Am Pilgerweg der Servitenmönche
Christian Lederer aus Kötschach-Mauthen pilgerte im Hochsommer über 800 km durch Italien und Österreich
KÖTSCHACH (hajo).
Er ist derzeit der einzige Organist im „Gailtaler Dom“. Sein Tun ist beherzte Berufung, und das seit über einem Viertel Jahrhundert. Der Arbeitsplatz des 42jährigen Pädagogen Christian Lederer aus Kötschach-Mauthen ist die „Fercher von Steinwand Gedächtnisschule“, eine Expositur der Volksschule Stall im Mölltal. Doch seine Heimat ist und bleibt das Gailtal.
Als leidenschaftlicher Pilger blickt er auf grosse Erfahrung zurück. Jakobsweg, Wanderung um Assisi oder Wanderung von Tschechien über Slowakei bis Mariazell wurden von ihm bereits erfolgreich absolviert. „Motiviert und inspiriert vom Inhalt des Buches >Jerusalem-Weg< fiel meine Wahl spontan auf den Weg der Servitenmönche von Florenz bzw.Monte Senario nach Österreich. Seit meiner Kindheit ist mir der Servitenorden bekannt und vertraut. Über Umwegen habe ich vom Kalifornier Chris Mooney die exakte Marschroute erhalten. Dazu auch einen Brief vom Juni 1615, der die Reise der Eremiten vom Monte Senario nach Innsbruck beschreibt.“ Grob umrissen verlief Christian Lederer’s 815 km lange Pilgerroute wie folgt: Florenz – Bologna – Modena – Reggio nell’Emilia – Guastalla – Mantova – Verona – Trento – Bozen – Brixen – über den Brenner nach Innsbruck – wieder über den Brenner zurück in’s Pustertal – Staatsgrenze bei Sillian – Kartitsch – Lesachtal – Kötschach-Mauthen. Einschliesslich Anreise nach Florenz dauerte das ganze Unternehmen 43 Tage, davon 36 Wandertage 2 Reisetage und 5 Ruhetage mit diversen Besichtigungen. Rechnerisch waren daher pro Wandertag durchschnittlich 23 km zu absolvieren. Von der Toscana-Metropole Florenz über Italiens Hauptwasserscheide Apennin gibt es einen markierten Wanderweg. Ab Verona benutzte Christian den Etsch-Radweg, und ab Brixen führt der Tiroler Jakobsweg über den Brenner bis nach Innsbruck. Lediglich von Bologna entlang der endlosen Po-Ebene bis Verona war es zeitweise mühsam, abseits der lärmenden Autobahnen oder Staatsstrassen fussgängerfreundliche Passagen zu finden. „Für diese Strecke brauchte ich eine ganze Woche, und das bei elendigen Hochsommer-Temperaturen gegen 40 Grad...“ erinnert sich der sportlich-zähe Gailtaler Pilger. Am Nachmittag des 26.August 2013 erreichte Christian schlussendlich sein Ziel, den Heimatort Kötschach-Mauthen: „Eigentlich ist es ja so, dass das Zufussgehen jenes Tempo ist, das unserem Gehirn und seiner Aufnahmefähigkeit am besten angepasst ist. Es war ein wunderbares Erlebnis, das ich auf keinen Fall missen möchte und das ich auch nie bereut habe. Von den schönen und vielfältigen Eindrücken kann ich sicher noch lange zehren. Jedenfalls freue ich mich, bin froh, dankbar und wohl auch ein wenig stolz, dass ich diesen meinen Pilgerweg gemeistert habe.“ Fritz Unterweger, sein ehemaliger Lehrer, Mentor und Leiter des Kirchenchores der Pfarre Kötschach, beschreibt Christian Lederer kurz wie folgt: „Christian entstammt einer Lehrerrfamilie. Mutter und Vater haben seinerzeit in der Singgemeinschaft mitgesungen. Christian ist schon als Schüler aufgefallen, war sehr begabt und sehr belesen. Er erlernte schon als Kind das Klavier- und dann das Orgelspiel, das immerwieder auch von auswärtigen Kirchenbesuchern sehr geschätzt wird.“ Statistisches zum Pilgerweg: Christian übernachtete während seiner Wanderung 22x in Hotels und Gasthäusern, 5x in Pensionen, 5x in Klöstern, 2x auf Bauernhöfen, 2x am Camping, 1x am Pfarrhof, 1x im Zug und 1x privat. Im Zuge seiner Tour hat er 112 Kirchen und 117 Gaststätten besucht. Der geografisch tiefste Punkt war Florenz (49m), der höchste die Tannwiese am Kartitscher Sattel (1520m). Ausserdem erstieg er zwei Gipfel, nämlich den Mt.Senario (815m) und den Mt.Adone (654m). „Mein treuer Begleiter war, wie es isch für einen Pilger gehört, der Rosenkranz, der mir speziell manche langwierige, heisse, öde, ermüdenden oder schmerzhafte Etappe erleichterte...“
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