"Zeitzeugen" erzählen aus Frühgeschichte
Mit vielen überraschenden Erkenntnissen gelüftet haben die Steinfunde aus dem Raum Engerwitzdorf ihr Geheimnis. Was die Steine erzählen, wurde nun im Kulturhaus Im Schöffl festlich präsentiert.
Die Geschichte der Region um Engerwitzdorf ist viel älter als man bisher vermutet hat. Der Geoarchäologe Dipl.Geol.Univ. Alexander Binsteiner konnte anhand der gefundenen Objekte eindeutig beweisen, dass in der Jungsteinzeit hier reges Leben und intensiver Handel stattgefunden hat. Aber Menschen wohnten hier schon viel früher. Sogar Neandertaler haben vor rund 50.000 bis 60.000 Jahren hier gesiedelt. Ihre markanten Steinwerkzeuge, wie der Faustspitz belegen das. Sie wurden vor rund 40.000 Jahren vom modernen Menschen abgelöst und sind mit diesem verschmolzen.
Die Menschen der Steinzeit erstellten viele ihrer Werkzeuge aus geeigneten Steinen aus dem Donauschotter. Aber auch mit Steinbrüchen in Deutschland und weiter entfernten Regionen gab es regen Handel. Die Werkzeugherstellung wurde in manchen Regionen richtiggehend industriell betrieben und es gab großräumige Vertriebsstrukturen.
Ein besonderes Highlight stellt der Fund eines "Klingenkratzers", also eines ganz wichtigen Werkzeuges der Steinzeitmenschen dar. Denn dieses Gerät stammt aus einem Steinbruch in den Monti Lessini in Italien. Der Eismensch "Ötzi" trug genau das gleich Werkzeug in seinem Beutel.
In einem zusammenfassenden Buch wurden die neuen Erkenntnisse und ihre Hintergründe zusammengefasst. Das Buch "Neue Steinzeitfunde im unteren Mühlviertel" ist am Gemeindeamt in Engerwitzdorf erhältlich.
Der Archäologe Dr. Erwin M. Ruprechtsberger vom Nordico Linz betonte, dass noch lange nicht alle Zeugen der Vergangenheit gefunden seien. Er ist überzeugt, dass die Besiedlung noch viel älter, wahrscheinlich über 100.000 Jahre alt ist. Für das ausgezeichnete Engerwitzdorfer Heimatbuch sei eine Ergänzung anzudenken, denn in der Frühgeschichte hätten sich bedeutende neue Erkenntnisse aufgetan.
Groß war das Interesse der Bevölkerung an den Ergebnissen der wissenschaftlichen Aufarbeitung der sogenannten Meiche-Sammlung, die von der Gemeinde Engerwitzdorf veranlasst worden war.
"Es war uns ein großes Anliegen, ein bedeutendes Stück Kulturgut, das in Engerwitzdorf gefunden wurde, für unsere Gemeinde zu haben", betonte Bürgermeister Herbert Fürst in seiner Begrüßung.
Die besten und bedeutendsten Fundstücke aus der Sammlung von Kurt Meiche sind nun am Gemeindeamt Engerwitzdorf während der Amtsstunden ausgestellt.
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