Harte Zeiten für zarte Falter
Sie verzaubern, sind überall gern gesehen. Der Lebensraum des Schmetterlings wird aber immer kleiner.
WEISSENSEE. Sie sind die ersten Opfer, wenn es um Gebiete mit starker Landwirtschaft, bewirtschaftete Flächen oder Siedlungsbau geht, ihr größter Feind ist allerdings der Mensch! Die Lage der Kärntner Schmetterlinge ist, wie überall anders auch: ihr Lebensraum verschwindet. Einer, der beinahe alles über Falter weiß, ist Christian Wieser, der Stv. Wissenschaftlicher Geschäftsführer, Abteilungsleiter Zoologie. "Schmetterlinge sind Teil des Systems und temperaturgesteuert. Hochalpine Arten verschwinden, wenn es drei bis vier Grad wärmer wird. Sie können sich nicht anpassen."
Weiße Flecken
Welche Arten in Kärnten ausgestorben sind, ist für den Wissenschaftler nicht so leicht zu beantworten: "Es gibt an die 3.000 Arten, wer soll da den Überblick behalten. Es gibt keine Aufzeichnungen." Bemerkt werden höchstens geringere Sichtungen oder gar die Rückkehr vermisster Falter. Hier herrscht noch Forschungsbedarf. "Es gibt aber definitiv versteckte Arten", weiß der gebürtige Gitschtaler. Diese finden sich auf der Mussen im Lesachtal, im Oberen Drautal und Unterkärnten. "Das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht", so der Zoologe.
"Schmetterlinge sterben leise! Niemand merkt es. Das ist ein weltweites Problem!"
(Christian Wieser)
Letzte Paradiese
Auch wenn es in vielen Gebieten für den Kärntner Schmetterling eng wird, bleiben doch Paradiese wie der Naturpark Weißensee als kleine Enklaven. Gefahrlos herumflattern können sie natürlich auch hier nicht ganz. Denn der Schmetterling ist ein Teil der Nahrungskette für Vögel, Igel, Fledermäuse oder Spitzmäuse.
Schulthema Schmetterling
Im Rahmen einer Kooperation zwischen Kärntner Landesmuseum und dem Naturpark Weißensee hat Christian Wieser das Thema Schmetterlinge abgedeckt. Hier haben die Schüler Schmetterlingswiesen ausgesät, darunter z.B. Schmetterlingsflieder, Felsenbirne und Faulbaum. Die Naturpark-Schule in Techendorf hat sich besonders mit dem Thema Schmetterlinge beschäftigt. Inzwischen gibt es Schautafeln und eine Schmetterlingsausstellung.
Geflügelte Wesen
Christian Wieser beschäftigt sich nicht nur beruflich mit Faltern. Eigentlich hat er überhaupt nur ihretwegen diesen Berufsweg gewählt. Das Schlüsselerlebnis des Gitschtalers liegt in seiner Kindheit: "Als Bursch hab ich nachts einmal das Licht angelassen und am nächsten Tag war die Lampe voller Falter. Da hab ich mit großen Augen geschaut." Unter dem Weihnachtsbaum fanden sich so immer wieder Schmetterlingsbüchlein. Dass das Gitschtal in Sachen Falter so gut erforscht ist, hat es Wieser zu verdanken, der selbst seine Dissertation über diese Tiere schrieb. Lieblingsschmetterling hat Wieser aber keinen. "Es geht mir um das Lebewesen an sich!"
Zur Sache: Naturparks
Allein im Naturpark Dobratsch flattern über 1.400 nachgewiesene Schmetterlingsarten. Deshalb wurden Schmetterlinge auch in beiden Kärntner Naturparks Dobratsch und Weißensee als Schwerpunktthema zum Programm. Auch in das Besucherprogramm der beiden Naturparks wurden die Schmetterlinge integriert. Jedes Jahr startet die Schmetterlingssaison im Naturpark Dobratsch mit einer „Nagelfleck“-Beobachtung und in der Nacht können die Tiere mit „Lichtfallen“ angelockt werden. Schwalbenschwanz und Segelfalter versammeln sich an warmen Hochsommertagen sogar am Gipfel des Dobratsch. Das Schwerpunktthema „Schmetterlinge“ soll in den Naturparks nicht nur das Wissen um die einzelnen Arten vertiefen, sondern auch die Zusammenhänge von Tieren und ihren Lebensräumen verdeutlichen. Damit wird das Bewusstsein für die Biodiversität bei den Park-Besuchern gestärkt.
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