Butterbrot ohne Peitsche
Gestern war es soweit. Zum ersten Mal als "Helfer" im Einsatz für die Caritas Salzburg. Das hat mich einiges an Überwindung gekostet, da einige Fragen im Raum standen. Welche Fragen, werden Sie sich vielleicht jetzt fragen?
Das geht schon mal damit los, dass ich nicht genau wusste, wer mich - als Mann Mitte 30, ohne Rot-Kreuz-Erste-Hilfe-Feuerwehr-Vergangenheit, eigentlich brauchen kann.
Ich habe ja, bis auf das Bundesheer vor rund 17 Jahren, keine Erfahrung mit "Katastrophenhilfe", war auch sonst nicht in meiner Freizeit engagiert für NGOs,… . Mein Engagement lag bei einer Spende fürs Rote Kreuz und Licht ins Dunkel. Ist auch wichtig. Punkt.
So war ich also durchaus nervös im Bus (da Parkplätze dort eher Mangelware) zum Hauptbahnhof, da wo mit ca. 1.000 Personen die aktuell größte Flüchtlingsunterkunft Salzburgs ist. Hatte vielleicht sogar etwas Angst davor, wie das wohl sein wird, den vielen Frauen, Männern und Kindern hautnah zu begegnen. Vom Fernsehen kannte ich ja die Bilder, von meinem Büro an der Münchner Bundesstr. auch. Menschen wie du und ich, Hose, Pullover, Jacke und nur einen Rucksack am Rücken, sonst nichts.
Der Bammel war völlig unbegründet.
Denn was viele nicht wissen, die "Garage" darf nur vom österr. Bundesheer und Rot-Kreuz-Mitarbeitern betreten werden. Die Caritas-Helfer kommen da gar nicht rein. Sie sind es aber, die die Versorgung mit Wasser, Frühstück, Essen, Jacken, Socken, Schuhen,… erledigen.
Los geht's!
Am vereinbarten Treffpunkt auf Bahnsteig 5 war niemand, denn die Caritas hat einen neuen Stützpunkt am Bahnhof in der Ferdinand-Porsche-Strasse 10, das ist der "alte Billa", gegenüber vom Hotel Europa. Dort eingetroffen trägt man sich erst mal ein, wird mit den Hygiene-Vorschriften vertraut gemacht und bekommt die weisse Caritas-Weste, Einweghandschuhe und den ersten Job.
In unserem Fall haben Georg, Werner und ich zunächst Mal Trinkwasser-Paletten vom SPAR am Bahnhof zum Stützpunkt gebracht. Das, und zwar stilles Wasser, wird dann mittels Einkaufswagerl entweder am Bahnhof bei der Ankunft verteilt oder von Rekruten des Bundesheers für die Garage abgeholt. Während wir also noch Wasser nachholten, standen andere Helfer am Bahnhof und haben Ankommende mit Wasser, Keksen, Obst, aber auch mit Socken, Schuhen und warmer Kleidung versorgt. Lebensmittel-Stützpunkt für die Caritas-Mitarbeiter ist ein kleiner Container am Bahnhofsvorplatz, der von der "Zentrale" beim alten Billa aus versorgt wird.
Man lernt schnell, was gebraucht und was nicht gebraucht wird.
Ein zweiter Container ist voll mit Kleidung, Schuhen,... . Dort bringen Rot-Kreuz-Mitarbeiter Flüchtlinge hin, die durchnässt sind, die neue Schuhe, Socken oder sonst welche Kleidung brauchen.
Und hier wird einem schnell klar, wie man schon daheim den "Helfern" helfen kann. Denn während Georg und ich den Kleidercontainer wieder voll gemacht haben, haben in der Ferdinand-Porsche-Strasse andere Helfer, an unserem Abend vier Helferinnen, von den SalzburgerInnen gespendete Kleidung und Schuhe,... sortiert. Da bekommt man auch mit, dass viele jetzt noch Sommerkleidung abgeben, oder alles in einen Sack schmeissen. Am Bahnhofsvorplatz brauchen die Helfer aber die Kleidung sortiert in Schachteln. Bsp. "Jacken Erwachsene/Kinder, Pullover Erw./Kinder, Kinder + Alter, Babykleidung, Schuhe Etw./Kinder,…". Das spart allen enorm viel Zeit, macht auch den Transport leichter. Auch wird einem schnell klar, was aktuell am meisten fehlt, und das sind Hauben, Handschuhe und frische, warme Socken. Eigentlich eh klar bei dem Sauwetter. Jacken und Pullover werden sowieso immer gebraucht. (und: wie manche "Kleiderspender" Cocktailkleider, Halbschuhe, Dirndl,… abgeben können, verstehe ich nicht, sorry)
Streicheleinheiten
Fertig also mit Kleidungscontainer-Aufrüstung ging es zurück in die Zentrale, es war 22.00 Uhr und es fehlten noch ca. 150 Frühstückspakete, von 1.000 wohl gemerkt. Denn während Georg und ich seit 18.00 Uhr mit Transporttätigkeiten beschäftigt waren, haben andere Helfer Sandwich-Brote mit Butter und Margarine beschmiert.
Eine Dame saß seit 16.00 Uhr am Tisch mit dem Messer in der Hand. Georg und ich halfen beim "Finale" mit, das Ende war nah, alle gut drauf und es entstand sogar so etwas wie eine Gemeinschaft, unter Leuten, die sich zum ersten Mal gesehen haben, nicht mal mit dem Namen kannten. Tipps wurden ausgetauscht, wie man die Sackerl schneller aufreisst oder welche Butter oder Margarine sich am leichtesten Streichen lässt. Und so kann ich sagen, "ich war dabei" als Sandwich Nummer 1.000 ins Sackerl kam und die Helfer nach dem Zusammenräumen noch auf ein spontanes Bier gegangen sind. Helfer übrigens in jedem Alter, PensionistInnen, Freundinnen, Jungmütter/Väter, Arbeiter/Angestellte, Vereinsmitglieder, Stammtischler.
Was habe ich gelernt? Dass das Team rund um Caritas-Direkter Dines echte Profis und Menschen sind, dass sich Rama am besten schmieren lässt, und das "Flüchtlingshilfe" echt jeder machen kann.
Bei der Caritas am Bahnhof wird jeder gebraucht, das ist nicht nur was für Gutmenschen, Katholiken, Links-linke oder Weltverbesserer, jeder kann mitmachen. Jeder kann sich auch die Zeit oder den Tag aussuchen, wo er/sie kann. Und: mit Freunden zusammen machts noch mehr Spaß!
Wie kann ich mich anmelden?
Ich habe Frau Ebner vom Freiwilligenzentrum der Caritas Salzburgmeine Telefonnummer per Mail geschickt. Sie hat mich angerufen und gefragt wann ich Zeit hätte. Ich hab mich für Mittwoch zw. 18.00 Uhr und 22 Uhr entschieden. Sie hat mich in ihre Liste eingetragen. Das wars. ingrid.ebner@caritas-salzburg.at
4 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.