passage to Paradise" (u. a.  Spiegel TV)
Zum Blackbox-Team gehört auch der gebürtige Wolfsberger Roland Schrotthofer (Produktionsleitung), der bei "Welcome to Sodom" gemeinsam mit Florian Weigensamer das Drehbuch verfasste.

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