Rochade in der SPÖ
Antoni nach Rückzug im Interview: "Ich bin zutiefst enttäuscht"

Konrad Antoni war insgesamt elf Jahre als Abgeordneter in Landtag und Nationalrat tätig.
  • Konrad Antoni war insgesamt elf Jahre als Abgeordneter in Landtag und Nationalrat tätig.
  • hochgeladen von Bettina Talkner

BEZIRK GMÜND / WALDVIERTEL. Wesentlich früher als gedacht neigt sich die Zeit als SPÖ-Nationalratsabgeordneter für Konrad Antoni aus Kleedorf in der Stadtgemeinde Schrems dem Ende zu. Nach parteiinternen Differenzen verzichtet das SPÖ-Urgestein auf den neuerlichen Antritt als Spitzenkandidat. So entging Antoni einer Niederlage in einer sogenannten Kampfabstimmung - denn die Mehrheit der Bezirke im Waldviertler Wahlkreis unterstützt den Gföhler Stadtrat Günter Steindl. Die Bezirksblätter haben Konrad Antoni zum persönlichen Interview gebeten, weiter unten erfahren Sie mehr Details zum Hintergrund.

Als das Ibiza-Video publik wurde, haben Sie daran gedacht, dass dieses auch Sie tangieren könnte?
Konrad Antoni: Nie im Leben! Wenn man in die Politik geht, sollte man auch die Stabilität ernster nehmen. Vorzeitige Wahlen sind nicht im Sinne des Volkes, denn das Volk entsendet seine Vertreter für fünf Jahre in das Parlament.

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie auf die Geschehnisse der letzten Tage blicken?
Nicht gut, schließlich hat sich mein ganzes Leben in der Partei abgespielt. Meine Kinder waren auch einmal klein, jetzt sind sie erwachsen - ich will nicht sagen, dass die Partei immer die Nummer eins war, aber überwiegend schon. Man hat schon viel Herzblut hineingesteckt. Man kann über alles reden, das hätte ich mir erwartet, darum geht es mir nicht gut mit dieser Geschichte.

Mit welchen Gefühlen treten Sie Ihren Parteikollegen nun gegenüber?
Ich muss sagen, ich will es nicht eskalieren lassen. Ich bin in einer sozialdemokratischen Familie aufgewachsen und ich bleibe auch Mitglied, aber ich werde mich für manche, die in der Causa wesentlich mitgespielt haben, natürlich nicht mehr auf die Schienen werfen.

Wie geht Ihr politisches Leben nun weiter?
Aus der Erfahrung heraus wird einen Monat nach der Wahl der neue Nationalrat angelobt. Bis Ende Oktober werde ich mein Mandat also noch ausüben, auch wenn es mir teilweise schwer fällt.

Wie sieht es mit ihren Funktionen als Bezirksparteivorsitzender für die SPÖ in Gmünd und Gemeinderat in Schrems aus?
Das bleibt einmal so.

Und beruflich, schließlich war es Ihr Job, Nationalratsabgeordneter zu sein?
Ja, es war mein Job. Aber ich habe aufgrund einer Empfehlung vom Abgeordneten Hansi Maier vor 25 Jahren, wenigstens mit ein paar Stunden im Brotberuf zu bleiben, weiterhin 19 Stunden als Projektbuchhalter bei den ÖBB gearbeitet. Und dieser Tipp erweist sich jetzt als goldrichtig, denn mein Brotberuf ist auf wachsendem Knowhow aufgebaut. Wenn ich mich wirklich karenzieren lassen hätte, hätte ich zwar ein Rückkehrrecht gehabt, aber ich könnte jetzt in meinem Beruf nicht mehr arbeiten. Ich habe bereits das Ansuchen gestellt, ab 1. November wieder in eine Vollzeitbeschäftigung rückkehren zu können.

Was sagt Ihre Familie zu den neuen Umständen?
Meine Frau hat das wirklich mitgetragen, aber jetzt hat sie schon zu den Kindern gesagt ,ich bin glücklich, dass wir ihn wieder haben'. Und ich hätte zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren den Sommerurlaub mit ihr stornieren wollen - die Stornorechnung hatte ich schon Zuhause - diese Entscheidung hat man mir erleichtert. Wir dürfen jetzt in den Urlaub fahren.
Ende des Interviews

Unterstützungszusage hat nicht gehalten

Konrad Antoni steht bei der vorgezogenen Nationalratswahl nicht mehr als SPÖ-Spitzenkandidat zur Verfügung. Stattdessen wird Günter Steindl aus dem Bezirk Krems ins Rennen geschickt. Die Gmünder SPÖ wird damit erstmals seit 1945 keinen Abgeordneten im Landtag, Bundesrat und Nationalrat stellen. Antoni fühlt sich von seinen Parteikollegen hintergangen. "Bis vor wenigen Wochen haben mir alle aus meinem Wahlkreis noch schulterklopfend immer wieder die Treue geschworen und beteuert wie toll ich das mache", ist er enttäuscht.

Jene Bezirke, die sich für Steindl statt Antoni ausgepsrochen haben - das sind Zwettl, Horn und Krems - berufen sich auf eine Aussage, die der Schremser im Vorfeld der letzten Nationalratswahl getätigt hat. "2017 habe ich gesagt, dass ich am Ende der Legislaturperiode - und ich gehe immer davon aus, dass es eine ganze ist und nicht eine mit 15 Monaten - im 59. Lebensjahr bin und nicht mehr antreten werde. Meine Meinung war immer, wenn man zehn Jahre oder mehr in der Spitzenpolitik war und sich dann dem 60. Lebensjahr nähert, sollte man die Position für jemand anderen freigeben", erklärt Antoni und fügt hinzu: "Was mich jetzt wirklich erschüttert ist, dass man sich meine Aussage jetzt so gestaltet, wie es für andere gerade geschickt ist." Nur die Waidhofner und die Gmünder SP-Bezirksorganisationen standen bis zuletzt hinter Antoni - für eine Mehrheit hätte es damit nicht mehr gereicht.

"Ich hatte zwei Optionen, ich kann mich einer sogenannten Kampfabstimmung stellen, im Wissen wie sie ausgeht, oder ich ziehe selbst die Konsequenzen. Ich habe mir in all meinen vielen Jahren in der Partei und elf Jahren als Abgeordneter nichts zu Schaden kommen lassen, ich wollte mich nicht abwählen lassen. Weil das immer einen negativen Beigeschmack hat, so als ob irgendetwas nicht gepasst hätte, darum habe ich die Kandidatur zurückgezogen", begründet Antoni seine Entscheidung.

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