Die Baustellen des KH Nord
Causa KH Nord: Von Kostenexplosionen, Baumängeln und Personalrochaden.
FLORIDSDORF. Es vergeht kaum eine Woche, in der der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) mit dem Krankenhaus Nord nicht für neue Schlagzeilen sorgt. Doch wer kann sich noch an den Anfang allen Übels erinnern?
Die unendliche Geschichte des KH Nord begann im Jahr 2005. Die damalige Gesundheitsstadträtin Renate Brauner (SPÖ) kündigte eine Reform des Wiener Spitalswesens an, inklusive Pläne zum Bau eines neuen Krankenhauses. Die Kosten sollten sich auf 450 bis 500 Millionen Euro belaufen.
2006 beschloss der KAV, das Projekt an einen Totalunternehmer zu vergeben. Dieser sollte in einem Public-Privat-Partnership-Modell (PPP-Modell) sämtliche Leistungen, von Grundstücksbereitstellung über Finanzierung und Errichtung bis zum allgemeinen Betrieb, übernehmen. Dieses international unübliche Vorgehen schränkte den Wettbewerb enorm ein. Letztlich blieb nur ein Bieter, das Konsortium Porr, Siemens und Vamed, übrig, mit dem die Stadt Wien zunächst verhandelte.
292 Euro pro Quadratmeter
2010 dann der erste Knalleffekt: Die Stadt kaufte das von Porr, Siemens und Vamed aufgestellte, ehemalige ÖBB-Gelände in der Brünner Straße doch selbst. Für das 122.000 Quadratmeter große Grundstück zahlte der KAV rund 35,5 Millionen Euro – 292 Euro pro Quadratmeter.
Der Preis lag damit am oberen Ende, denn die Magistratsabteilung für Liegenschaftsmanagement (MA 69) bezifferte die Bandbreite mit 228 bis 295 Euro. Im September 2012 startete der Baubeginn, die prognostizierten Gesamtkosten lagen bei 825 Millionen Euro.
Personalrochade
Im März 2014 ging KAV-Generaldirektor Wilhelm Marhold, der maßgeblich an den Entscheidungen zur Planung und Errichtung des KH Nord beteiligt war, überraschend in Pension. Ihm folgte sein Stellvertreter Udo Janßen nach. Zu diesem Zeitpunkt wurden Gesamtkosten von einer Milliarde Euro angekündigt.
Nur knapp drei Jahre später, 2017, wurde Janßen von Thomas Balazs abgelöst. Doch auch dieser blieb nur ein Jahr in seiner Funktion, ehe Evelyn Kölldorfer-Leitgeb an seine Stelle trat.
Über 8.000 Mängel
Seit 2016 werden immer mehr bauliche Fehler bekannt, wie etwa die zu niedrig gebaute Rettungszufahrt. Die Bauaufsicht stellte 8.163 Baumängel am KH Nord fest. So wurde etwa die Fassade fertiggestellt, bevor mit dem Innenausbau begonnen wurde. Als Regenwasser eindrang, führte das zu Feuchte- und Schimmelschäden.
2012 flossen 610.000 Euro in die Planung eines Brunnens, der jedoch nicht realisiert werden konnte, da dieser eine nahegelegene Altlastensicherung gefährden würde. Für die Wartung eines Bauzaunes wurden 840.000 Euro bezahlt und weitere 95.000 Euro erhielt ein Energetiker, der einen "Energie-Schutzring" um das Spital legte. Zudem soll der Boden rund um das Areal mit giftigen Chemikalien verunreinigt sein.
Im April setzte die Stadtregierung eine Untersuchungskommission zur Causa KH Nord ein. Seit Juni tritt diese zusammen, um Licht ins Dunkel zu bringen.
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