Österreicher rettet Österreicher
Abenteurer wurde zu Seenotretter am Atlantik
Er ist ein Mann, der kein Abenteuer auslässt: Wolfgang Pröhl, ist Reiseleiter, Expeditionsleiter auf Kreuzfahrtschiffen, Betreiber des Miniatur-Tirolerlands in Wien und seit gestern noch dazu Lebensretter.
NÖ/WIEN/OÖ. "Irgendwie lasse ich tatsächlich nichts aus, eine Seenotrettung hatte ich bisher noch nicht." Die BezirksBlätter erreichen Wolfgang Pröhl per What'sApp. Am Kreuzfahrschiff World Voyager, 240 Seemeilen vor der Karibikinsel Barbados. Wolfgang Pröhl ist auf dem Schiff als Lektor, Expeditionsleiter und damit für gute Laune der Passagiere verantwortlich. Am Donnerstag, den 15. Dezember, erreichte die World Voyager ein Mayday-Notsignal über Port-au-Prince auf Haiti: eine Segeljacht mit drei Männern an Bord in Seenot. "Wir waren nur 112 Meilen entfernt, laut Seerecht sind wir verpflichtet, zu Hilfe zu eilen ... was wir sowieso getan hätten", erzählt Pröhl, der in seiner Position Offiziersrang bekleidet.
Er stand selbst mit dem Fernglas auf der Brücke, als die Crew der Voyager das Boot entdeckte. Vier Männer befanden sich darauf, das Boot trieb im Ozean, das Vorsegel hing über die Bordkante ins Wasser.
Man ließ eines der Expeditionsschlauchboote ins Wasser und barg die vier Männer, die so geschwächt waren, dass sie sich kaum aufrecht halten konnten. "Ich habe einen von ihnen an Bord der Voyager in einen Rollstuhl gesetzt und gefragt: 'Where are you from?', da sagte der 'Austria'", erzählt Pröhl.
Von Mallorca nach Panama
Tatsächlich war Helmut Wimmer, ein erfahrener Segler aus Enns, mit drei marokkanischen Seeleuten am Weg nach Panama gewesen. Ihn erreichten die BezirksBlätter wenige Stunden später kurz vor der Ankunft der Voyager auf der Karibikinsel Barbados.
Er sei am 6. November mit der Crew von Mallorca aufgebrochen, es handelte sich um eine Überstellungsfahrt für einen Bootseigern aus Panama. "Das Segelboot war in einem schlechten Zustand, ich habe mich überreden lassen, weil der Eigner den Preis deutlich erhöht hat", erzählt Wimmer. Eine fatale Entscheidung, denn nach einem Zwischenstopp bei Gibraltar, wo man Wasser und Lebensmittel bunkerte, begannen die technischen Probleme. "Die Motorkühlung war defekt, der Wassertank leck und dann rissen sowohl das Groß- als auch das Vorsegel", schildert der Oberösterreicher. Kurz: Das Schiff war manövrierunfähig. Nach etlichen Tagen, in denen die Jacht mit seiner Besatzung im Atlantik trieb, entschloss sich Wimmer - obwohl er nicht Skipper war - zu handeln, verständigte seinen Sohn, der den Notruf absetzte.
Die vier glücklosen Segler wurden auf dem Kreuzfahrtschiff aufgepäppelt - sie waren dehydriert und geschwächt - und sind wieder in gutem gesundheitlichem Zustand. Einer der Marokkaner hatte bereits unter Wahnvorstellungen gelitten und Treibstoff getrunken, um seinen Durst zu stillen, er liegt noch auf der Krankenstation des Kreuzfahrtschiffs. "Ich hoffe, dass die Behördenwege rasch über die Bühne gehen, damit ich Weihnachten mit meiner Familie in Enns verbringen kann", sagt Wimmer.
Die Behördenwege - eine komplizierte Angelegenheit, meint Pröhl: " Auf Kreuzfahrtschiffen müssen genauso viele Leute an Land gehen, wie eingecheckt haben. Einer weniger, das ist ok, solange die Leiche an Bord ist. Wenn es aber mehr sind, werden die Behörden nervös."
Der Lebensretter selbst wird am 22. Dezember wieder zu Hause sein - und seine nächsten Pläne schmieden. Unter anderem war der Abenteuerer - der auch für das Lasseer Reiseunternehmen Busam als Reiseleiter fungiert - schon in einigen Teilen der Erde auf höchst unkonventionelle Art unterwegs. Mit dem Schlauchboot nach Alaska, mit der Vespa nach Indien. Er lässt eben kein Abenteuer aus, der Wolfgang Pröhl.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.