Gailtal
Umsatz-Schwund in der Reise-Branche

- Zuversichtlich zeigt sich Johannes Wiegele vom Bad Bleiberger Traditionsbetrieb: "Eine baldige Impfung ist wichtig."
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Auch im zweiten Lockdown gibt es für Reisebüros und Bus-Unternehmer nahezu keine Förderungen. Die WOCHE hörte sich im Gailtal um.
GAILTAL. Unbedingt mehr Fairness für die Reisebranche fordert Andrea Springer, Fachgruppen-Obfrau in der Wirtschaftskammer Kärnten. „Für mich ist es unverständlich. Im jetzigen Lockdown können Reisebüros und Reiseveranstalter offenhalten, obwohl laut Gesundheitsministerium Reisen zu touristischen Zwecken verboten sind. Die Branche ist von den Corona-Maßnahmen stark betroffen und dennoch – wie schon im ersten Lockdown – nicht geschlossen. Das heißt, es gibt auch keinen Umsatz-Ersatz. Kongress-Veranstalter und Reisebus-Unternehmen werden aber berücksichtigt.“ Die WOCHE Gailtal hörte sich bei Gailtaler Bus-Unternehmern um, wobei die Probleme und Sorgen bei allen Betrieben ähnlich negativ gelagert sind.
Hohes Umsatz-Minus
Johannes Wiegele, Geschäftsführer des gleichnamigen Reisebüros und Busunternehmens in Bad Bleiberg, beziffert den heurigen Umsatz-Rückgang bei seinen sechs Reisebussen im Zuge der Corona-Pandemie mit 90 Prozent. „Wir sind ein erfahrener Familienbetrieb in vierter Generation, der bereits 1912, also vor 108 Jahren, gegründet wurde. Wir haben zwei Weltkriege überstanden und mit dem Euro die bereits fünfte Währung erlebt, daher sind wir zuversichtlich, dass auch diese Krise einmal vorüber sein wird."
Wiegele weiter: "Normalisieren wird sich die Situation sicher erst schrittweise mit entsprechend breit angelegten Impfungen. Der Linienverkehr von Villach über Bad Bleiberg nach Nötsch und weiter bis Tratten läuft ohne Unterbrechung. Aber wir haben im Oktober einen neuen Reisebus bekommen, der noch immer unangemeldet in der Garage steht. Vom ersten Quartal 2021 erwarten wir uns noch keine wesentliche Änderung der aktuellen Situation. Durch die nicht vorhandene Planungssicherheit ist unser Alltag nach wie vor von Verschiebungen und Absagen geprägt.“

- Gundi Fröse: "Maßnahmen unbedingt verlängern!"
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Hilfestellung verlängern
"Gitschtal Reisen"-Geschäftsführerin Gundi Fröse beklagt in ihrem Betrieb ebenfalls hohe Umsatz-Rückgänge bis zu 80 Prozent. „Der Linienverkehr zwischen Weissensee und Hermagor sowie auch der Schulbus-Verkehr konnten weitergeführt werden, aber bei den Busreisen sehe ich ab Jänner 2021 noch keine Besserung. Wichtig ist, dass alle Hilfsaktivitäten der Bundesregierung wie Kurzarbeit, Umsatz-Ersatz und Fixkosten-Zuschuss entsprechend dem aktuellen Pandemie-Verlauf unbürokratisch verlängert werden.“

- Bernhard Wastian hofft auf baldigen Impfstoff.
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Reiseprogramm 2021 fertig
Sein Umsatz-Minus im laufenden Jahr 2020 beziffert Bernhard Wastian, Reisebüro- und Bus-Unternehmer in Weißbriach, mit 95 Prozent. „Wir haben keinen Linien- oder Schulbus-Verkehr, daher sind die Umsätze schwach und meine Mitarbeiter noch beim AMS gemeldet. Die Bemühungen der Wirtschaftskammer, wie von Andrea Springer definiert, sind überlebenswichtig. Unser Reiseprogramm für 2021 ist fertig. Ich hoffe stark, dass es ab März und April wieder losgeht. Wichtig wird ein Impfstoff sein, damit die Angst vor dem Virus verschwindet."

- Christof Themeßl-Huber setzt auf baldige Reiselust.
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Stehende Busse kosten
Die Obergailtaler Verkehrsbetriebe (OGV) sind verstärkt im Linienverkehr tätig. Doch bei den Reisebussen spricht Geschäftsführer Christof Themeßl-Huber von einem Umsatz-Ausfall von 90 Prozent: „Die gute Sommer-Stimmung ist leider im September wieder eingebrochen. Die Branche braucht dringend Unterstützung. Die Werbe-Maßnahmen für heuer waren leider umsonst. Jeder stehende Bus kostet viel Geld und hat enormen Wertverlust. Leider sind die meisten Schulwochen für das erste Halbjahr 2021 wieder storniert worden."
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