Übergabe der Urkunden 'Nationales Immaterielles UNESCO-Kulturerbe' an drei Salzburger Traditionen
(kra) Am 2. Mai 2011 fand die Urkundenübergabe in St. Wolfgang am Wolfgangsee an jene 15 österreichischen Traditionen statt, die im letzten Jahr zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe Österreichs erklärt wurden.
Immaterielles UNESCO Kulturerbe
Zum immateriellen UNESCO Kulturerbe zählen Praktiken, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten, die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Einzelpersonen als Bestandteil ihres Kulturerbes verstehen.
Somit werden unter diesem Begriff auch die Instrumente, Objekte und kulturellen Räume, die mit dem jeweiligen immateriellen Kulturerbe in Zusammenhang stehen, erfasst. Es wird in fünf Bereiche definiert, deren Übergänge fließend sind.
Aus dem Salzburger Land waren dies das weltberühmte "Stille Nacht"-Lied, die Gasteiner Perchten und der Dürrnberger Schwerttanz.
"Stille Nacht"-Lied
MMag. Michael Neureiter, Präsident der Stille Nacht Gesellschaft, betonte in seiner Rede vor mehreren Hundert Vertreter aus Politik und Brauchtum “Wir wollen das Lied, seine Herkunft und seine Botschaft in den Herzen und in den Köpfen der Einheimischen und der Besucher aus aller Welt zum Klingen bringen!”
Die Aufnahme in die nationale Liste des Immateriellen UNESCO-Kulturerbes ist ein Impuls für die nächsten Jahre, in denen sich die Entstehung des Liedtexts 1816 in Mariapfarr, die Komposition des Lieds in Arnsdorf 1818 und die Christmette 1818 in Oberndorf, in der das Lied zum ersten Mal gesungen wurde, zum 200. Mal jähren.
Neureiter war von einer großen Delegation von Vertretern aller Stille-Nacht-Gemeinden (Hochburg-Ach, Lamprechtshausen-Arnsdorf, Oberndorf, Hallein, Wagrain und Mariapfarr) begleitet worden. Auch Prof. Dr. Ulrike Kammerhofer-Aggermann vom Salzburger Landesinstitut für Volkskunde nahm an der Zeremonie teil.
Dürrnberger Schwerttanz
Die Wurzeln dieses Tanzes reichen weit in das Mittelalter zurück. 1398 gibt es die ersten schriftlicher Quellen. Der Schwerttanz am Dürrnberg bei Hallein ist seit 1586 nachgewiesen. Hier sind es die Knappen des Salzbergwerkes, die ihn am Pfingstmontag tanzen.
In der Abordnung der Schwerttänzer waren nicht nur entzückende "Grubenzwergerl", sondern auch Johann F. Schatteiner, der letzte Markscheider des Halleiner Salzbergwerks, sowie Hermann Gfrerer, Obmann des Vereins der Dürrnberger Bergknappen, der die Urkunde entgegen nahm.
Gasteiner Perchten
Die Tradition des Gasteiner Perchtenlaufs hat ihre Wurzeln in Faschingsläufen der Renaissancezeit. Alle vier Jahre zwischen Neujahr und dem Dreikönigstag im Bad Gastein und Bad Hofgastein laufen ungefähr 140 verschiedenen mitlaufenden Figuren (unter anderem Perchtenmusik, Heilige Drei Könige, Schleifermandl, Hanswurste, Hexen, Kramperl und Schnabelperchten) und rund 30 Kappenträger. Die Kappenträger tragen einen eindrucksvollen, meist mehrere Meter hohen Kopfschmuck.
Hauptmann Andreas Mühlberger vom i.V. Verein Gasteiner Perchten übernahm die Urkunde in Vertretung dieser großen Brauchtumsgruppe.
Die 15 neu aufgenommenen Traditionen
Beim Festakt am Montag, 2. Mai 2011, wurden im Kongresshaus "Michael-Pacher-Haus" in Sankt Wolfgang, folgenden Traditionen die Urkunden verliehen.
Mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen
* Roman - die Sprache der Burgenland-Roma
* Vorarlberger Flurnamen
Darstellende Künste
* Dürrnberger Schwerttanz
* Österreichische Volkstanzbewegung
Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste
* Anklöpfeln im Nordtiroler Unterland
* Ebenseer Fetzenzug
* Gasteiner Perchten
* Lichtbratlmontag in Bad Ischl
* Mullen und Matschgern in den MARTHA-Dörfern
* Stille Nacht - das Lied zur Weihnacht
* Windischgarstner Niglo-Umzug
* Wirlinger Böllerschützen
Wissen und Praktiken in Bezug auf die Natur und das Universum
* Dreistufenlandwirtschaft im Bregenzerwald
Traditionelle Handwerkstechniken
* Köhlerei
* Pecherei in Niederösterreich
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