Vom harten Kampf mit kaltem Stahl
Auf die Härte von Stahl kann man sich verlassen – was die zügige Bearbeitung manchmal schwierig macht.
Chef Armin Buttazoni lässt mich bei meinem Besuch in seinem Stahlbauunternehmen in Himmelberg an mehreren Teilen mein handwerkliches Glück versuchen. Selbst an der Erzeugung seiner neuesten Erfindung – Hochbeete für Ungeduldige, die schon im Februar die Gartensaison eröffnen wollen – darf ich versuchsweise Hand anlegen.
Los geht es mit dem Durchlöchern von U-Profilen. Später sollen daraus die vier Beine des Beets werden. Schlosser Christof Kreiner macht mir vor, wie’s geht: Das metallene Profil in die Vorrichtung halten und dann einen „Schuss“ auslösen. 500 Stück werden pro Tag auf diese Weise durchbohrt.
Das schaff’ ich! Praktisch vom Start weg bin ich ähnlich virtuos wie beim Lochen von Akten im Büro. Der größte Unterschied: Das längliche Stück Metall ist deutlich unhandlicher als meine berüchtigte Zettelwirtschaft.
Für besonders komplizierte Fälle wirft Wolfgang Schintler die CNC-Maschine an. Ein Laser sorgt für präzise Schnitte an den richtigen Stellen. Wolfgang schnappt sich dafür Autocad-Zeichnungen, programmiert die Routine für den Laser und speichert das Ganze auf eine Diskette. Die kommt in die Maschine und dann rsollte das Schneiden nach Plan laufen.
Die für mich entscheidende Info kommt zum Schluss: Ich darf das Knöpfchen drücken. – Und schon legt der Laser funkensprühend los. In eine kleine Platte, die die Sohle der Beetbeine darstellen soll, schneidet er mehrere Löcher verschiedenen Ausmaßes. Beim Zusammenbasteln steckt man genau dort die Schrauben durch.
Die in mir keimende Hoffnung, dass bei Buttazoni alles per Knopfdruck funktioniert, wird bitter enttäuscht, als er mir ein Blech reicht. Mit purer Körperkraft darf ich das gute Stück mit einem Loch verziehen. „Für einfache Dinge aktivieren wir den Laser nicht“, so die klare Botschaft.
Hätte er mich gefragt, ich hätte für demokratische Prozesse plädiert. Das Blech und ich hätten den Chef locker überstimmt – mit einer Zweidrittel-Mehrheit sogar. Doch weder der Rohstoff noch ich sind wahlberechtigt. Also ziehe ich am Hebel, damit sich der Bohrer seinen Weg durchs Blech bahnt. „Gib Zunder“, ruft der Chef, ohne zu merken, dass ich längst mit ganzem Körpergewicht auf dem Hebel hänge. Zur Erklärung: Besagtes Blech ist gut und gerne zwei Zentimeter dick und entsprechend unbeeindruckt von meiner Kraft.
Das Ergebnis meiner Mühen grenzt an Folter: Von kurz und schmerzlos kann keine Rede sein. Sadistisch prolongiere ich – offenbar steht mir zu wenig köpereigener Zunder zur Verfügung – den Bohrvorgang.
Dass meine Unterstützung die Tagesquote deutlich nach unten schraubt, liegt auf der Hand. Also marschiere ich wieder zurück zur CNC-Maschine und drücke das Knöpfchen. Dabei kann ich keine auffallenden Verzögerungen produzieren.
Gerd Leitner
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