Steirer leisten fast 40 Millionen Überstunden
Dass die Wirtschaft doppelte Stundenlöhne an christlichen Feiertagen nur noch an Katholiken ausbezahlen will bzw. einige Feiertage verschieben oder gar ganz abschaffen will (die WOCHE berichtete exklusiv), sorgt in Gewerkschaftskreisen derzeit für massive Missstimmung. „Man versucht den Druck auf die Arbeitnehmer immer weiter zu erhöhen“, ist der Grazer ÖGB-Vorsitzende Gerald Haßler empört. „Dabei leisten die Erwerbstätigen hierzulande schon jetzt mehr als in jedem anderen EU-Land.“
Das belege eine neue Studie der Gewerkschaft. Ihr zufolge haben die Steirerinnen und Steirer im Vorjahr 38,6 Millionen Überstunden geleistet. „Damit sind wir beim Arbeiten Europameister. Nirgendwo sonst liegt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit bei Vollerwerbstätigen höher“, berichtet Haßler. Im Steirerland betrage diese nämlich 43,8 Stunden – das sind um 2,8 Stunden mehr als im EU-Schnitt.
Das Fatale daran: Viele Chefs entlohnen die Mehrarbeit ihrer Mitarbeiter nicht. Laut ÖGB werden sogar 27 Prozent der Überstunden nicht ausbezahlt. Umgerechnet auf die Gesamtzahl heißt das, dass die Steirer allein 2010 fast zehn Millionen Stunden für ihre Arbeitgeber gratis gearbeitet haben.
Aus diesem Grund fordert Haßler nun „schärfere Maßnahmen und höhere Strafen bei manipulierten Zeiterfassungssystemen“ sowie eine prinzipielle Reduktion der Überstunden. „Würde man diese nur um ein Drittel kürzen, ergebe das allein für unser Bundesland einen Mehrbedarf von rund 7.700 Vollzeitarbeitskräften“, rechnet Haßler vor.
Und damit noch nicht genug: Mittelfristig fordert die Gewerkschaft sechs Wochen Urlaub für alle. Denn Zeitdruck und Überbeanspruchung werden zunehmend als Belastung empfunden. Haßler: „Untersuchungen zeigen, dass hier in der Steiermark beinahe schon jeder dritte Beschäftigte über Probleme klagt. Sie fühlen sich häufiger krank und sind es auch.“
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