Weltfrauentag
Wir wollen keine Blumen, wir wollen die Welt verändern!

Mit „lukrativen Prozentaktionen“ in den teilnehmenden Geschäften und einem Abend, bei dem Frauen sich über „Mode, Schmuck, Kunst, Kosmetik, Frisur, Gesundheit uvm.“ informieren können, wird der Weltfrauentag nun schon seit einigen Jahren in einer Region hier bei uns im nördlichen Flachgau beworben und begangen. Auf facebook posten Männer am 8. März Rosenbilder und wünschen „alles Gute zum Weltfrauentag“. Frauen posten dazu „Danke“, Herzchen und Kuscheltierchen. Der Weltfrauentag verkommt seit einigen Jahren zur „Blümchen- und Plüsch-Romantik“ mit eindeutig kommerzialisierten Interessen, ähnlich dem Tamtam rund um Valentins- und Muttertag.

Den „Blümchen-Glückwunsch-Kuschelkurs“ beobachte ich u.a. bei Frauen, die sich damit rühmen, sich nicht mehr auf „die Ebene der Politik herunterziehen zu lassen“, da „sie dies alles schon hinter sich gelassen hätten, da wir auf einer höheren Ebene ja ohnehin alle eins seien“. Mit so einer Einstellung besteht keine Gefahr, dass diese Frauen hier auf Erden am etablierten, patriarchalen Weltbild rütteln würden, in dem die Männer bestimmen, in welchem Rahmen sich die Frauen zu bewegen haben, sich bewegen dürfen, ohne Gefahr zu laufen, als Feministin oder gar Emanze die männliche Aufmerksamkeit zu verlieren.

Der Weltfrauentag ist ein hochpolitischer Tag. Die Unwissenheit vieler Frauen, wofür der Weltfrauentag tatsächlich steht und dessen Verniedlichung von weiblicher Seite, macht mich betroffen und auch wütend. Die ursprüngliche Idee des Weltfrauentages war, dass Frauen ihre Stimmen erheben, sich gegen die Ungleichbehandlung zur Wehr setzen, für ihre Rechte eintreten. Heutzutage laufen Frauen, die dies tun, selbst am Weltfrauentag Gefahr, als „Spaßbremsen und underfuckte Emanzen“ bezeichnet zu werden. Frauen sollen gut aussehen, brav lächeln, nett sein und werden dafür mit „lukrativen Prozentaktionen“ beim Einkauf, anstatt gleicher Bezahlung und gerechten Pensionen, belohnt.

Am Weltfrauentag feiern und gedenken wir all jener Frauen, die vor uns einen frauenbewussten, gesellschaftskritischen Weg gegangen sind, die für uns heutigen Frauen Rechte und Möglichkeiten erkämpft haben, welche von den derzeitigen Regierungen grade wieder Stück für Stück beschnitten werden.

Der Internationale Frauentag, Weltfrauentag oder auch Frauenkampftag entstand als sozialistische Initiative im Kampf um Gleichberechtigung und Wahlrecht für Frauen. Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin regte 1910 in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentages an. Im Ersten Weltkrieg wurde der Frauentag zum Aktionstag gegen den Krieg. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurde der Internationale Frauentag verboten und durch den Muttertag ersetzt. Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs setze sich das faschistische Mutterbild fort, das propagierte Ideal der Kleinfamilie ließ den Kampf für Frauenrechte in den Hintergrund treten. Erst in den 1970iger Jahren macht ihn die neue Frauenbewegung wieder zu einem Tag der internationalen Frauensolidarität, über alle sozialen Schichten und politischen Ausrichtungen hinweg.

Immer wieder wird behauptet, dass der Weltfrauentag gar nicht mehr nötig wäre, weil „Frauen doch längst alles erreicht hätten“. Über derartige, realitätsferne Aussagen kann ich nur staunen. Die Tatsache, dass Frauen die Kinder bekommen, hat gravierende Nachteile für uns - je mehr Kinder für Vater Staat, desto weniger Pension für die betreffende Mutter. Davon, wie es den Frauen weltweit geht, ganz zu schweigen.

Deshalb frage ich mich, wozu Glückwünsche am Weltfrauentag? Ich will keine Herzchen und keine Rosenbildchen, sondern Gleichwertigkeit und Respekt für uns Frauen. Deshalb verwehre ich mich gegen diese Verniedlichung, diese Verharmlosung, diese Kommerzialisierung, dieses Kleinmachen eines Tages, der uns daran erinnern, darauf aufmerksam machen soll, wie weit entfernt wir von einer Gleichwertigkeit zwischen Frauen und Männern nach wie vor sind. Wenn wir Frauen uns selber mit unseren berechtigten Ansprüchen und Anliegen nicht ernst nehmen, dann brauchen wir uns nicht wundern, dass wir auch von den Männern nicht ernst genommen werden.

„Lassen wir uns nicht schrecken durch die Ungunst äußerer Umstände, haben wir für alle Schwierigkeiten nur eine Antwort: Erst recht!“

(Clara Zetkin)

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