Brustentfernung aus Angst vor Krebs

Die Gynäkologin Alexandra Meixner, vielen durch ihr Lehr-Kabarett Sexmythen ein Begriff, erklärte die Problematik rund um das Brustkrebsgen und Brustentfernungen. | Foto: Foto: eju
  • Die Gynäkologin Alexandra Meixner, vielen durch ihr Lehr-Kabarett Sexmythen ein Begriff, erklärte die Problematik rund um das Brustkrebsgen und Brustentfernungen.
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BEZIRK (eju). Angelina Jolie hat sich, weil Trägerin des Brustktrebs-Gens und damit mit 85-prozentigem Risiko an Krebs zu erkranken, ausgestattet, vorsorglich und aus Angst beide Brüste entfernen lassen. Schuld an der freiwilligen Verstümmelung trägt das Brustkrebsgen BRCA 1 und 2.
Die Bezirksblätter Gmünd fragten nun bei der bekannten und beliebten Gynäkologin Alexandra Meixner nach, was es mit der Sache aus ihrer Sicht auf sich hat.

BB: Wie viele Frauen tragen dieses Gen?
Meixner: "Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau – laut Statistik Austria 2007 wird jede 8. Frau im Laufe ihres Lebens daran erkranken. Bei 5 Prozent dieser Erkrankten sind angeborene genetische Veränderungen (Mutationen) im Brustkrebsgen 1 (BRCA 1) bzw. im Brustkrebsgen 2 (BRCA 2) dafür verantwortlich. Wenn bei einer Frau eine Veränderung im BRCA 1 oder 2 festgestellt wurde, dann steigt für diese betroffene das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken auf 85 Prozent!"

BB: Wer kann sich testen lassen und wie?
MEIXNER: "Einen Hinweis darauf, ob in der Familie ein vererbter Brustkrebs vorliegt, gibt die Anzahl der Erkrankungen an Brust- und Eierstockkrebs innerhalb der Familie. Für die genetische Untersuchung muss eines der folgenden Kriterien in der väterlichen oder mütterlichen direkten Verwandtschaftslinie zutreffen:
• 1 Brustkrebserkrankung vor dem 35. Lj
• 2 Brustkrebserkrankungen vor dem 50. Lj
• 3 Brustkrebserkrankungen vor dem 60. Lj
• 1 Brustkrebs vor dem 50. Lj. & eine Eierstockkrebserkrankung jeglichen Alters
• 2 Eierstockkrebserkrankungen jeglichen Alters
• 1 männlicher und ein weiblicher Brustkrebs
Wird eines der Kriterien erfüllt, kann man sich in der „genetischen Beratungsstelle für erblichen Brust- und Eierstockkrebs“ an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde im AKH Wien einem Beratungsgespräch unterziehen. Ein Sondierungsgespräch, ob eine Frau betroffen sein könnte, führen auch manche niedergelassenen GynäkologInnen, die eine Ausbildung für dieses Beratungsgespräch absolviert haben. Wichtig ist in diesen Beratungsgesprächen, dass schon im Vorhinein die Konsequenzen – sowohl medizinisch als auch psychosozial – bei einem Vorliegen einer BRCA-Veränderung besprochen werden. Denn wenn eine Frau nach Einlangen des Befundes liest, dass sie betroffen ist und dass ihr Brustkrebsrisiko auf 85 Prozent und das Eierstockkrebsrisiko auf bis zu 60 Prozent steigt, dann führt dies verständlicherweise zu massiven Angstgefühlen und hat meist Einfluss auf das gesamte Leben der Frau.
Möchte die Frau sich austesten lassen, nachdem sie dieses Beratungsgespräch geführt hat, so wird das durch den/die jeweilige/n Arzt/Ärztin, der die Beratung geführt hat bzw. im AKH gemacht mittels Blutabnahme. Das Ergebnis dieser aufwendigen molekulargenetischen Untersuchung dauert mehrere Monate bis zu einem Jahr.

BB: Welche Maßnahmen können getroffen werden, wenn frau betroffen ist?
MEIXNER: "Die betroffenen Frauen haben die Wahl zwischen intensivierten Früherkennungsuntersuchungen oder einer vorbeugenden Entfernung des Brustdrüsengewebes. In ersten Fall kann eine Brustkrebserkrankung im Frühstadium erkannt aber nicht verhindert werden. Durch die Früherkennung kann aber die Therapie und somit auch die Prognose der Erkrankten verbessert werden. So werden z.B. bei Mutationsträgerinnen schon ab dem 25. Lebensjahr jährlich Magnetresonanzuntersuchungen veranlasst.
Im zweiten Fall kann das Brustkrebsrisiko durch die vorbeugende Entfernung des Brustdrüsengewebes auf unter 10 Prozent reduziert werden. Diese Operation wird von den Krankenkassen übernommen."

BB: Welche Risiken hat die Behandlung?
MEIXNER: "Wichtig ist es, die Frauen vor der Operation darüber aufzuklären, dass oft mehrere Operationen nötig sind. Nach den Operationen kann es zu Heilungsstörungen, Narbenschmerzen und zu Gefühlsstörungen kommen. Auch wenn ein Brustaufbau erfolgt, so kann das kosmetische Endergebnis nicht den Vorstellungen der Frau entsprechen – vor allem kann es häufig zu Problemen beim Verheilen der Brustwarzen kommen. Was bei allen Frauen bleibt, ist jedoch die Sorge um die eigenen Kinder, welche mit 50 prozentiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls die Veränderung im Brustkrebsgen geerbt haben können – unabhängig ob Tochter oder Sohn."

BB: Wer entscheidet sich für die vorbeugende Entfernung des Brustdrüsengewebes?
MEIXNER: "Bei uns in Österreich sind es derzeit ca. 10 Prozent aller Frauen mit einer Mutation einer der beiden Brustkrebsgene. Das Durchschnittsalter dabei ist ca. 38 Jahre und meistens sind es Frauen, deren Mutter jung an Brustkrebs verstorben ist oder die selbst schon mehrere Gewebsentnahmen (Biopsien) von Knoten an der Brust hatten, auch wenn diese noch gutartig waren. Zum Vergleich: in den Niederlanden entscheiden sich 35-51% aller Trägerinnen der BRCA-Veränderungen für diese Operation."

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